Malen – „Persepolis“ der 2. Band ist ausgezeichnet. Wo soll ich ihn besprechen? Buchtipps oder MügaBlog oder Portfolio/Ansatz/Kern, vielleicht überall aber verschiedene Aufhänger? Eine Meisterstück, Zerrissenheit auf den Punkt gebracht [wo ist diese Geigengeschichte vom palästinensischen Checkpoint, im Blog von Lila, genau, passt auch dazu], Zerrissenheit zwischen Kindheit und Jugend, zwischen Ländern, zwischen Religionen. Nein zwischen den Religionen der andern, Satrapi ist ja Atheistin. Ein Meisterstück der Reflexion und Reduktion, passt überall. Hoffentlich ist das Bild online [wo suchen? BZ, buchkatalog.de, edition moderne], sonst kann ich einscannen, war doch ein Inserat im „Strapazin“. In welcher Nummer? Ich glaube, es war schwarz. Ja, Totentanz-Strapazin, die Jubiläumsausgabe liegt auf der Toilette. Und wenn ich jetzt nicht aufhöre zu registrieren, was ich denke, kann ich nicht mehr denken, so sehr ärgert es mich, dass ich das Denken nicht auf CD-ROM brennen oder auf Band aufzeichnen kann. Aber mit welchem Ton, welcher Schrift könnte ich das – das ist auch, weil es mehrschichtig läuft, mindestens drei Hirnschubladen aufs Mal sind offen und aufschreiben kann ich nur das Promille eines Bruchstückes.
Zum Glück habe ich das jetzt am Morgen aufschreiben können, nicht am Abend. Am Morgen bin ich wie eine Maschine, das beruhigt die Gedanken und lässt sich leichter übersetzen, denn das Denken ist nicht in der gleichen Sprache wie das Aufschreiben. Am Abend denke ich viel, viel mehr und kann es überhaupt nicht notieren. Wie neulich, als ich unter der Dusche versucht habe, nur immer an eine Sache zu denken und es war unmöglich und ich habe eine ganze Stunde lang und viel zu viel warmes Wasser gebraucht um es zu merken, weil ich an den Wasserverbrauch nicht denken konnte und acht Seiten Notizen über das Denken sind genug und jetzt fange ich kein neuntes Blatt mehr an.
[was soll das?]
Autor: Tanja
Denken: 2. Paket
Ich muss S. anrufen weil heute Abend kann ich Nein, das Denken hat schon viel früher begonnen, hier: Reicht die Zeit heute für das Training am Abend – geistiges Auge sieht gelbes Programm – nein, reicht nicht, diese Sitzung ist doch – geistiges Auge sieht falsches Sitzungszimmer vor sich und weiss, dass es das Falsche ist, kann es aber nicht ändern – schon um 19:00 Uhr, da bin ich nicht zurück. Also S. anrufen, absagen, unbedingt für E. Grüsse ausrichten, hat am 16. Geburtstag und ist vor dem inneren Auge mit ihrem auffällig unpassenden Gürtel in den Workerjeans, die Liebe. Wie viel Uhr ist es? Reicht gerade noch für den Abwasch, jetzt denke ich an Kurs und dieses ewige WARUM, warum vergisst man vergesse ich das immer wieder in der Schule, wenn ich doch daheim immer daran denke, ich erkläre dem Kind und allen Kindern doch immer warum. Warum lange Ärmel (kalt), warum Akkorde üben (wenn du die wichtigsten kennst, kannst du alles begleiten), warum Dankesbriefe schreiben (wie du in den Wald rufst), warum 1×1 (Hirntraining und Sackgeldverwaltung), warum wichteln (Gegengewicht zur geladenen Stimmung vor dem Feste), warum cool bleiben (weil das die eminem’sche Alternative zum „der Gschiider git naa“ ist), warum nicht Turnsack herumkicken [Turnsack! Ist er jetzt eingepackt? „Hallo…“]. Warum erkläre ich warum hier besser als in der freien Wildbahn (Schule)? Weil das Kind mich erzogen hat! Genau! Guten Grund gefunden, muss ich bloggisch verarbeiten. Kinder fragen 1000x warum, weil sie die Eltern erziehen müssen. Wenn die Eltern 1000x warum beantwortet haben, beginnen sie endlich die Begründung gleich in die Aufgabe mit reinzupacken. Lernziel erreicht, aber jetzt muss Kind wirklich los, bäh, diese Scheissabwaschhandschuhe, sie haben eine scheussliche Farbe. Bestimmt kann ich die nicht ausstehen, weil unser Grundschullehrer uns Jahre nur Rot/Blau/Gelb verteilt hat zum Malen.
