Rollen rollen

+ Strukturierer + Darbieterinnen + Lernhelferinnen + Verhaltensmodelle + Beraterinnen + Sozialarbeiter + Gehinrforscherinnen + Handwerker + Arrangeurinnen + Lehrmeister + Allerskönner + Besserwisser + Mentorinnen + Motivatorinnen + Animateure + Kritikerinnen + Lehrmittelverwalter + Gesprächspartner + Beschützerinnen + Teamplayer + Dompteurinnen + Herrscher + Psychologinnen + Moderatorinnen + Problemlöser + Zensorinnen + Tröster + Gesprächsleiter + Protokollführerinnen + Urheberrechtsexperten + Urheberrechtsbanausinnen + Hüter + Normenvermittlerinnen + Ausbilder + Zahnkartenverwalterinnen + Alleinunterhalter + Belehrende + Lernstrateginnen + Gut-Zureder + Gesellschaftsagentinnen + Gitarrenstimmer + Schrankschlüsselverwalterinnen + Kopiervirtuosen + Leserinnen + Schreiberlinge + Kontolleure + Bändigerinnen + Hospitanten + Umsetzerinnen + Papierauffüller + Schadensmeldungsmacherinnen + Exkursionsleiter + Aufklärerinnen + Bastler + Sängerinnen + Aufsichthabende + Abfallentsorger + Türöffnerinnen + MasterEye-Einsatzleiter + Krankenpfleger + Beobachterinnen + Rechtfertiger + Erklärerinnen + Durchsetzerinnen + Argumentebeschaffer + Mit-Abwart-Tratscherinnen + Geburtstagskalenderherstellerinnen + Überzeugungstäter + Sänger
Wird viel leicht ergänzt. Vorschläge willkommen!
[Quelle: „Welche Rollen haben Lehrerinnen und Lehrer?“ frei nach der Einführung von Ursula.]

stimmt freundlich

Es gibt Lernende (wenige, zum Glück), die fehlen im Unterricht und ich verdächtige sie des Schwänzens. Die fragen meistens auch nicht nach, was gemacht worden ist, die erwarten Bringer-Information (mach‘ ich aber nicht, ausser sie sind im Spital oder in der Psychiatrie, kommt ja leider alles vor). Dann gibt es Lerndende, die nehmen sich meinen Einführungskurs („How To: Unterricht BVK“) zu Herzen und begreifen von Anfang an, dass man mich immer um Informationen bitten kann und mich per E-Mail am einfachsten erreicht. Das klingt dann so harmonisch:
Liebe Frau B
Sie haben keine Aufgaben. In der Lektion haben wir uns hauptsächlich mit der Folie attached
[Gesamtbuchhandel = Verlag/Zwischenbuchhandel/Sortimentsbuchhandel] beschäftigt.
Lassen Sie sich die Details von Ihren Kolleginnen erklären, das klappt sicher.
Ich freue mich, wenn es Ihnen besser geht!
Liebe Grüsse

—–Original Message five hours ago —-
Hallo Frau M
Ich möchte mich für meine Abwesenheit gestern entschuldigen. Ich hatte einen
Migräne-Anfall und musste nach Hause. Die Entschuldigung bringe ich Ihnen
nächste Woche vorbei.

Jetzt sollte ich noch wissen, was für Aufgaben wir auf nächste Woche haben.
Vielen Dank.

Herzliche Grüsse

Morgens um sieben

Unterrichtzeug einpacken (PC-Raum! Disketten!)
Dem Kind sein Schulzeug einpacken helfen (Flöte! Badezeug! Bibliotheksbücher!)
Mein Schulzeug für DIK 1 einpacken (Lerngeschichte ausdrucken!)
Mail von Kunde X beantworten (Leitbild korrigieren!)
Poverty-Report an Kunde Y weiterleiten
iPAQ synchronisieren
„Alles was Recht ist“; Online? (auf WKS-Site! Den Stiften heute zeigen! s.o.)

Uff. Erledigt.

Gummistiefel

Das Kind und ich wollten in die Stadt. Es regnete in Strömen und das Kind zog Gummistiefel an. Den Rechten links, den Linken rechts.
Ich fragte: „Warum, Kind, ziehst du die Stiefel verkehrt herum an?“
Das Kind antwortete: „Weil es egal ist.“
„Aber wenn es egal ist, kannst du sie doch ebenso gut richtig herum anziehen?“
„Weil es egal ist, lasse ich sie so.“
Also gingen wir zur Bushaltestelle. Auf dem Weg durch die Pfützen fragte ich: „Wollen wir zählen, Kind, wie viele Leute uns auf die verdrehten Stiefel aufmerksam machen?“ Das Kind zuckte mit den Schultern und meinte „also“.
Aber es war brav und zählte im Bus „eins, zwei, drei“ und vor der UBS „vier“ und vor der Heiliggeistkirche „fünf“ und zählte weiter beim Bell vorbei, über den Bärenplatz und vor dem Franz-Carl-Weber- Schaufenster war es schon bei zehn. Bis zum Zytgloggen zählte es „elf, fünfundvierzig, dreiundzwanzig“ und die Dame, die aus dem Laden des Penduliers trat, war genau die Hundertste. Wir passierten das Passbüro, den Kramgass-Comestibles und die Rathaus Apotheke und waren bei unserem Eintritt in die Gerechtigkeitsgasse schon bei einer Million.
Als wir die Tür zur Nummer 26 aufmachten sahen wir, dass Findus, Pippi und Lotte, die Prinzessin, und sogar der Mann vom Bärengraben und die Buchhändlerin ihre Stiefel verkehrt herum anhatten. Und wirklich, es war hier ganz egal.
[Diesen Text habe ich einmal auf die Bitte einer Klasse verfasst. Die Klasse wollte von mir ein typisches Erlebnis oder eine Anekdote aus meinem Leben. Sie hat daraus und aus den Erlebnissen anderer Lehrpersonen ein „Rätsel“ kreiert, das man auf S. 8 des Pegasus vom April 2004 nachlesen und auf S. 8 des Pegasus vom Juni 2004 auflösen kann.]

