Ausreden einer Schusterin

Dass des Schusters Kinder vielleicht nicht gerade die schlechtesten, aber bestimmt nicht die besten Schuhe tragen, weiss ich aus eigener Erfahrung, als Kind wie als Mutter. Trotzdem zerknirscht mich mein Verhalten.
Aber heutzutage kann zum Glück schnell rehabilitiert werden, wer brav reflektiert und seine üblen Taten sich und anderen gut erklärt. Dass ich dem Kind heute bei den Hausaufgaben „**ZZ?!!**!!!“ (es will nicht, dass ich hier sage, was) entgegen geschmettert habe, lässt sich an nur zwei Punkten sowohl reflektieren als auch erklären:
1. Ich konnte das Hinausschieben der Arbeit und die Endlosargumentation an-schlechter-Leistung-sind-bloss-die-Umstände-schuld nicht mehr verarbeiten.
2. Das Kind musste als Stellvertreter herhalten.
Es handelt sich eindeutig um ein Abgrenzungsproblem. Einerseits von meinen Arbeitsplatz und andererseits vom Vermischen des Teenagers daheim mit denen in der Schule.
Einen Hoffnungsschimmer gibt es:
Wie die Übung angehen?
Ich helfe dem Kind in guten Zeiten, seine Sachen selbständig zu machen, was auch bei gegenseitiger Enervierung und Vertreibung nachwirkt. „Hilf dem Kind, es selbst zu tun“ ist aber nicht von mir, sondern von Maria Montessori.

Sad News vom Dach der Welt

Zeichnung von 1979
(Das Bild habe ich für ein Fest am 10. März 1979 in Dharamsala gemalt. Der Anlass war „The 20th Anniversary of the Tibetan National Upraising Day“ und erinnert habe ich mich hier auch schon daran.)
Nachrichten aus dem Tibet sind meistens unerträglich. In den dreissig Jahren, seit ich bei den Exiltbetern im Himalaya wohnte, in all der Zeit, in der ich hier Tibeter kennen gelernt habe, in der ich auf tibetischen Teppichen lebte und die widerständische Exilpresse las, gab es fast nur schreckliche Neuigkeiten. Des Westens Interesse an Tibet hat immerhin bewirkt, dass die während der Kulturrevolution zerstörten Klöster und Bibliotheken teilweise wieder aufgebaut wurden. Und des Westens Interesse an billiger Ware hat zum Raubbau an der tibetischen Landwirtschaft geführt. Das letzte Beispiel, das ein guter Freund von seiner Tibetreise mitbrachte, war, dass im harten Boden Tibets hektarenweise Knoblauch angepflanzt wird. Mit Hektolitern von Dünger und kilometerlangen reflektierenden Plastikplanen, gelingt es der Himalyasonne, der ausgelaugten Erde noch kostengünstigen Knoblauch „made in China“ zu entreissen. Und wenn wir ihn nicht kaufen, wird er getrocknet und in Convenience Food und für die Restaurantketten verarbeitet. Wir alle wissen, dass das heute immer so läuft und wir stehen der schlechten Wirkung, für die wir als Konsumenten so oft die Ursache sind im Grossen und Ganzen hilflos gegenüber. Aber mir selber helfen Erzählungen von Leuten die ich kenne, aus Ländern, die ich kenne, nicht abzustumpfen und aufzugeben.
Links:

  • swissinfo: Schweizer Proteste
  • Liisa: Blog-Aktion
  • Rainbow-Net: News und Links
  • nja: Little Lhasa, 1979
  • Fairplay 2008! Website und Inserate-Kampa
  • Sams tägliche Buchgedanken