[was soll das?]
Denken: 1. Paket
Wie viel Uhr ist es? Was braucht das Kind heute? Ich gehe dem Kind seinen Morgen durch, vor meinem geistigen Auge taucht eine Mischung aus seinem roten Stundenplan und seinem realen Tag auf. Roter Stundenplan weil das Turnsäckli vor meinen Füssen liegt [was ist heute? Heute bekommt die Jelinek den Literaturnobelpreis. Jesses! Heute ist der 10. Dezember, meine Schwester hat Geburtstag und Blocher ist ein Jahr Bundesrat. Hätte unbedingt R. schreiben sollen, das ich nicht zum Frauenwache-Abschlussfest kommen kann.] Was war mit dem Turnsack? Ach ja, reales Leben des Kindes. „Brauchst du die Gitarre?“ „Sie hat gesagt, nur wenn ich will.“ Ach Mist, diese Frau X. , ist bei der eigentlich alles freiwillig? Ich wünsche mir mehr Profil und sie hat überhaupt kein Durchsetzungsvermögen. Doch, ein wenig schon, das mit „meine Klasse“ läuft ja gut. [In welchen Lernbereich gehört diese Denkreflexion? Ich hasse diese Lernbereiche, soll mir keiner erzählen, dass er das immer alles dieser Liste – geistiges Auge sieht die Liste und ist genervt vom Layout – zuordnen kann. Vielleicht sollte ich diesen Fragebogen von mir und WEBA auf das Educatnet? Oder sind dort nur reine Präps, der Ordner hiess doch irgendwie „Unterricht“?] Zeit, Zeit, Zeit. Achtung, zu spät. „Papa kannst du Gitarre stimmen?“ „Willst du, Kind, die überhaupt mitnehmen?“ „Könntet ihr noch diese Geburtstagskarte unterschrieben?“ Ich kann doch jetzt nicht noch anfangen, sämtliche Dialoge aufzuschreiben, sonst hätte ich vorher damit beginnen müssen. Kind kann meine Schwester anrufen, aber von dem vorderen Telefon (Wo? Wo? Wo?), nur dort ist die Nummer gespeichert, warum muss immer ich die Nummern verwalten? Wir müssen über Weihnachten einmal überall alles speichern, ach nein, Weihnachten ist so kurz diese Jahr, das reicht nie und nimmer. Was wollte ich? Kinderkleider parat legen.
[was soll das?]
über Denken
Ich will mich ein wenig mit meinem eigenen Gedächtnis befassen, denn das ist es wert. Müsste ich schnell entscheiden, würde ich das Gedächtnis als wichtigsten Teil von mir bezeichnen.
Heute habe ich die erste Wachstunde meines Tages beschrieben, saisongerecht in drei Paketen.
Die nächsten drei Einträge zeigen die handschrftlichen Notizen abgetippt. Überschrift:
Was ich in der ersten wachen Stunde des 10. Dezembers 2004 denke.
Sequenzen zwischen 7:29 und 8:29
Willkommen in meinem Hirn.
