Heute werden wir mehr lesen zum 8. März als andere Jahre. Der Women’s March on Washington hat letztendlich die Erkenntnis erneuert, dass Frauenrechte noch jung und nicht umsonst sind. Was sich in vielseitigen Presseartikeln wie auch im guten alten Leserbrief („Emanzen!“) niederschlägt, wobei mich letzterer besonders nostalgisch stimmt. Es gibt sie noch, die ganz normalen Frauenhasser!
Zum Weltfrauentag hab ich drei Erzeugnisse weiblicher Kreativität ausgewählt: Ein Gedicht, eine Reportage und ein Lied.
Das Gedicht hat die fast vergessenen Debora Vogel (*1900 bei Lemberg, +1942 im Lemberger Ghetto) in den Dreissigerjahren geschrieben. Dank des sehr geschätzten „Sinn und Form“ ist es erstmals auf dem Netz zugänglich. Es passt zur Skepsis, die diesem Frühlingsanfang 2017 innewohnt.
Akazien blühen
Es gibt enorm viel Raum in der Welt: unnötigen,
unbeholfenen Raum.
O, die flachen langsamen Räume, langweilig wie
ein großer mit Lauge gescheuerter Bretterfußboden,
wie die runde Landschaft eines Kalendersonntags
mit Menschen, die für etliche Stunden ihr Schicksal
irgendwo verlegt haben. Und die bummeln.
Quelle: Sinn und Form 69. Jahr, 1. Heft 2017, Leseprobe mit Hinweisen auf das Leben der Autorin.
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Die Reportage
Diese sagenhafte Recherche aus der New York Times lege ich allen hier Lesenden ans Herz, denn solche Arbeiten sind eine Seltenheit. Mit einem Rückblick auf den Wahlerfolg von Ellen Johnson Sirleaf in Liberia 2005 zieht Helen Cooper Vergleiche zum Wahlkampf um das US-Präsidium. Dabei stehen die Aktivitäten von liberischen Frauen und deren Fähigkeit, mit Vorurteilen, Konkurrenz und Rückschlägen umzugehen, im Zentrum. Diese Frauen konzentrierten ihren Wahlkampf auf kleine Gruppen und Räume und blieben beharrlich in jedem Moment. Dank ihnen triumphierte eine alte Grossmutter über einen schnittigen Fusballer. Als Präsidentin befriedete sie das versehrte Land Schritt für Schritt und ist bis heute im Amt.
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Das Lied
Mein Lieblingscover von MILCKs „I can’t keep quiet“:
Die Version dieser Schwedinnen hat es mir ebenfalls angetan. Vielleicht weil es aussieht, als wären es Lehrerinnen in ihrer Schule.
Einmal mehr: Zum Aufbruch, Schwestern!
Und ich hatte die taz – die hatte eine Frauenzeitung gemacht für heute.
Das ist auch sehr schön – die treue taz.
P.S. Aufgefallen: Das Kommentarwesen hat sich wahrlich verändert, heute kriegte ich die Comments zu meinem Blogbeitrag hier via What’sApp.
Mit What’sApp will ich nicht mehr mithalten. Das lehne ich ab. Zu alt wahrscheinlich.
@Hauptschulabschluss: Find ich überlebenswichtig, Kanäle konsequent wegzulassen (hab’s bis vor einem halben Jahr mit FB so gemacht). What’sApp ist bei uns schulmässig in Gebraucht, alle Klassen haben What’sApp-Gruppen und die beiden Kollegien, die ich führe, auch. Aber nur Mail ist Pflicht, d.h. via What’sApp läuft nur Zeugs, das verzichtbar ist (aber manchmal sozial interessant) oder auch noch per Mail kommt. Im Moment eine gute Lösung.