Müdigkeit

Unsere Frage aus der Praxis im letzten Kurs befasste sich unter anderem mit dem Thema Müdigkeit in der Schulstube. Folgende Tipps wurden gegeben:

Selbstkritik
kurze Pause
Standpauken
Paararbeiten
Traubenzucker
Fenster öffnen
Einzelgespräch
Ernährung thematisieren

Selbstkritik:
Man muss sich permanent hinterfragen, Blitzlicht hier und Standortbestimmung dort. Seit DIK1 mache ich das auch. Wenn die ganze Klasse schläft, komme ich dadurch immer weiter, dann habe ich eben die Häufigkeit des Methodenwechsels vernachlässigt oder für einmal 30 Minuen referiert, obwohl bei mir eigentlich 20 Minuten die Grenze des Frontalunterrichts sind. Zwischendurch bitten mich die Lernenden regelrecht darum. Ich habe mit einigen Kollegen gesprochen, die das Gleiche erzählen. Finde ich lustig.
Kurze Pause:
Werde ich einmal ausprobieren. (Ebenfalls geblieben ist mir Thereses spätere Bemerkung, man könne den Lernenden gut einmal zehn Minuten zur Selbstverwaltung geben – das werde ich bald machen und freue mich sehr darauf zu schauen, was dann passiert.)
Standpauke:
Lässt sich manchmal nicht vermeiden. Zum Beispiel wenn während einer filmischen Dokumentation geschlafen wird, die nicht länger als eine Lektion dauert. Sinnvoll ist die Standpauke in Form von Information über den Biorhythmus und das menschliche Schlafbedürfnis, aber manchmal mag ich einfach nur noch Standpauke ohne sinnvoll.
Paararbeiten:
Nützen bei mir nur bedingt. Oft akzepiteren die Partner einfach das Kopf auf den Tisch legen. Aber ich werde es wieder probieren.
Traubenzucker:
Ist eine ganz wunderbare Idee, die meine Schülerinnen und Schüler zum Glück auch selber schon hatten. Sie reichen oft Muntermacher herum und bieten mir auch an.
Fenster öffnen:
Mache ich regelmässig, wann immer es geht (meine Schulzimmer an der Effingerstrasse sind enorm laut). Aber Sauerstoff ist die halbe Miete.
Einzelgespräch:
Habe ich auch schon probiert, aber wohl falsch angefangen. Jedenfalls waren die Lernenden beleidigt und haben mich wissen lassen, dass die und die auch schlafen und warum ich denn mit denen nicht reden würde. Probiere ich wieder. Manchmal reicht mir auch einfach das Twixtel und ich sehe, man kann es drehen und wenden, der Schulweg ist zu lang. Meine Lernenden arbeiten zu Ladenöffnungszeiten, das heisst, wenn sie essen wollen und Aufgaben machen, sind sie – je nach Adresse – einfach zu spät im Bett. Der Schulweg ist etwas, was ich immer wieder an den Informationsabenden für die Ausbildungsbetriebe zu thematisieren versuche, aber die Sensibilisierung erweist sich als schwierig.
Ernährung thematisieren:
Da habe ich jetzt gerade in keiner meiner sechs Klassen Sorgen. Die Lernenden essen permanent und äusserst gesund. Reiswaffeln, Darvida, Früchte – und sie trinken viel Wasser. Ich erlaube mir jeweils darum zu bitten, während der Stunde selber nur zu trinken. Und das verstehen sie in aller Regel gut.

22 Gedanken zu „Müdigkeit“

  1. … war das jetzt reflektiert? Wenn nicht, kann mir jemand sagen, was noch fehlt, damit diese Frage aus dem Kurs als reflektiert zählt? Bin für jeden Hinweis dankbar!

  2. Zu deinen Ausführungen betreffend Frontalunterricht unter „Selbstkritik“: Ich habe heute im 3. Lehrjahr nach 25-minütigem Frontal-Unterricht und anschliessender Expertinnen-Runde eine Feedbackrunde zur angewandten Methodik gemacht: Die meisten schätzen Referate sehr. Andere Methoden werden nur dann als sinnvoll erachtet, wenn sie inhaltlich gut passen und umsetzbar sind und nicht „einfach blödes Beschäftigen sind weil die Lehrperson unbedingt nicht frontal unterichten will“.

  3. „Lernenden gut einmal zehn Minuten zur Selbstverwaltung geben – das werde ich bald machen“ – Ich selber habe das noch nie bewusst gemacht, will das aber zumindest seit diesem Schujahr bei meinen Lernenden möglichst oft so machen. (Englisch, 9. Klasse, zum Beispiel.)
    Die Gewohnheit hat mich davon abgehalten, das endlich auszuprobieren. Natürlich wüssten manche Schüler erst mal nichts mit der Zeit anzufangen, aber ich glaube, das würde sich beim zweiten oder dritten Mal legen.