Urheberin gefunden
Liebe Frauen, die ihr heute nach(t) dem DIK mit mir Espresso getrunken habt:
„Es gibt keine Hierarchie des Kummers.“
Ich habe das Zitat gefunden (ja genau, wie es sich für Buchhändlerinnen gehört). Es ist von Renate Rubinstein, deren Werk in Deutsch fast nur noch im Antiquariat zu finden ist.
Das war irgendwo in meinem Hirn abgelegt, aber ich (oder besser mein Hirn) wusste gleichzeitig auch, dass es nicht von mir sein kann. Hat mich aber gefreut, dass es bei euch hängen geblieben ist.
[Zusammenhang für die, dich nicht dabei waren: Thema war, dass wir manchmal auf Probleme anderer Lehrpersonen mit Unverständnis reagieren. Was die eine „Peanuts“ findet, macht die anderen völlig fertig. Aber das sollte man einfach nehmen, wie es ist und einander Lösungen suchen helfen.]
Schusterskind
Wenn das Kind eine grosse Lernkontrolle hat, schreibe ich ihm auf Wunsch eine Übung dazu, die es ausfüllen kann. Am nächsten Tag schreibt das Kind in der Schule die (meistens einfachere) Lernkontrolle. Wenn es sie zurückbekommen hat, vergleichen wir das Ergebnis und damit auch unsere Fähigkeiten: Meine, der Lehrerin ihre Fragen vorauszusehen und seine, die Antworten auch beim zweiten Mal richtig und sorgfältig zu geben.
Und weil meine Freundin [Thanks, A., for encouraging me!] findet, solches gehöre auch in die eigene Lehr- und Lernerfahrung, steht das nun halt hier. Aber es soll sich ja niemand blenden lassen, das klingt viel einfacher als es ist, es geht nie ohne Knatsch und Wutanfälle und gibt auch ab und an schlechte Noten.
In den letzten Jahren bin ich eher zur Überzeugung gelangt, dass die Schusterskinder manchmal in voller Absicht die schlechtesten Schuhe tragen. Weil sie nämlich nicht erkannt werden wollen.
PISA 2003: Pressekonferenz
Also, der nationale Bericht ist da und wird morgen in der Presse zusammengefasst und kommentiert werden (zur Genüge und inkl. Interviews mit Bildungs-Verantwortlichen). Deshalb richte ich das Augenmerk erstmal auf das Vorwort und darauf, was die Investition in die PISA Vor- und Nachbereitung bringen kann. Denn wenn die Kantone (wie Bern) noch einmal differenziertere Auswertungen in Auftrag geben, muss das schon nachhaltig sein, schliesslich kann das Geld dafür an einer anderen Stelle nicht ausgegeben werden.
Aber die Evaluation zeigt, dass die nationalen und kantonalen PISA-Beauftragten durchaus Sinnvolles tun. PISA…
…ist ein Anstoss, über das nationale Bildungssystem und dessen Stärken und Schwächen nachzudenken
… die Gelegenheit für die Schweiz, den Kenntnisstand über die Kompetenzen der zukünftigen Erwachsenen zu erweitern, was unentbehrlich ist und lange vernachlässigt worde ist es auch
… die Gelegenheit via die verschiedenen Bildungssysteme die Eiflüsse auf die Kinder und Jugendlichen zu verbessern, zu erweitern und international einzuordnen
… die Gelegenheit Networking zu betreiben und die Beteiligung an internationalen Programmen zu intensivieren
… ist eine Motivation mit anderen Ländern, anderen Kulturen und anderen wissenschaftlichen Schulen Forschungsinstrumente in der und für die Bildung zu entwickeln
…fördert die Aktivierung regionaler Kräfte zur Koordination wie zur Konkurrenz im positiven Sinne
Folgende Wendung im Vorwort fand ich amüsant:
Die Resultate von PISA 2000 wurden in einer Vielzahl von Berichten der OECD und der Mehrzahl der einzelnen Teilnehmerländer publiziert. Die Reaktionen fielen zum Teil sehr lebhaft aus.