    Inventur der Bücherstapel heute

    Samstags im Rahmen des Staubsaugens ordne ich meine Lektüre vor dem Bett. Ich sortiere aus, was ich fertig gelesen habe und lege die verbleibenden Bücher ihrer Grösse nach aufeinander, damit der Stapel in der kommenden Woche standhaft bleibe.
    In meiner Leselotte befindet sich Fremdschläfer von Verena Stefan, eine Geschichte des Auswanderns und Einwanderns, erzählt im französisch-deutsch-englischen Sprachegemisch einer Bernerin, die ihrer Geliebten nach Kanada gefolgt ist und nun von ihrem Krebs zur Reflexion verdammt wird. In jeder Hinsicht lesenswert.
    Oben auf liegt Luxemburg heute: Bis wir uns als freie Menschen sehen, eine kleine Zitatensammlung von Rosa Luxemburg, die viel über die Welt vor hundert Jahren erzählt und besonders davon, wie wenig sich unsere Herausforderungen geändert haben. Luxemburg äussert sich treffsicher über Natur, Ressourcen, Bücher und Gegner und bewundernswert hellsichtig über das Dilemma der Sozialdemokratie.
    Franz Hohlers Karawane am Boden des Milchkrugs ist eine typisch schweizerische Miniaturensammlung und alltäglich erfreulich. „Der ganz schwere Transport“ zum Beispiel berichtet vom Leiden eines Lastwagenchauffeurs, der einen 800tönnigen Superthronger von der Maschinenfabrik in Silli ins sechs Kilometer entfernte Atomkraftwerk Beznau liefern soll, nach jahrelanger Irrfahrt in Russland verschwindet und so endgültig zur Sage wird. Grund für diese Odyssee war einzig die für den Doppelsattelschlepper zu schwache Brücke bei Silli über die Aare. Heute Abend freue ich mich auf die Erzählung einer Fettcrème, die abnehmen will.
    Den Klappaltar vom verehrten Gernhardt habe ich schon fertig gelesen, aber ich lasse ihn doch noch etwas liegen. Vom ersten Altarflügel war ich enttäuscht, aber überprüfe mein Urteil lieber ein zweites Mal. Gernhardt spalierte mit dem Klappaltar die runden Geburtstage dreier grosser Dichter: Im ersten Flügel präsentierte er Heinrich Heine (200. Geburtstag 1997), das Scharnier bildete Berthold Brecht (100. Geburtstag 1998) und der zweite Flügel gehörte Johann Wolfgang Goethe (250. Geburtstag 1999). Gernhardts Vorgehen war intensives Lesen der Werke der Jubilare, Inspiration durch sie und einmonatiges Schreiben in ihren Zungen. Das brecht’sche Scharnier ist herausragend, bei Heine bin ich wie gesagt noch unentschlossen, doch auch Goethe scheint mir sehr gelungen.
    Lukas Bärfuss’ Hundert Tage werde ich auf jeden Fall ausführlicher besprechen. Vielleicht weil es zum Besten gehört, was ich in den letzten Jahren an Schweizer Literatur gelesen habe, vielleicht weil Bärfuss’ ein Buchhändler meiner Generation ist und bestimmt, weil sein Protagonist hier einer meiner Kunden hätte sein können.
    Die Schweizer Literaturgeschichte ist gemäss Herausgeber eine erweiterte Fassung meiner Lieblingsliteraturgeschichte, die 1991 im Verlag Volk und Wissen erschienen ist. Fast alles, was ich über Schweizer Literatur weiss, weiss ich daraus. Allerdings hat die Neuausgabe auch Streichungen in Kauf genommen, aber verzeihliche. Die neu hinzugekommenen Artikel:

  • Dieter Fringeli „Die Mundartliteratur im Wandel“
  • Michael Böhler „Das Verhältnis der Deutschschweizer Autoren zur Schriftsprache“
  • Manfred Gsteiger „Dei Beziehungen der deutschschweizerischen zu der anderssprachigen Literaturen in der Schweiz“
  • sind unbestritten ein Gewinn. Ich werde in diesem Werk auf jeden Fall noch einige Wochen und immer wieder blättern, auch wenn ich wohl aus Nostalgie an der Originalausgabe hängen bleibe.
    Elisabeth Bronfen, Tiefer als der Tag gedacht geht als Lektüre harziger als erhofft; ich bin nach einer Woche erst auf Seite 155. Vom Hanser-Lektorat habe ich etwas mehr Lesefreundlichkeit erwartet, als dieses wissenschaftliche Monumentalwerk über „Kulturgeschichte der Nacht“ nun bietet. Aber das Thema ist als philosophisches, literarisches wie musikalisches einmalig genug, um mir über den eco’schen Tick der Autorin, nichts unerwähnt zu lassen, hinwegzuhelfen. Für Geduldige absolut empfehlenswert.
    Poeten und Schaumschläger tanzen, rennen, radebrechen durch 24 wunderbare Aufsätze von Karlheinz Deschner über Literatur und Literaturkritik. Von den bisher gelesenen ist „Scheiden – entscheiden.“, ein Aufsatz zu den Aufgaben des Literaturkritikers, mein erkenntnisreichster. Ich lege ihn Buchhändlerinnen und Buchhändlern wie allen anderen, die über Bücher reden und schreiben, sehr ans Herz.
    In Worte gemalt von Samuel Bak lese ich schon zum zweiten Mal und es wird nicht das letzte sein. Meine buchhändlerische Deformation lässt langsames Lesen nicht zu, weshalb ich mir ein besonders vielschichtiges und intensives Buch durch Wiederlesen erschliesse. Samuel Bak wurde 1933 in Wilna geboren. Er überlebte Ghetto und Lager, weil die Erwachsenen in ihm den Künstler sahen, der er später – aus Neigung wie Verpflichtung – geworden ist. Seine Familie und viele andere Menschen setzten alles daran, diesen Jungen als Hoffnung jüdischer Kunst, als Zeugen und Bewahrer über die höllischen Jahre zu retten. Eine klassische Autobiografie ist das Buch nicht, es ist keine Lebensgeschichte. Eher eine ganz besondere Chronik. Weniger der Ereignisse, mehr der Gedanken; der leichten, der zynischen, der lustigen, der wahrhaftigen, der verdrängten, der individuellen und der kollektiven.
    [Dies ist die Fingerübung für etwas, was ich vielleicht einmal für die Schule verwenden werde, weil ich oft gefragt werde, welche Bücher ich gerade gut finde. Mal sehen.]

