Der Wahl-Sättigungsgrad sei nun erreicht. Es sei nur noch die Frage auf welchem Niveau. Die Prognosen schwanken zwischen einer sehr hohen Wahlbeteiligung, einger gleichbleibenden und einer etwas niedrigeren. Solche und andere umwerfende innenpolitische Erkenntnisse bereichtet und die Tagespresse aus dem Umfragelabor.
Da macht Victor Giacobbo einen Rettungsversuch. Leider nur in einer Kolumne; ich vermisse das gute alte Kabarett. Rotstifte, Kom(m)ödchen, Scheibenwischer und Pfeffermühlen machen Politik auch in schweren Zeiten erträglich. Aber besser Kolumne als gar nix:
In zwei Tagen ist er endlich vorbei, der teuerste, schärfste, härteste, ja brutalste Wahlkampf aller Zeiten. Vor der internationalen Gemeinschaft präsentiert sich die Schweiz als ein zerrissenes Land, das am Rande des Nervenzusammenbruchs an der Urne entscheidet, ob die Nazis oder die Grünen die Macht in Bern übernehmen werden.
Liebe Leserinnen und Leser aus dem Ausland: Werfen Sie einen beruhigenden Blick auf die bisherige Parteienstärke.
Dummerweise realisiert das aufgeschreckte Ausland nicht, dass bei uns ein nationaler Wahlkampf so was wie eine gigantische Freilichtaufführung ist, deren ewig gleicher Ausgang alle Schweizer von vorneherein kennen. Denn, ehrlich, gibt es irgendeine wahlberechtigte Person, die nicht mit 98-prozentiger Sicherheit weiss, wie die Regierung, das heisst das zankende Miniparlament, das wir Bundesrat nennen, nach den Wahlen aussehen wird? Nämlich: fünf Bürgerliche und zwei Sozis. Wie die dann genau heissen – who cares?
Nein, da muss die Bernerin intervenieren. Nicht das Mini-, sondern das Maxi-Parlament, welches wir jetzt wählen, ist unser Wirtschaftsmotor. Wir beurteilen Kandidatinnen und Kandiaten nach Kaufkraft und Ausgabebereitsschaft. Denn wie Nationalrat Maurer schon vor Längerem in einem schönen Buch zitiert wird: Wären wir nicht Bundeshauptstadt, wäre Bern eine Stadt wie Olten – eher unbedeutend.
Fünfzig Jahre Wahlen und gleich bleibende Regierungszusammensetzung – so was schafft ausser uns nur China.
Er spricht ein grosses Wort gelassen aus. Nur die zum Mittelmass Verdammten brauchen einen Regierungswechsel, um Dramatik in den Wahlkampf zu bringen.
Übrigens: Zurzeit weilt eine Delegation der OSZE als Wahlbeobachter in der Schweiz. Sollten Sie einem Delegationsmitglied begegnen, sagen Sie ihm auf keinen Fall, dass Sie den Wahlausgang schon kennen. Sonst argwöhnt er, dass es in unserem politischen System nicht mit demokratischen Dingen zugeht.
Aufs Ganze: Die Wahl, die Welt und der Wald.