„Lebhaft“ war zu meiner Grundschulzeit ein Lehrerwort für schlecht disziplinierbare Kinder. Das trifft die anfänglich konzeptlos panische Reaktion auf PISA ziemlich gut. Ebenfalls lustig fand ich, dass in Naturwissenschaften das gefragt worden ist, womit ich mich letzte Woche ausführlich befasst habe: Sonne, Mond und Jahreszeiten. Siehe „Testbeispiele“ im nationalen Bericht, dieses wäre auf Seite 69 . Aber dazu schreibe ich dann morgen einen Beitrag.
PISA 2003: News & Gesang
Schon vor der angekündigten morgigen Pressekonferenz haben Tageszeitungen die Ergebnisse der PISA-Studie 2003 veröffentlicht und kommentiert. Auch die gestrige Ausgabe der NZZ am Sonntag hat sich damit befasst und ist zum gleichen Schluss gekommen wie alle: Richtige Richtung, weiter so. (Aber bitte kostenneutral, doch das schreiben sie dann in einem anderen Artikel.)
Den Chinesen (Hongkong) und Koreanern komme offenbar der Singsang ihrer Sprache beim Lernen entgegen. Dass Musik und vor allem das ganz gewöhnliche Singen an den meisten unserer Volksschulen ein ödes Dasein fristet, beelendet mich schon lange. Und nach der Umfrage von Herr Raus Schülerinnen mache ich mir noch weniger Hoffnungen. Weil der Nikolaus eventuell meine Meinung teilt, hatte das Kind heute ein modernes Liederbuch samt CD-Set im Chlousestiefel. Schliesslich braucht man Testpersonen, die nah dran sind.
Urteil der Testperson, die sich 1.5 Stunden mit der Publikation befasst hat: Buch ist gut, die Noten sind einfach zu lesen, die Illustrationen sind lustig. Die CD ist ein bisschen stark wie für Deutschland und die Frauenstimme, die allein singt, ist hässlich. Aber der Mann und die Kinder singen schön und die Lieder gefallen im Allgemeinen sehr.
Mein Urteil: Wenn man ein wenig Noten lesen kann, kann man sich die CDs schenken (zu schunkelig, zu viel Synthesizer, grässlicher Sopran), aber die Lieder im Buch sind wirkich eine gute Mischung aus alt und neu. Sie sind sowohl sprachlich wie musikalisch in der Volksschule umsetzbar und mit vielen Themenmöglichkeiten auch für multikulturelle Schulklassen ausgestattet. Die Illustrationen sind in meinem Augen platt und phantasielos, aber meiner Erfahrung nach das, was vielen Grundschullehrpersonen gefällt und offensichtlich auch den Kids (siehe Testperson).
Nun denn, schönen Chlousetag allerseits.
Satz des Pythagoras
In der letzen Lektion hat Jürg gesagt, wir sollten uns doch überlegen, wie wir in der nächsten den Satz des Pythagoras erklären. Egal mit welchem Medium, auch in zehn Sätzen wäre erlaubt.
Nun habe ich mich ein wenig damit befasst und gemerkt, dass es schon etliche didaktisch perfekte Beweise für die Richtigkeit des Satzes gibt, zum Beispiel von der Uni Erlangen oder der British Columbia in Vancouver. Also WAS und WIE sind breit geklärt, man kann basteln, schneiden, verschieben, Quadrate an Dreiecke legen und umgekehrt und braucht das Rad nicht neu zu erfinden. Aber das WARUM fehlt mehrheitlich im didaktischen Strauss, es scheint also nicht nur mir ab und zu durch die Lappen zu gehen.
Mal sehen, ob mir etwas einfällt, was die pythagoräische Nützlichkeit didaktisch sinnvoll reduziert.
Haus halt
Haus halt
aus halt
aus alt
mach neu.