Professional Bachelor, Professional Master

Folgender Artikel und die darin geschilderten Fakten sind für Berufsbildungsleute wirklich bemerkenswert. Wer hätte das gedacht!
„Neue Titel werten die höhere Berufsbildung auf“, heute in „Der Bund“ und im „Tagesanzeiger“. [Entscheid im Nationalrat vom 12.06.14: s.a. sda.]
Es wäre einerseits eine Anerkennung für uns Leute mit Berufslehre, einen „Professional Bachelor“ oder gar „Porfessional Master“ machen zu können. Andererseits ist es – vor allem für die neuen Generationen – eine Notwendigkeit.

Prüfungen 2014: Mittendrin

Wir haben die über die Hälfte unserer Abschlussprüfungen an der Berufsfachschule durchgeführt. Wenn wir die Korrekturen mitrechnen, haben wir gerade Halbzeit. Fürs Logbuch schreibe ich gerne einmal auf, inwiefern ich mit dem schulischen Qualifikationsverfahren 2014 betraut gewesen bin. Ich beginne mit der Legende zu meinen sieben Aufgaben, die ich in eckigen Klammern in die anschliessende Liste über alle Prüfungen unter meiner Leitung hinzufüge, damit ich in einem Jahr noch weiss, was ich heuer gemacht habe. Ausser für die Prüfungsleitung sind wir zum Glück immer zu zweit:
1: Leitung
2: Erstellung der Prüfung
3: Korrektur und Bewertung der Prüfung
4: Planung, Koordination, Personaleinsatz
5: Gegenlesen
6: Durchführung der schriftlichen Prüfung
7: Durchführung der mündlichen Prüfung
2. Juni 2014
Schriftliche Prüfung Buchandel Bibligrafie und Rechereche 45′ [1, 4]
Schriftliche Prüfung Buchhandel Handelsobjekte 45′ [1, 4, 5]
Schriftliche Prüfung Buchhandel Deutsch 45′ [1, 4, 6]
Schriftliche Prüfung Kundendialog in Berufskenntnissen 190′ [1, 2, 3, 4, 6]
3. Juni 2014:
Schriftliche Prüfung Kundendialog in Allgemeinbildung Sprache und Kommunikation 60′ [1, 2, 4, 5]
Schrifltiche Prüfung Kundendialog in Allgemeinbildung Gesellschaft 90′ [1, 4]
Schriftliche Prüfung Buchhandel in Wirtschaft, Politik, Gesellschaft 120′ [1, 4]
5. Juni 2014:
Mündliche Prüfungen Kundendialog in Berufskenntnisse [1, 4, 5]
Mündliche Prüfungen Buchhandel in Betriebliche Prozesse [1, 2, 3, 4, 7]
Mündliche Prüfungen Buchhandel in Handelsobjekte [1, 4]
Mündliche Prüfungen Buchhandel in Literatur, Wissenschaft, Kultur [1, 4]
6. Juni 2014:
Mündliche Prüfungen Kundendialog in Berufskenntnisse [1, 4, 5]
Mündliche Prüfungen Buchhandel in Betriebliche Prozesse [1, 2, 3, 4, 7]
Mündliche Prüfungen Buchhandel in Handelsobjekte [1, 4]
Mündliche Prüfungen Buchhandel in Literatur, Wissenschaft, Kultur [1, 4]
10. Juni 2014:
Mündliche Prüfungen Buchhandel in Betriebliche Prozesse [1, 2, 3, 4, 7]
Mündliche Prüfungen Buchhandel in Handelsobjekte [1, 4]
Mündliche Prüfungen Buchhandel in Literatur, Wissenschaft, Kultur [1, 4]
Von der Leitung her wurde ich dieses Jahr nicht allzusehr beansprucht. Es gab Rückmeldungen für die Evaluation (z.B. wie lang Pausen sein sollten – nichts Gravierendes). Einmal musste ich als Aufsicht einspringen und ein ein Prüfungsplan musste aufgrund der Krankheit einer Kandidatin umgestellt werden. Aber wenn Nr. 2-5 rechtzeitig und gut erledigt sind, ist die Leitung während der Prüfungen selber in der Regel ohne Stress zu machen. Wäre es nicht so, könnte ich meine eigenen Prüfungseinsätze nicht bewältigen.

