Blick nach Osten

Made in China
China generiert bei den reporters without borders regelmässig Meldungen. In der Buchbranche kennen wir den PEN-Club, der sich für verfolgte Autorinnen und Autoren stark macht. Mit den „reporters without borders“ (rsf) haben auch verfolgte und inhaftierte Weblogger ein Sprachrohr. Je mehr von der verfügbaren Information die Blogger (mit)bestimmen, desto gefährlicher werden sie, ergo sind sie auch gefährdeter. Denn schreiben, was den Herrschenden nicht in den Kram passt, das kann man nicht überall auf der Welt. Jedes Land, das seine Schreibenden wegen des Geschriebenen verfolgt und bestraft, ist mir verdächtig – immer. Die Freiheit der Schreibenden ist mein persönlicher Gradmesser für die Verhandlungsfähigkeit einer Nation (meine Meinung zum EU-Beitritt der Türkei ist damit gesagt). Und umgekehrt sollen wir uns immer zuerst fragen, ob wir für die Schreibenden und andere Kulturschaffende in einer repressiven Gesellschaft genug getan haben, bevor wir – und damit meine ich jedes Mitglied der westlichen Gesellschaft – Urteile fällen oder gar zu den Waffen greifen.
Deshalb schätze ich das Engagement von rsf sehr. An rsf sind viele, viele Menschen aus dem Osten beteiligt, die damit wiederum ihre Freiheit riskieren. Ich danke für das ausgezeichnete HANDBOOK FOR BLOGGERS AND CYBER-DISSIDENTS. Nicht nur meinetwegen, sondern vor allem wegen denen, die es sich bei ihrem Leben nicht erlauben können, unter richtigem Namen zu bloggen.

Webloglob

Heute gibt’s Businesslunch mit Beamer. Ich erzähle den netten Leuten, die mich dazu eingeladen haben, etwas Kleines über Weblogs. Zum Glück hat das aktuelle c’t (No. 19) mit „Magie der Blogs“ eine Menge Vorbereitungsarbeit für mich erledigt. Die Einführung von Sixtus, die umfassende Präsentation bloggischer Milestons durch Lyssa und auch die Installationstipps von Volker Weber sind wunderbar.
Die Schweiz kommt nicht vor, aber das ist normal. Dafür haben wir Matthias Gutfeldt, der gerade heute einmal richtig gelobt wird. Was wir ihm verdanken ist viel!

ausgepackt

Die Packerin hat aufgehört, heute nehme ich sie schweren Herzens von der Blogrolle. Mir schien oft, wir hätten nicht den selben Beruf. Und so ist es auch. Die Arbeit vorne an der Front unterscheidet sich wesentlich von der Arbeit im Reduit.
Zur Derniere kommt aus dem Packraum noch eine letzte Knacknuss:

Präsens
Wenn ich ein Buch auswähle, habe ich ein ganz einfaches Kriterium: ich lese nichts, was im Präsens geschrieben ist. Das sind nämlich entweder
a) langweilige, hochliterarische Werke oder
b) heitere Romane für frustrierte Hausfrauen oder
c) im Eigenverlag erschienene Ergüsse

Ich habe viele Proben aufs Exempel gemacht und es gibt Ausnahmen. Aber Buchhändlerinnen müssen in Schubladen denken und da taugt die Faustregel erstaunlich gut. Wegen solchen Sachen und Erinnerungen an Urzeitkrebse und wegen der Design freien Zone und auch wegen der bissigen Verteidigung von Blogcontent, werde ich den Packraum vermissen.
Wenn etwas aufhört, muss ja etwas anderes anfangen: Zum Beispiel die Antithese zum Weltjugendtag: Werbung für Aufklärung mit Herr Schmidt-Salomon.

