Ergebnisse des Wochenendes

Ich habe viel Neues kennen gelernt und mit der Anwendung schon begonnen.
Leider komme ich nicht dazu, meine Notizen für Dritte brauchbar zu verbloggen. Anderes hat Priorität: Korrigieren, neue Tests und vor allem Abschlussprüfungen schreiben, die Abschlussprüfungen der anderen aus der Fachschaft visieren. Dank diesem Weiterbildungswochende bereits mit verbesserten Methoden. (Denn wenn ich das nicht mache, werde ich nach meinen Ferien von der eigenen Erledigungsblockade erschlagen und die Erholung verflüchtigt sich in wenigen Tagen in Stress, was meinem netten Umfeld nicht zuzumuten ist. Lieber vorher Stress.)
Trotzdem noch kurz, was mir am Inputreferat von Strittmatter besonders gefallen hat, ist die Kritik an den Noten oder vielmehr am Umstand, dass sie häufig kein richtiges Bild der Kenntnisse abgeben. Ich bin keine Freundin dieser Zahlen zwischen 1 und 6, weder als Schülerin, noch als Lehrerin noch als Mutter und Argumente dagegen gefallen mir daher meistens. Hier zwei von Strittmatters Beispielen (in der Schweiz ist die 6 die beste Note):
Die Leistung einer Schülerin zeigt in einem Fach in einem Semster folgendes Notenbild:
5 / 3 / 5 / 3.5 / 4.5 / 3 / 5
Das ergibt im Zeugnis eine 4. Genau das, was sie nie war: genügend. Für die abnehmende Stufe wäre es wohl sinnvoller zu wissen, dass die Schülerin „in ihren Leistungen schwankt“. Eine Lehrperson mit etwas Zeit könnte vielleicht sogar eine Beobachtung darüber festhalten, weshalb.
Ein Schüler zeigt in einem Fach in einem Semester folgendes Notenbild:
2 / 3 / 2 / 4 / 4 / 5.5 / 5.5
Das ergibt für das Zeugnis eine 3.5. Nützlicher wäre es, der nächsten Stufe mitzuteilen, dass dieser Schüler sich in dem Fach problemlos steigern kann. Meiner Erfahrung nach braucht es auch in so einem Fall nicht viele Worte, um ein erheblich genaueres Bild der Leistung zu zeigen.

Vom Lernziel zur Lernkontrolle

Ich packe wieder einmal für das Wochenende in pädagogischer Retraite. Ich freue mich besonders, weil das ein Thema ist, das mich sehr beschäftigt. Sowohl selber, als auch als Vorgesetzte. 2008 ging es um lernförderliches Klima. Das war gut, aber nicht gerade ein Defizit in unserer Abteilung.
Ganz anders jetzt. Ich habe Jahre gebraucht, um taugliche schriftliche Lernkontrollen zu machen und sehe eigentlich bei jeder wieder Verbesserungswürdiges. Und es kommt immer wieder vor, dass ich schlecht korrigierbare Fragen stelle oder bei Fachlehrpersonen, die ich begleite, solche nicht erkenne.
Zum Thema mündliche Abschlussprüfungen habe ich viel Weiterbildung gemacht und deshalb läuft das meistens rund. Ich wurde ziemlich jung als Expertin angefragt und bin heute, wo ich unzählige mündliche Prüfungen erstellen muss, sehr froh um die Erfahrung. Aber die kleinen mündlichen Lernkontrollen, die Bewertung von Kurzreferaten oder die mündlichen Nachholprüfungen, die mangels Schriftlichem noch husch vor Zeugnisschluss gemacht werden müssen: Herausforderung, oft Enervierung.
Heuer haben wir mehrere Workshops geplant, ich kann wählen. Mein Programm sieht so aus:
Samstag

  • Inputreferat von Anton Strittmatter.
  • Workshop: Bewerten der Leistungen der Azubis im Betrieb
  • Workshop: Münliche Tests und Prüfungen
  • Sonntag

  • Workshop: Strukturlegetechnik Compad
  • Workshop: Effizient bei Tests
  • Abschlussrunde im Plenum
  • Schönes Wochenende!