Just for the records

Gestern war ein guter Tag, ganz besonders auch in meiner Kleinfamilie. Da ich die nicht gefragt habe, kann ich das nicht näher öffentlich ausführen, will’s aber doch für die schlechten Zeiten notieren.
Heute wird hoffentlich auch schön. Mein Prüfungsfitnessprogramm funktioniert bis auf das ausstehende Heuschnupfenrezept ausgezeichnet. Ich stehe um 06.00 Uhr auf (was ich hasse, ich bin gewiss keine Lerche), gehe eine Stunde in den Wald oder Garten, mache mich dann ans Tagwerk und sehe zu, dass ich spätestens um 23.00 wieder im Bett bin. Ausser an den zwei Geburtstagen, die in die Zeit fallen, esse ich das, was heutzutage und hierzulande als „gesunde Ernährung“ gilt und fühle mich extrem selbstoptimiert dabei.
Nur für morgen bin ich wirklich nervös. Da muss ich erstens schon um 05.39 auf den Zug und zweitens ist die allererste praktische Prüfung der Fachleute Kundendialog. Drei Jahre Arbeit werden sich vor allem da manifestieren.
Die Website für die „Nullserie“ – so nennen wir die Prüfung zum Testen und Üben – ist schon gut gelungen. Es handelt sich um eine ganz einfache Website der vorgegebenen Firma, auf die sich die ganze Prüfung bezieht. Der unterste Menupunkt der Homepage („Prüfungsstruktur VPA“) zeigt die Prüfungsaufgaben selbst. Interessant für Laien ist sicher das Gespräch, das die Kandidaten analysieren mussten. Die Fremdsprachen wurden in der Nullserie mittels Umfrage geprüft.
Die Website für die „scharfe Serie“ – so nennen wir die, die prüfungsrelevant ist – ist einfach unglaublich. Unser Ziel, eine papierlose, praxisnahe Prüfung mit allen passenden Handlungskompetenzen samt Fremdsprachen, ist erreicht. Das verdanken wir viel Fleiss und Fachkenntnis, aber allem voran dem Herzblut von Call-Profis, die unverdrossen gegen Windmühlen gekämpft haben, bis dieser Beruf eidgenössisch anerkannt worden ist. Es bleibt ein langer Weg zu gehen, bis dieser Dienstleistungsberuf als Handwerk anerkannt wird, das dem des Schreiners in nichts nachsteht und erst noch unzählige Arbeitsstellen mehr bietet. Doch diese Prüfung ist ein Siebenmeilenstein.
Es wäre schön zu erleben, dass die Kundschaft gute Bedienung am Telefon, via Twitter und Facebook dem Contactcenter zuschreiben würde, anstatt immer nur über die schlechten Erlebnisse mit dem Callcenter zu schimpfen. Aber ich weiss schon, dieses Verhalten ist normal, negative Erlebnisse geben bessere Geschichten. (Nach wie vor kriege ich regelmässig Nachrichten von Enttäuschten, die mir schreiben, wann sie wo von einer Dumpfbacke von Buchhändlerin bedient worden seien. Dies als Erklärung dafür, warum sie den stationären Buchhandel „nicht mehr berücksichtigen können“. Ich sage dann danke und es tue mir leid.)
Mich entmutigt das nicht, im Gegenteil. Ich merke gerade in den stressigsten Zeiten, wie gern ich meinen Beruf habe.

Standortbestimmung

Ich muss aufpassen, dass mich die Akkumulation von Neuorientierungen um mich herum nicht zur Desorientierten macht, das würde ganz schlecht zur Saison passen: Stundenplan, Budget, Anmeldungen oder fehlende Anmeldungen neuer Azubis, Abschlussprüfungen, Berufswahl- und Anstellungsgespräche.
Die Strasse sehe ich noch klar, Haus und Hof versinken langsam im Nebel und die meisten Bedürfnisse sind im Gefrierfach am besten aufgehoben. Twittern find ich lustig und die Gripen sind weg. Beides wider Erwarten.