  4. WEBA, also gehörst du auch zu denen, die dem Frontalunterricht noch nicht ganz abgeschworen haben.
    Herr Rau, ich glaube auch, dass sich das rasch legen würde und sogar Tradition werden könnte. Selbstverwaltung bedeutet für mich, dass ich auch Rauchpause, kurz weg gehen oder Kreuzworträtsel lösen akzeptiere. Einfach alles, was die, die arbeiten, nicht stört.

  5. Diese langen Schulwege sind wirklich eine ziemliche Belastung und ich finde es als Schülerin mit einem relativ kurzen Schulweg einfach unfair, dass die Voraussetzungen in der Klasse so verschieden sind.
    Irgendwann nützt wohl auch Traubenzucker, Kaffee und Orangensaft (oder etwas kleines essen) nichts mehr…

  6. @Lea: Aber was wäre die Lösung? Ich empfehle jeweils bei der Lehrlingsauswahl, dass entweder die Schule oder der Ausbildungsbetrieb innerhalb einer Stunde zu erreichen sein muss. Lernende die für beides weiter reisen müssen, haben Nachteile, die man vor der Lehre einfach nicht einschätzen kann.
    Auch könnten die Ausbildungsverantwortlichen im Buchhandel Gesundheit (Schlafbedürfnis, Ernährung) grundsätzlich in den Ausbildungsgesprächen besser einbeziehen. Bei anderen Berufen steht Gesundheit sogar im Reglement!

  7. Betreffend 1. Ja, liebe Tanja, das war reflektiert. Du hast prüfend und vergleichend nachgedacht, widerspiegelt, gegrübelt und erwogen. Du hast die Aufmerksamkeit intensiv nach „innen“ zurückgewendet, die mittels Erfahrung in der Aussenwelt gesammelten Eindrücke gedanklich verarbeitet und somit „tiefsinnig“ nachgedacht. Ja, die ganze Reflexion sogar schriftlich festgehalten. Ausgezeichnete Arbeit!

  8. wegen 6.
    Leider kenne ich da auch Lösung… es ist einfach eine recht unangenehme Sache.
    Mehr als das Bestmögliche aus der Situation zu holen, kann man ja nicht machen.
    Also Traubenzucker, lüften, mal ein wenig auf und ab gehen und Kaffee, Orangensaft und was kleines essen…

  9. Schade ist ja sowieso, dass dermassen wesentliche und natürlich auch besonders interessante Fächer wie Branchenunterricht auf die letzte Stunde gelegt werden. Natürlich kann man sich zusamenreissen und zum Teil passiert es ganz automatisch, trotz Müdigkeit, dass man trotzdem den Umständen entsprechend konzentriert ist. Doch ich finde schon, dass es wichtig wäre diese Lektion/en nicht am Abend zu haben!
    Viel Erfolg weiterhin

  10. @Michèle: Welche Lektionen würden denn besser zum Abend passen? Ich weiss eben nicht… Ich glaube fast, dass Branchenkunde als „lebensnahes“ Fach fast einfacher zu bewältigen ist als z.B. Sprache oder Buchhaltung.

  11. Guten Abend!
    Also als Erstes muss ich mal sagen, dass ich in Ihren Unterricht immer interessanter finde, trotz zwei zusätzlichen Lektionen seit diesem Jahr! Müde werde ich nur in den mühsamen Fächern wie RW und so weiter…Und da kann ich noch so viel schlafen vorher, nützt alles nix! Obwohl ich denke, dass ich nicht sehr früh aufstehen muss, bin ich einfach schon tot wenn ich in Bern ankomme….und da hilft weder Kaffee noch Orangensaft oder was weiss ich…Bleibt ein grosses Fragezeichen!?!?
    Ic sage mal mit trix und gäx ciao zämme und gehe mal in die Heia…oder so!
    Liebe Grüsse,
    Bettina Bieder

  12. Hallo
    Sehe ich genauso. Ich versuche morgens zwar im Zug noch ein bisschen Schlaf nachzuholen, aber das bringt meistens auch nicht sehr viel.
    Da wir im neuen Lehrjahr 2 Schultage haben, müsste ich eigentlich am DO gleich nach dem Ankommen zuhause ins Bett um am nächsten Tag fit zu sein… aber mal ehrlich: wer würde schon nach einem Tag an dem er gesamt 4 Stunden Zug gefahren und nebenbei noch Schule hatte schon abends gleich brav ins Bett gehen?! So was wie Feierabend brauchts einfach noch!
    Und da Arbeiten/Schule getrennt läuft, interessierts am Samstag auch niemanden ob man müde von der Schule ist.
    Zusammengefasst: Man hat wenig Freizeit, schläft zuwenig, hat jedoch von der Schule UND vom Geschäft die Anforderung jederzeit topfit und einsatzbereit zu sein… find ich manchmal bisschen hart.