Weblogs 4 Beginners

Was Weblogs sind und können, dazu äussere ich mich ab und zu in der entsprechenden Rubrik des Blogs meiner Arbeitgeberin, der Münstergass-Buchhandlung. Dort finden sich auch viele erklärende Links. Was Weblogs als neues Genre für eine Bedeutung haben und was sonst so Nutzbringendes läuft in der Informationsgesellschaft, überlege ich zusammen mit meinen Branchenkolleginnen und -kollegen ebenfalls dort.
Wie Weblogs im Lehr- und Lernbereich (speziell an Universitäten) eingesetzt werden können, dazu hat der pfiffige Herr Röll eine ausgezeichnete Zusammenstellung gemacht.

Kolonialsprache Englisch?

Eine meiner Schülerinnen vertrat die Meinung, es sei kolonialistisch, dass sowohl das Internet wie auch die globalisierte Businesssprache Englisch sei (Englisch ist auch Messesprache in Frankfurt).
Im Buchhandel ist es wichtig, Meinungen gut zu reflektieren und auch in der Lage zu sein, damit hinter dem Berg zu halten. Dieses Thema beschäftigt uns immer wieder und es wäre spannend gewesen, auf die Diskussion einzusteigen. Aber die Zeit hat gefehlt und viele in der Klasse waren nicht interessiert.
So habe ich als Feedback einen Eintrag ins Blog „meiner“ Buchhandlung gemacht und ihr den Link geschickt. Sie hätte also die Möglichkeit gehabt, das wieder zu kommeniteren und konnte davon ausgehen, dass ich antworten würde. Sie hat sich jedoch nicht mehr geäussert, aber sie schien zufrieden, dass ich darauf eingegangen bin.
Und ich bin etwas stolz, dass ich ihr auch noch einen Buchtipp dazu „untergeschoben“ habe. Wer weiss, vielleicht kann sie das Büchlein einmal empfehlen. Einer Lehrerin zum Beispiel.

Ziel Praktikum Ziel

Worum geht es im praktischen Teil? In Prosa, frei nach Kursunterlagen:
Ich bin in der Lage, Unterricht zu beobachten und meine Wahnehmung zu formulieren. Wenn es gut läuft – und das glaube ich, dass es das wird – motiviert mich das Hospitieren, mein Lehr- und Lernverständnis und meinen Unterrichten zu thematisieren und zwar so, dass ich und andere es verstehen. Ein praktischer Pflichtteil ist ein immer ein Anstoss sich auszutauschen und Theorie und Praxis zu verknüpfen.
Als Übungs- und Praktikumslektionen gelten „systematisch reflektierte Lektionen“, wobei ich hier Interpretationsspielraum sehe. Die Reflexion ist kein Sololauf, sondern wird gemeinsam mit anderen durchgeführt oder basiert auf Rückmeldungen der Lernenden zum Unterricht.

Gilles im Verkaufsgespräch

Lieber Gilles
33 Mal hast du an der praktischen Prüfung im vergangenen Juni Bücher gekauft. Du hast das Hin- und Her, das Notebookgetippe und die Hitze gelassen ertragen. Du hast dein Kundenprofil von Medizin über Kochbuch via Theologie bis zum Kinderbuch spielend geändert. Cool hast du im Bauch deiner Expertinnen-Mutter gesessen und dich schlau machen lassen von den engagierten Lehrlingen der Abschlussklasse, von denen nicht eine/r ungenügend war beim Verkaufsgespräch.
Seit dem 9. Oktober bist du nun auf der Welt. Willkommen! Grüss mir deine Expertinnen-Mutter und rüste dich für die nächste Runde, die LAP-Planung hat schon begonnen.

Freude über Freude

Letzte Woche hat mich eine Lehrfrau gefragt, ob ich ihr meinen SPIEGEL zum Schillerjahr (sein 200 Todestag wird am 9. Mai 2005 sein) überlassen könne. Konnte ich nicht, war noch nicht fertig mit Lesen, aber habe versprochen, diese Woche mitzubringen. Habe ich gestern auch gemacht. Sie hatte grosse Freude, dass ich es nicht vergessen hatte, ich hatte grosse Freude über ihre grosse Freude. Und so ist der schöne Götterfunken über die Jahrhunderte gesprungen, just zu mir ins Schulzimmer.