    Indigene der Boxenförderbahn

    (Vier Tage nichts gebloggt, huch! Wenn ich viel herumreise, komme ich irgendwie aus dem Trott. In der Schweiz sind zwar die Reisezeiten kurz, aber zwischen den Kantonen zu switchen ist nicht immer einfach und der Dialekt nicht das Einzige, was sich ändert.)
    Gestern hatte ich meine alljährliche Exkursion ins Schweizer Buchzentrum mit dem neuen ersten Lehrjahr. Habe ich schon einmal erwäht, wie gut mir die Personifizierungen in den Erklärungen gefallen?

    Ich kann zwar die Erwartung für Rayon 18 errechnen, aber wenn Rayon 18 dann sagt „ich bin voll“ ist das nicht mehr meine Sache. Es teilt das einem unserer 38 hochsensiblen Scanner der Boxenbahn mit und sofort weiss jede Box, die etwas von Rayon 18 will, dass sie nicht abbiegen kann, sondern noch eine Runde drehen muss, bis sich der Stau gelöst hat.

    Für Anschauungsunterricht in Animismus braucht man nicht unbedingt in Busch und Steppe zu gehen. Bei den Indigenen in Buchzentren und Bibliotheken kann man schon viel lernen.

    Boxenförderbahnstart

    Zum Weltfrauentag? Games.

    Die internationale Tage, die UNO-Tage, sind erfunden worden, um Themen Aufmerksamkeit zu verschaffen, die einen erklecklichen Teil der Menschheit betreffen ohne selbige wirklich zu interessieren. Es ist am Menschenrechtstag einfacher für Amnesty, eine Demobewilligung vor dem Bundeshaus zu bekommen, es ist erfolgreicher, wenn die Unicef am Weltkindertag ihre Kampa gegen Kinderprostitution lanciert, und heute, am Weltfrauentag, kriegen die Organisationen eher Publicity für ihren Kampf gegen die Mädchenbeschneidung.
    Die Schweizer Presse geht bis auf die Gesundheitstage (Welt-Aids, Welt-Nichtraucher) nicht davon aus, dass man mit UNO-Tagen jemanden hinter dem Ofen hervorholt. Auf den 8. März wird nur dort eigegangen, wo Frauen auch das übrige Jahr viel zu sagen haben. Meine heutigen Empfehlungen sind nicht online, die Macherinnen müssen ja auch von etwas leben.
    Zum einen empfehle ich die aktuelle WOZ, die den Geschlechtermärz ausgerufen hat. Sie bringt ein doppelseitiges Interview mit vier Frauen, welches mir neben Erkenntnis und Eingeständnis auch ein paar entspannte Lacher verschafft hat.
    Zum anderen empfehle ich die Frauenzeitung „Fraz“, die mit Trouvaillen unter dem Oberthema „Mütter und Töchter“ punktet. Besonders gefallen haben mir der Artikel „Auf Abwegen – wie ich trotz und wegen meiner Mutter Feministin wurde“ von Monica Jeggli und die Geschichte „Meine Mama, das Gamen und ich“ von Sandra Simic, aus der ich kurz zitiere:

    Es fing damit an, dass wir einmal zu Weihnachten einen Nintendo NES geschenkt bekamen. Das war die erste Spielkonsole von Nintendo, die 1983 auf den Markt kam. Und weil wir Kinder uns vor dem klobigen Teil fürchteten, musste sie halt vorspielen. Und wie gut sie war! Von da an war das Gamen ein liebevoller und lustiger Familienevent. Mein Vater nahm allerdings selten daran teil, vor allem weil er auf Montage war. Er hat sich für die Kiste nie sonderlich interessiert – worbei er und meine Mutter trotzdem auch mal in einer Nachtaktion ein ganzes Game durchgespielt haben (eine Leistung, da man den Spielstand damals noch nicht abspeichern konnte). (…) Meine Mama lachte die anderen Mütter auch immer aus, wenn diese meinten, ein Mädchen sollte sich lieber mit Barbies beschäftigen. Mit der Zeit entwickelte ich gewisse Vorlieben für inhaltich stärkere Games. Diese spiele ich auch heute noch. Ich werde sogar dafür bezahlt, dass ich sie für Onlineportale rezensiere.

    Sandra Simic nimmt am 12. April – mit gemischten Gefühlen – am Podium der Veranstaltung Login der Suchtpräventionsstelle Zürich teil. Trotzdem lässt sie es sich nicht nehmen, in der Marktwüste der Frauengames drei Oasen zu empfehlen:

  • ALICE IN WONDERLAND: Mädchen mit Killerinstinkt (Ego-shooter, PC Game Schwerpunkt Inhalt)
  • FREAK OUT: Kleine Schwester ganz stark (Abtenteuer, Playstation 2, Schwerpunkt Inhalt)
  • REZ: Magische Wesen und das gewisse Etwas (Abenteuer-shooter, Playstation 2, Schwerpunkt Design)
  • Soweit ich das beurteilen kann, sind alle drei nicht jugendfrei.
    Schönen 8. März allerseits.


    Fraz März 2008: Mütter und Töchter

    Wann ich mich alt fühle

    Wenn jemand in einer Kommunikationsgruppe völlig zu Recht und aus purer Notwendigkeit erklärt, wie Mailen geht und ich daraufhin sage, ich hätte dazu noch einen Multiple-Choice-Test zur Unterscheidung von An/Cc/Bcc, falls das jemanden interessiere und ich die Datei schliesslich nicht etwa im Büro, sonden in den Niederungen meines schlecht betreuten Privatarchives finde und feststelle, dass das Dokument neun Jahre alt ist und für meinen damaligen Arbeitsplatz – eine Buchhandlung – gemacht wurde von jemandem mit meinem Namen, an den ich mich nur schwach erinnern kann.

    Kannt, Fuckoh, Rambo

    Das ist wohl die wortwitzigste Polemik (Dank den freien Lektorinnen für den Hinweis), die je über die Missverständnisse im Buchhandel geschrieben worden ist und auch die Kommentare lohnen der Lektüre. Kundenblüten ebenso wie buchhändlerische Bildungslücken sind seit Ewigkeiten für Lacher gut.
    Warum ärgere ich mich dann?
    Es gibt zahlreiche Buchhändlerinnen, die nicht besonders belesen sind, es gibt zahlreiche Journalisten, die nicht speziell gut recherchieren können, es gibt PR-Leute, denen man nichts abkauft, Lehrerinnen, die zu spät kommen, Bibliothekarinnen, die keine Bücher verleihen mögen und Banker, die Milliarden in den Sand setzen. Die Welt ist aus individueller Sicht ganz allgemein sehr inkompetent.
    Mich enerviert, dass die Buchhändlerin von der Presse und darüber hinaus mit Vorliebe daran gemessen wird, ob sie Klassiker und Philosophen kennt. Ich kann dem werten Publikum aus erster Hand versichern, dass solche Fragen sich an einem durchschnittlichen Arbeitstag in einem allgemeinen Sortiment im 1%-Bereich bewegen. Es käme mir also sehr gelegen, wenn man den Buchhändlerinnen-Gütetest zur Abwechslung in eine andere Richtung lenkte.
    Vielleicht wüsste die Buchhändlerin, die nicht „Kant“, sondern „Kannt“ in die Suchmaske eingibt, in welchem Buch Mama Muh auf den Baum klettert und in welchem Petterson das Bein gebrochen hat und wie das Mädchen heisst, das sein Schweinchen „Teddy“ nennt. Vielleicht ist die Buchhändlerin, die anstelle von „Foucault“ nach „Fuckoh“ sucht, die, die schwer atmende Kunden am Telefon angemessen behandeln kann. Vielleicht hat die, die „Rambo“ anstatt „Rimbaud“ eintippt, das Adlerauge, das man braucht, um die zahlreichen von Kunden falsch eingeräumten Titel wieder zu finden. Und die Buchhändlerin, die die Rowohlt Monographie von Martin Luther King mit der von Martin Luther verwechselt, kann sieben Geschenke flugs ansehnlich verpacken und – ohne ein zweites Mal nachzufragen – unauffällig mit dem Namen der Beschenkten versehen.
    Auch wenn es schwer zu glauben ist: Die Buchhändlerin hat neben der wünschenswerten Kenntnis grosser Namen noch ein paar andere Kompetenzen, die dem Wohl der Kunden dienen.
    „Kannt, Fuckoh, Rambo“ weiterlesen