    Roberto Saviano, Das Gegenteil von Tod

    Roberto Saviano, das Gegenteil von Tod
    Roberto Saviano
    Das Gegenteil von Tod
    Hanser 2009
    ISBN 978-3-446-23335-5

    Es ist mir unangenehm, ein Buch über Krieg als „gut“ zu bezeichnen. Aber was ist die Alternative? Dies hier ist gar kein Buch, es wurden bloss zwei Reportagen zu einem gemacht, weil der Autor inzwischen berühmt ist:
    Il contrario della morte. Ritorno da Kabul (erstmals erschienen in der Reihe: „I Documenti del Corriere della Sera“ in Mailand) und Ragazzi di coca e di camorra (erstmals erschienen in „L’espresso“).
    Die erste Reportage handelt von Maria: siebzehn Jahre alt, aus einem süditalienischen Dorf, besessen von Afghanistan und befreundet nur mit ihresgleichen, alle jung, zurückgelassen, eingenommen vom Krieg. Denn ihre Freunde, Brüder, Ehemänner aus der Region haben zwei Verdienstmöglichkeiten: organisiertes Verbrechen oder organisierter Krieg, Marias Verlobter hat die zweite gewählt. Er kommt in Stücken zurück, Maria darf in die Leichenhalle, aber der Bruder des Toten hält ihr die Augen zu.
    Maria schaut vorwärts, obwohl ihr jeder Grund dazu fehlt. Saviano erzählt von ihr als einem Mädchen, das merkt, dass alles zusammenängt in der Welt, als einer Frau, die beschliesst, dass die Liebe nie umsonst ist.
    Die zweite Reportage ist die Beschreibung zweier Morde als Folge eines eher unmotivierten Bandenkrieges, zu dem das Blutvergiessen halt dazu gehört. Der Leser lernt den Ich-Erzähler kennen, seine Kindheit, seine Verwandten, das Dorf, die Piazza, die geplanten Opfer, die schlussendlichen Opfer und verharrt am Ende als Zeuge der Tötung, der Hintergründe, der Vorurteile.
    Es sind die kleinen Formen, die spärlichen Bewegungen im Satz, das Einheimische zwischen den Zeilen die die beiden Geschichten so lesenswert machen. Saviano hat noch kein grosses Werk, aber ich bleibe nach diesen siebzig Seiten überzeugt, er ist ein Meister seines Faches.

    Getting Ready

    Wenn eine Buchhändlerin und ein (ehemaliger) Buchhändler zusammen mit einem Lesekind eine Reise planen, sind drei Karten, drei Reiseführer und ein Bildband nicht viel. Noch zehn Tage und es würde mich wundern, bliebe es dabei:
    Road Guide South West
    Road Guide Texas
    Road Guide California
    Dumont Richtig Reisen USA Der Südwesten
    IWANOWSKI’S USA-SÜDWESTEN
    DK Vis-à-Vis San Francisco

    Philippe Bourseiller, America’s Parks

    Be Prepeard

    Anteilnahme

    Man kann die „Kultur der Verrohung“ beklagen, die „Blutdrünstigkeit der Medien“ anprangern, „mangelnde Durchsetzungskraft“ der Lehrpersonen und „Hilflosigkeit“ der Schulpsychologen beweinen. Das muss man sogar. In Lehrerzimmern, in Blogs, in Strassenbahnen, in Kommissionen, Parteien, Parlamenten. Aber daneben gibt es auch Denkwürdiges für jeden einzelnen.

  • Was bringe ich Kindern und Jugendlichen entgegen? Wann biete ich zum Beispiel direkt (indem ich mich kümmere) oder indirekt (indem ich mich für Angebote einsetze) eine Alternative zum Gamen?
  • Wie viel bin ich bereit für kluge, tiefgründige, gut recherchierte Texte auszugeben?
  • Habe ich je mit einem Lehrer über seine Hintergrundarbeit gesprochen? Wann war ich zum letzten Mal während der Unterrichtszeit in einem Schulhaus?
  • Wie engagiert bin ich, wenn es um die Intervention im öffentlichen Raum geht? Helfe ich, unterstütze ich, mische ich mich ein?
  • Die Frage ist nicht allein „In was für einer Welt leben wir eigentlich?“. Die Frage in jeder Gesellschaft ist: „Was ist mein Anteil, was mein Beitrag?“
    Es fällt mir schwer zu begreifen, warum sie so selten gestellt wird. Ausgerechnet hier, wo wir satt sind und uns so sehr als Individuen verstehen.