im Grunde erfinderisch 2

Im Mai hat mich die Redaktion vom „forum der rudolf steiner schule bern und ittigen“ auf dieses Weblog angesprochen. Daraus ist nun etwas geworden.
Den ersten Teil des Beitrags schrieb Bruno Vanoni, das Interview im zweiten Teil führte ich mit mir selber.
Ich fand es nicht ganz einfach, den Internet-skeptischen Leserinnen und Lesern das Bloggen und meine Einstellung zum Netz zu erklären, ohne zu heucheln. Und viele von ihnen kannten mich als Schülerin oder waren gar meine Lehrerinnen und Lehrer.
Umso mehr haben mich die guten Reaktionen gefreut. Vielen Dank dafür.
Hier der gescannte Beitrag als PDF.

zum Begriff „literarisch“

Don Dahlmann und Lyssa lesen Blog.
Kann ein Text ausserhalb seines Mediums noch der Text des Mediums sein? Bloglesungen sind ein Widerspruch in sich.
Jedenfalls hat mich die Ankündigung drauf gebracht, meine Sammlung von „was ist ein Weblog?“ um Don Dahlmanns Definition zu erweitern.
Sowohl bei der Ankündigung wie bei der Definition ging mir die Verwendung des Wortes „literarisch“ gegen das Fell. Dass wir uns über den Begriff zoffen, hat eine lange Tradition und ist ein Lebenselixier, jedenfalls für Buchleute. Ich möchte daher nicht unflexibel erscheinen und eine Neubesetzung des Begriffs – wie sie ja alle paar Jahrhunderte mal gemacht wird – kategorisch ausschliessen. Aber solange die Würfel noch nicht gefallen sind, darf ich mich wundern:

Seitdem lebt und arbeitet er (Don Dahlmann) in Berlin und führt dort auch sein literarisches Weblog,

Ich halte dagegen. Das ist gutes Schreibhandwerk, ich lese da gerne. Aber ich anerkenne das nicht als literarisch, dafür müsste der Autor die Distanz zwischen sich und dem Text noch stark optimieren. Literarisch ist die Blogkategorie „Dranmor“ aus der taberna kritika. Das sind Teile eines Entwicklungsromans mit Kommentarfunktion und das ist ein Experimentierfeld. Aber nur weil ein Weblog mehr für amüsante und melancholische Aufzeichnungen gebraucht wird als für weiter verlinkte Fakten, ist es weissgott noch nicht literarisch.

Soweit ist es in Deutschland noch nicht, zumal sich die Blogszene, die so genannte „Blogosphäre“, mehr im allgemeinen und literarischen Bereich arbeitet. Hier bietet sich aber dann die ganze Vielfalt von Texten, die man Buchhandel schon lange nicht mehr findet. Vor allem Kurzgeschichten, die zum großen Teil aus persönlichen Erlebnissen bestehen, sind auf den meisten Seiten zu finden.

Was ist eine Kurzgeschichte, das ist hier die Frage. Ich brauche keine ganze Hand um die Weblogs, die sporadisch beinhalten, was nach Schulbuch als Kurzgeschichte gilt, abzuzählen.
Und was mit der Vielfalt von Texten, die man im Buchhandel schon lange nicht mehr findet, gemeint ist, bleibt mir verschlossen. Blogtexte konnte man per definitionem vor langer Zeit nicht im Buchhandel finden, weil es ja da Weblogs nicht gab. Und auch heute stehen vorwiegend Bücher im Regal und nicht Bildschirme. Es ist ein anderes Medium und nicht neu, dass sich die Message nicht einfach so übertragen lässt. Ein Text zwischen Buchdeckeln muss zwingend lektoriert und korrigiert werden. Es gibt Zeitformen und Perspektiven, Seitenzahlen und Satzspiegel, Kapitälchen und den Zeilenlauf und hoffentlich keine Hurenkinder.

Mittlerweile hat sich durch die Blogosphäre eine eigenständige literarische Gattung herausgebildet, die erst am Anfang ihrer Entwicklung steht.

Gattung ja, literarisch manchmal, Anfang der Entwicklung vielleicht.