  13. Guten Abend
    Ich gehöre leider zu den Personen, die (im Gegensatz zu Dave:-) ) mehr als 5 Stunden Schlaf pro Nacht brauchen. Allerdings muss man diese auch oft erkämpfen. Vor allem, wenn man nach dem Feierabend noch Buchhaltung büffeln und sich durch Schillers’s Maria Stuart kämpfen muss.Daher ist es schwierig, früh ins Bett zu kommen. Und wenn man, wie in meinem Fall, an den Schultagen um 5 Uhr aus den Federn muss, ist es kein Wunder, dass man wie eine zertretene Fliege am Stuhl klebt. Da es in naher Zukunft keine Besserung abzusehen ist bzw. die Schulwege nicht einfach verkürzt werden können, heisst es eben „frohes Weiterkleben“.
    Grüsse und Nachti, nachti

  14. Also zuerst mal gebe ich Samuel und Bettina recht.
    Zum zweiten muss ich sagen, dass ich oft müde scheine im unterricht, aber nur mein körper ist wirklich müde, der „geist“ jedoch ist voll da.
    Zumindest bei ihnen. Wie auch bei andern, siehts bei mir im RW anders aus.

  15. Hey, hey, hey: Rechnungswesen ist etwas, dessen Nutzen man leider oft erst spät erkennt. Wenn man schaut, wie viele Buchhandlungen rote Zahlen schreiben, wohl manchmal sogar zu spät.
    Ich kann in diesem Fall aber nicht sagen, dass es mir auch so ergangen ist, ich habe das Fach nämlich sehr gemocht. Allerdings hatte ich im „Rechnen“ (% und Währungen und Rabatte und so) einen objektiv und subjektiv schlechten Lehrer (er ist aber nicht mehr an der Schule), dafür in Buchhaltung einen genial Guten (der ist noch da und darf auch mitlesen :-). Im Rechnen habe ich das Problem in jugendlichem Übermut so gelöst, dass ich im Unterricht etwas anders gemacht habe und anschliessend mit einem anderen, im Fach ziemlich beschlagenen Lehrling in der Beiz den Stoff in der halben Zeit durchgegangen bin. Aber da war alles noch etwas anders (auch das Relgement samt seinen Zielen) und mein Schulweg war auch nicht so lang.
    Allen vielen lieben Dank für die bisherigen Kommentare!

  16. Hallöchen
    Tja das ist eine Sache mit dem Müde… Ich kenne das vor allem aus meiner ersten Lehre. Da habe ich Stundenlang mit dem Schlaf gekämpft. Zum Glück hatte ich da eine wache Pultnachbarin die mich öfters mal vor dem Fall vom Stuhl gerettet hat… in dieser Schule hatte ich da bisher nur selten Probleme. Bei mir werden Schlafanfälle von ungelüfteten Schulzimmern, heruntergelassenen Storen (finde ich schrecklich, wenn draussen die Sonne scheint und wir in künstlichem Licht sitzen) oder stundenlangem Frontalunterricht (was eben in der ersten Lehre oft der Fall war) ausgelöst… Was mir bei einem Müdigkeitsanfall hilft ist kritzeln, färbele oder zeichen. Ich weiss für den Lehrer ist das unangenehm, aber meine Hände sind dann nicht untätig und ich kann dabei gut zuhöern… Vielleicht wäre das auch für andere eine Lösung?
    Es guets Tägli wünscht d Annelies

  17. Mich stört das Krizeln nicht so sehr, ich habe in allen Jahrgängen immer wieder eine ganze Reihe Krizelnde und solange deren Leistungen ok sind und sie nicht irgend eine laute Schabtechnik ausprobieren, ist das für mich auch ok. Ich schätze sehr, dass die Buchhändler/innen meistens ein Buch dabei haben. Ich kann also den Schnellen einfach erlauben zu lesen und so schlafen sie nicht, machen aber auch keinen Lärm. Denn Lärm stört und deswegen dulde ich den nicht, das wissen Sie ja alle.
    Und dann hatte ich noch eine lustige Korrespondenz mit Lea VL über Weihnachtslieder, ich darf kurz daraus zitieren:
    Auf die Gefahr hin, dass sie dann meinen Gesang ertragen müssen, ich mag Weihnachtslieder sehr, ist eigentlich keine schlechte Idee. Im Grunde ist es dieses Spielerische, dass man aus der Grundschule kennt und irgendwie vermisst…
    Mir ist das auch beim Thema Kinderbilderbuch aufgefallen, wie oft die Grundschule und der Kindergarten als eine Art „Heimat“ erwähnt worden sind. Ich hoffe, die Lehrpersonen der Basisstufe seien sich bewusst, dass sie selbst rückblickend eine Art Zuhause sind 🙂

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