    1000 Seiten,

    von denen ich vielleicht schon 299 gelesen hätte, würde ich meine neu gekauften Bücher, auf die ich mich besonders freue, nicht krankhaft verschenken, um möglichst vielen zu zeigen, wie weltbewegend sie sind.
    Neuerscheinung 2008: Bronfen Neuerscheinung 2008: Sennett
    Und um sie gleich darauf wieder sehr zu vermissen, ganz besonders dann, wenn die Buchhandlungen ihr wohlverdientes Wochenende haben. Trotzdem kann es gut sein, dass ich sie am Montag neu erwerben und sie bis Samstag wieder verschenkt haben werde.

    Schultägliche Notizen

    Ich habe mein Dossier Nummern und Normen im Buchhandel wie alle Jahre überarbeitet. Übrigens wurde bis jetzt noch keine ISBN13 mit dem neuen Präfix 979 vergeben und das Dossier findet man auch im Downloadbereich unserer Schule unter „Lehrmittel“. Bitte einfach jederzeit und allseits fraglos verwenden. Wer seinen eigenen Namen darunter setzt, scheffelt auf mein Karmakonto. Danke sehr!
    Notieren wollte ich eigentlich etwas anderes. Neben den vielen Zielen, die andere für mich (das heisst für meine Stelle) definiert haben, hatte ich mir auch ein paar eigene gesetzt. Zum Beispiel drei für meinen eigenen Unterricht. Die heutige Überprüfung ergab vorläufige Resultate:

  • Alle meine Tests vollständig neu schreiben. Also nicht bei einem alten Test, sondern beim leeren Blatt anfangen.
  • Das habe ich bis jetzt zu erstaunlichen ¾ geschafft, das erhöhe ich im zweiten Semester noch. Vorlagen zu benützen schafft zwar Zeit, aber gibt nach so vielen Jahren einfach eine Routine, die nicht mehr gesund ist.

  • Ein ganzes Semester Berufs- und Verkaufskunde von Grund auf neu planen.
  • Das habe ich erledigt, allerdings war die Motivation keine grosse Sache, ich war gezwungen. „Die vertikale Buchpreisbindung“ ist nun wirklich kein Thema mehr und wenn ich das noch gebracht hätte, hätten sich die Lernenden bestimmt gewehrt. Und wenn nicht sie, so die Lehrfirmen.

  • Herauszufinden, welches die beste Korrekturmethode für schriftliche Tests ist.
  • Das hat sich als objektiv unbeurteilbar erwiesen. Da müsste es für verlässliche Resultate mindestens eine Doppelblindstudie einer deutsch-schweizerisch-österreichischen Kooperation von pädagogischen Instituten geben. Ich habe mich aber subjektiv für eine Variante entscheiden können: Ich korrigiere pro Frage und nicht pro Schülerin. Ich beginne auf der letzten Seite, damit ich möglichst lange den Namen nicht sehe. So habe ich das Gefühl, genau zu korrigieren und nicht zu interpretieren.

    Ein Liedchen

    Hie und da kommt es vor,
    daß einer um Hilfe schreit.
    Schon springt ein andrer ins Wasser,
    vollkommen kostenlos.
    Mitten im dicksten Kapitalismus
    kommt die schimmernde Feuerwehr
    um die Ecke und löscht, oder im Hut
    des Bettlers silbert es plötzlich.
    Vormittags wimmelt es auf den Straßen
    von Personen, die ohne gezücktes Messer
    hin- und herlaufen, seelenruhig,
    auf der Suche nach Milch und Radieschen.
    Wie im tiefsten Frieden.
    Ein herrlicher Anblick.

    Kind überspringt die Münstergasse, Mann im Erker überschaut sie.
    Für Ursprung und Suchbild „Ein Liedchen“ weiterlesen