Reboot

Die reboot ist um. Ich war sehr gespannt auf die Blogeinträge von vor Ort. Aber irgendwie waren meine Erwartungen wohl etwas lehrerhaft daneben.
Ich weiss kaum mehr als vor der Konferenz, Microsoft ist der Buhkonzern, die Teilnehmer sind nett, erzählen und denken sich originelle und gescheite Sachen. Ich begreife von den Einträgen auch nur die Hälfte, weil mir das für die zweite Hälfte nötige Technikverständnis fehlt. Dennoch hätte ich mir Zusammenhänge erhofft, die auch dem internetten Mittelfeld verständlich würden. Also denen, die zwar mehr als User sind, aber keine Cracks, dafür Content-Leute, denn das sind einige.
Aber gefallen hat mir der Start-Eintrag von Martin Röll und dass ausgerechnet im Design-Dänemark die Stühle unbequem sind, hat mich wirklich überrascht.
UPDATE 14.6. Inzwischen sind viele viele Artikel dazu gekommen und ich habe ganz ohne Überblick einen Eindruck gewonnen. Doch ich denke, man muss dabei sein, wenn’s was nützen soll. Das ist nicht die Frankfurter Buchmesse, da ist mehr Action, mehr Persönliches. Und man muss Englisch verstehen. Nochmal Glück gehabt.

MMM

Nur schnell schnell im Vorbeifliegen: Herr Röll reflektiert über seine Beteiligung am (Männer-) „Medientreffpunkt Mitteldeutschland“ und dem, was da über Weblogs gesagt wurde. Lesempflehung von mir, weil er über diese neue Kommunikationsform ähnlich denkt wie ich und der Bewertung von Weblogs (Amateur hier, Profi da) eher skeptisch gegenübersteht.

Wie reden Leute miteinander? Wie tauschen sie Informationen aus? Wie finden sie sich? Wie können sie netzvermittelt Vertrauen zueinander finden? Das ist spannend. Deswegen bin ich in die Blogosphere gekommen, nicht wegen einiger schöner, „Qualitäts“-Weblogs. Schön, dass sie da sind! Aber sie sind nur ein kleiner Teil von etwas ganz Großem.

im Grunde erfinderisch

Im Zusammenhang mit einer Anfrage meiner ehemaligen Schule, muss ich mir wieder einmal überlegen, welche Bedeutung Weblogs und Bloggen haben können. Klar, dass ich zuerst den Artikel von Lyssa heraushole.
Es ginge im Text darum zu erklären, was ich hier mache und warum. Das Thema dieser Ausgabe des Forums wird „im Grunde erfinderisch“ sein, was ganz gut passt.
Dieses Weblog zum Beispiel hat ein ehemaliger Steiner-Schüler angekickt, der seine internetskeptischen Kumpelz von ein paar Vorteilen überzeugen möchte, wohl wissend, dass dies ein langer Weg wird.
UPDATE 12. Mai:
Im gestrigen Stellenmarkt, einer „Bund“-Beilage, antwortet ein ehemaliger erfinderischer Steinerschüler auf die Frage, was ihm Erfolg bedeute:

Und zudem schenkt mir der Erfolg Freiheit zum Experimentieren. Ich wandle Geld ungern in Besitz um, ich verstehe es als Energie, etwas Neuese anzureissen, einem Traum ein Stück näher zu kommen.

Zum Glück hatte es ein Bild dabei und ich erkannte den so Erbauendes äussernden Künstler Matthias Winkler als den Mättu, der zwei Jahre über mir die Schul- und Werkbank drückte.
Und die hier gestaltet auch einer aus meiner Pultreihe, da habe ich sogar einen Zipper (black, Working Class) von. Ein Lieblingsstück.

mea culpa

Tut mir Leid,
dass ich noch nicht fertig bin,
für den ganzen Kommentarspam,
für jeden verlorenen Kommentar,
dass man die Bilder nicht mehr sieht,
dass ich nicht weiss, wie die Kategorien ordnen,
und überhaupt.
Eigentlich möchte Tanja einfach nur bloggen. Ab und zu.