Le syndrome de l’imposteur

„Où que l’on aille, où que l’on soit, quoi que l’on fasse, on a toujours l’impression que ce qui nous arrive de bon est un quiproquo, et ce qui nous arrive de mauvais est bien mérité.“ *
Cette déclaration d‘ Anna Gavalda dans une interview m’a frappé parce que j’apprends justement le subjonctif. Mais ce n’est pas la seule raison.
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Bemerkenswertes

  • Heute morgen bin ich neben jemandem aufgewacht, der in einem gebundenen Buch las. Inzwischen halte ich das für aussergewöhnlich, dass jemand im Bett ein Buch in die Höhe streckt, völlig losgelöst und ungeachtet der Unbequemlichkeit in die Geschichte eintaucht.
  • Im Beruf ist Hochsaison. Zusammen mit meinen Kolleginnen habe ich ein neues Qualifikationsverfahren gebaut, das erste ever für den Lehrabschluss der Fachleute Kundendialog. Obwohl Dokumentation hier historisch angemessen wäre, gelingt es mir nicht, nach all der Arbeit noch darüber zu berichten. Hauptsache, die Nullserien und Testläufe sind durch und haben sich als tauglich erwiesen. Nun bleibt noch ein Rest Logistik, doch Zimmer sind reserviert, Termine kommuniziert und die Experten geschult. Was übrig bliebt klingt nach nicht mehr viel, aber alle, die rekurssichere Prüfungen organisieren müssen, wissen, wo der Teufel steckt.
  • Und ich habe ein neues Notebook. Nach 4 Jahren lenovo X200s jetzt neu lenovo E540. Die Geschwindigkeit erleichtert mir vieles und dass ich einen Profi für den Datenumzug angestellt habe, war auch eine weise Entscheidung. (Die 10%, die ich noch selber machen muss, treiben mich zuverlässig in den Wahnsinn, den ftp-Server find ich auch nimmer. Es gibt hier also vorerst keine Bilder mehr.)
  • Zuletzt noch dies: Das Kind hat mitten in der Praktikumszeit im Spital (Aufnahmebedingung für das entsprechende Studium) ein Beschäftigungsangebot für eine weitere befristete Anstellung ebenda zu doppeltem Lohn erhalten. Wenn das kein gutes Zeichen ist!
  • Tischgespräch [44]

    [Türgespräch wäre passender, aber das Tischgespräch ist eine Serie.]
    Mutter:
    Hast du genug Bargeld, um jemanden zu bestechen?
    Kind:
    Jetzt bin ich schon 19 und du fragst das immer noch, bevor ich weggehe.
    Mutter:
    Yep, nicht alles im Leben lässt sich mit Handy und Kreditkarte regeln.
    Kind:
    Ich geh bloss zwei Tage ins Emmental. Ich habe Freunde und einen guten Ruf, blaue Augen und blonde Haare. Und ja, ich habe genug Bargeld.
    Motherhood 1996

    Das neue Flügelpferd

    Kennen Sie das auch, dass Sie nicht wissen, ob Sie ein Gespräch geführt oder erfunden haben?
    «Ich möchte keine Unterrichtsbeurteilungen mehr.»
    «Warum denn nicht? Es ist der einfachste Weg, sich als Lehrperson zu verbessern.»
    «Ich möchte einfach nicht mehr verglichen werden.»
    «Man kann doch beurteilen ohne zu vergleichen!»
    «Das glaube ich eben nicht. Jede Form von Kritik bedingt im weitesten Sinne Vergleiche, auch insgeheime und unausgesprochene.»
    «Vielleicht stimmt das. Wir brauchen den Vergleich als Antrieb – gerade auch zum Denken.»
    Die Prüfungen haben begonnen. Ein guter Moment, sich darüber klar zu werden, was Beurteilen bedeutet.
    Der neue Pegasus ist heute erschienen.