D.B. und ich haben einander inzwischen die Ergebnisse überreicht und auch ein abschliessendes Gespräch über die Hospitationen an der WKS (mein Lehrort) und der GIBBUL (sein Lehrort) geführt.
Allgemein ist zu sagen, dass wir beide den ähnlichen Beobachtungsschwerpunkt hatten:
Wie wird Theorie mit Praxis verbunden?
Wie lebensnah ist der Branchenunterricht?
Wie nimmt die Lehrperson Bezug auf den Alltag der Lernenden?
Es ging aber auch um den Gesamteindruck und wir haben uns nicht gescheut, aus der Situation heraus Verbesserungsvorschläge zu machen.
D.B.s Feedback war alles in allem sehr positiv, er fand meinen Unterricht „sehr läbig“ und interessant. Er meinte, es sei irgendwie „immer weiter und weiter gegangen“ und das positiv. Dazu muss ich sagen, dass das Thema „Diebstahl“ natürlich ein dankbares ist, weil es jeden angeht. Es ist gut möglich, dass eine andere Lektion für einen Koch und Ernährungsfachmann langweiliger gewesen wäre. Beim WAS und WIE hat D.B. in diesen Lektionen kein Verbesserungspotential geortet, dafür beim WARUM. Das hatte ich etwas vernachlässigt, weil ich es wohl unterbewusst vernachlässigbar weil selbstredend fand. Ist es aber nie.
Weitere wichtige Punkte aus der Abschlussrunde:
Wir sind sehr verschieden. Unser Unterrichtstil lehnt sich an unser übriges Arbeitsprofil an. D.B. ist eher ruhig und besonnen, wie das in der Küche nötig ist, und ich bin eher zackig und umtriebig, wie das halt zum Buchhandel passt. Wir haben festgestellt, dass wir voneinander abgucken können, es aber nicht möglich ist einander zu kopieren, auch wenn einen der Stil des anderen noch so gefällt.
Ebenfalls bemerkt haben wir, dass wir verschiedene Stärken und Schwächen haben. Das WARUM (müssen die Lernenden dies und das können…) ist ein gutes Beispiel dafür. Ich habe D.B.s Unterricht hier als perfekt beurteilt, er sieht bei meinen Erklärungen wie gesagt noch Ausbaumöglichkeiten. Visualisieren fällt mir hingegen leicht, ich bin flexibel und kann auch rasch etwas anzeichnen. Bei ihm muss sich das noch einspielen. Finde ich allerdings sonnenklar, er unterrichtet eine viel kürzere Zeit als ich.
Spannend fand ich eine frühere Reaktion von D.B., die er sich selber schlecht erklären konnte, mir hingegen war sie völlig einleuchtend. Ein angehender Koch hat einen Radiergummi über alle Pultreihen von hinten nach vorne einem Kollegen zugeworfen. Er ist D.B., der ganz vorne stand, vor den Füssen gelandet. Daraufhin ist die sonst so ruhige Lehrperson mit den guten Nerven unverhältnismässig stark ausgeflippt und hat den Werfer glaub ich sogar aus dem Zimmer gewiesen.
Für mich ist klar, dass es in der Küche lebensgefährlich sein kann, Dinge zu werfen. Es passt nicht in das Weltbild des Koches, es ist keine Verhaltensweise, die er sich leisten kann. Die Küche ist gross, aber ein Koch wird neben den scharfen Messern und wertvollen Küchengeräten, den teuren Zutaten und dem heissen Öl ganz bestimmt nichts herumschmeissen. D.B. konnte mit meiner Erklärung für seinen Wutanfall etwas anfangen. Er überlegt, das Schmeissen von Gegenständen genau wie das „Wäääh“ und „Igitt“, gleich zu Beginn zum Tabu zu erklären, sobald er wieder eine eigene Klasse hat.