    Freiwilligenarbeit

    Also jetzt kam der Lebensmitteler auch schon in die Gemeinschaftsküche des Quartierzentrums und hat zwei gespaltene Bodenplättli gefunden, die sofort ersetzt werden mussten, dreihundert Franken hat es gekostet. Aber es war Glück im Unglück, denn hätte er alles Geschirr kontrolliert, hätten wir mehr als ein Problem gehabt. Des Weiteren konnte die Lärmquelle für das Hupgeräusch im Vorraum zum Gemeinschaftssaal lokalisiert werden, es handelte sich um ein Telefon, welches man längst vergessen hatte und auch niemals gehört hätte, wäre es denn nicht – aus noch zu klärenden Gründen – mit einer Sirene im Kirchgemeindehaus verkabelt gewesen. Und überhaupt stimmt der Schliessplan nicht mehr, das merkt man dann in diesen Situationen. Die Schlüssel, die wir brauchen, haben wir nicht alle und von denen, die wir haben, brauchen wir nicht alle. Das Problem ist augenfällig, es müssen einfach zu viele Parteien einbezogen werden: die Gemeinwesenarbeit, die Kirchgemeinde, der Verein und die Verwaltungen und wohl auch noch die Stadt. Von wegen vielen Köchen: Der Dorfplatz ist zwar anerkannt baufällig und als Dach der Gemeinschaftsräume kaum mehr tragbar, aber die vertragliche Regelung von 1971 gibt keine Auskunft über Sanierungen dieses Umfangs und die Eigentümerin kann sich deswegen herauswinden, bis uns der Dorfplatz beim nächsten Raclette im Cheminéeraum auf den Grind fällt. Aber würde er doch noch saniert, müsste man diplomatisch vorgehen, um in dieser Runde auch gleich noch die Fensterisolation der Gemeinschaftsräume unterzubringen, aber das wird wohl noch das Kleinste sein. Es ist ein Fortschritt, dass die Stadt nach hunderten von Telefonanrufen und Briefen aus unserem Quartier für den nächsten Winter den Räumungsplan erneuern will, aber dass wir entscheiden, wo sie die Kisten für den Rollsplit hinstellen können, bringt noch niemerem nüt. Wir erarbeiten besser einen Vorschlag, welche Stellen prioritär geräumt werden müssen. Die Vereinbarung kann man dann auf unserer Seite aufschalten und im Ladenzentrum aufhängen, damit alle Bescheid wissen und auch Meldung machen könnten. Wir halten also fest: Die wichtigsten Zu- und Abgänge im Quartier sind: A) …

    Berndeutsch

    ist manchmal schon komisch. Wir haben kein Präteritum, sondern nur Perfekt, was alles verlängert. Als Abkürzung machen wir dafür aus vielen Aktivitäten ein Verb.
    I bi ga pingpöngle = Ich war Pingpong spielen.
    I bi ga schlöfle = Ich war Schlittschuh laufen.
    (Aber einholen können wir Berner trotzdem niemanden.)

    Ablaufplanung in Prosa

    Soweit ich weiss, machen die meisten Schulen Informationsanlässe. So auch wir. Seit drei Jahren obliegt die Organsation unserer jährlichen Einladung mir. Wir empfangen Buchhänderinnen und Buchhändler aus der Deutschschweiz, die etwas mit Azubis oder Ausbildung zu tun haben. Ich wollte schon länger eine Checkliste dafür erstellen, aber die Vermutung, der Prozess würde genau definiert und genormt (unsere Schule ist ISO-zertifiziert), hat mich abgehalten.
    Gestern hatte ich wieder so einen Informationsanlass und da habe ich mir doch vorgenommen, den Ablauf einmal aufzuschreiben. Schliesslich sollen Stellvertretungen und Nachfolgen das Rad nur neu erfinden, wenn sie Lust dazu haben. Weil Checklisten in Prosa zwar länger, aber machmal klarer sind, kann ich das ja ebensogut bloggen. „Ablaufplanung in Prosa“ weiterlesen