Was ist das?
Ebenfalls aus dem letzten Kurs:
Tische im Hufeisen. Jede/r Zweite sitzt am Innenrand des Hufeisens, vis-à-vis von jemandem am Aussenrand des Hufeisens. Es gibt eine Frage (Thema war: eingene Lernerfahrung) und man hat fünf Minuten Zeit, sich mit dem Gegenüber darüber zu unterhalten. Dann rollen die am Innenrand im Uhrzeigersinn zum nächsten Menschen am Aussenrand. Inzwischen ist einen neue Frage zum Erörtern parat.
Diese Methode hat mir gefallen, ich werde sie auf jeden Fall ausprobieren. Man kann so alle mischen, ohne dass sie das Gefühl haben, sie dürften grad extra nicht mit ihrer Freundin oder so.
Autor: Tanja
Paarinterview
Was ist das?
Ich erkläre gleich am Beispiel im letzten Kurs: Wir stellten uns nicht dem Plenum vor, sondern nur unserem Interviewparner, fünf Minuten. Dann vice versa. Eine Minuten hatten wir je für die Kurzpräsentation unseres Interviewpatners vor allen. Vorgaben:
– Zeit einhalten
– über Stellenprozente und
– Unterrichtsfach informieren
Das war das dritte Mal, dass ich diese Methode als Kurs-Start erlebte (die vorherigen waren im Lehrmeisterkurs und Pubertäts-Know-how-Auffrischungskurs). Scheint ein wenig ein Dauerbrenner zu sein, auch in Informatikkursen. Ich mag es nicht und habe es deshalb noch nie probiert in der Schule. Aber immerhin habe ich nun endlich erfahren, was die Methode taugt: Zwei lernen sich automatisch besser kennen und es dauert viel weniger lange, eine andere Person vorzustellen, als sich selber.
Dummheit ist lernbar
Jürg hat im letzten Kurs auf seines Namensvetters Buch „Dummheit ist lernbar“ hingewiesen. Ich habe es auch einmal gelesen und habe es unsympathisch in Erinnerung. Allerdings habe ich unangenehme Assoziazionen dazu, für die Jürg Jegge gar nichts kann.
Soviel ich weiss ist es 2002 in der 26. Auflage erschienen, was ein Riesenerfolg ist. Vielleicht kaufe ich es ja doch noch. Einfach so, weil es irgendwie in die schweizer Abteilung der eigenen Bibliothek gehört, wie Bichsels Kindergeschichten, die im Januar ebenfalls in der -zigsten Auflage neu erscheinen.
Berufsnavigation
Thomas Diener von der berufsnavigation hat am 13. Oktober verschiedenen Zeitungen ein ausgezeichnetes Interview gegeben. Ich zitiere:
Der Fluch, der über vielen jungen Menschen lastet, sagt: „Es ist schwieriger geworden, also pass dich an!“ Ich weiss aus zahlreichen Beratungsgescprächen, dass viele junge Erwachsene unter der Vorstellung leiden, die Arbeitswelt sei ein fertig gebautes Uhrwerk und sie müssten als Rädchen exakt in dieses Uhrwerk passen. Das ist ein folgenschwerer Irrtum. Originalität ist mindestens so wichtig wie Anpassung.
Ich muss nun eine Wendung brauchen, die mir ziemlich verhasst ist: Ich unterrichte seit über zehn Jahren (das war sie, die verhasste Wendung) und habe in dieser Zeit mit Jugendlichen etliche Pausen- und Schulreisegespräche, sowie Gespräche an ihrem Arbeitsort geführt. Und müsste ich meine Antworten und Ratschläge auf einen Satz reduzieren, würde er heissen: „Du hast mehr Einfluss, als du denkst.“
Tu etwas, nur so kannst du Erfolg haben. Nicht immer und nicht sofort. Probiere aus, lerne daraus.
Unter anderem durch das Engagement einzelner Schülerinnen sind wir zu Pet-Sammlern in jedem Stock unserer drei Schulhäuser gekommen. Und zur Offenlegung der internen Lehrpläne im Internet. Und zu Anleitungen, wie man das Arbeitsbuch führen könnte (obwohl das Lehrfirmen-Business wäre). Und ein bisschen auch zum prüfungsfreien Übertritt in die BM. Auch wenn natürlich ich den Antrag via Dienstweg lostreten und an die Sitzungen musste, haben die Schülerinnen sich eingesetzt und abgeklärt, wie es im Kanton ZH läuft. Ehemalige haben inzwischen sogar evaluiert, gerade in der aktuellen Nummer des Pegasus unter dem Titel „ein Brief“.
[Natürlich bin ich mit den Jugendlichen nicht per Du, aber ging hier gerade einfacher.]
Standortbestimmung
Heute ausgefüllt. Grün möcht ich werden, rot bin ich so in etwa. Interessante Beobachtung vom Mann: Mir fehlt grundsätzlich ein Punkt zu dem, was mich wichtig dünkte. Das ist eine gute Motivation, einen Kurs zu besuchen.
2001
Who is Who in der Schulzeitung „Pegasus“ vom Oktober 2001. Und weil der grüne Hintergrund das Ganze ziemlich unleserlich macht, hier der Text:
Als Lehrerin der »Branchenkunde« geht mich eigentlich alles etwas an: Fächerübergreifend unterrichten ist Kür, fächerübergreifend denken ist Pflicht: Was ich heute aufschnappe, fragt vielleicht morgen ein Kunde oder ein Lehrling. Ich bin eine Generalistin in Branchenfragen, Spezialistinnen und Spezialisten habe ich zu meinem Glück immer bei den Lehrlingen gefunden. Unterrichten ist Weiterbildung für mich.
Zwei Jahre nach dem Lehrabschluss 1991 [an der Berner Berufsschule für den Buchhandel BBB] habe ich an der gleichen BBB damit begonnen, erst als Stellvertretung und heute fest angestellt für »Berufs- und Verkaufskunde (BVK)« und »Neuerscheinungen«. In der Branche gearbeitet habe ich zuerst drei Jahre hauptsächlich im Laden (Münstergass-Buchhandlung) spezialisiert auf Geisteswissenschaften und mit wachsendem Interesse im Backoffice und in der Betriebswirtschaft ganz allgemein. Dann habe ich als Abteilungsleiterin sieben Jahre Bücher, Zeitschriften und graue Literatur für Schweizerische Entwicklungsprojekte beschafft, was mich im Bereich fremdsprachiger Recherchen und weltweiter Kontakte viel gelehrt hat. Die Ausbildung von vier Lehrlingen über diese Zeit hat natürlich auch meinen Unterricht an der BBB geprägt. Und meine Weiterbildung entspricht etwa der geschilderten Laufbahn: Informatik-Anwendung (von Wordstar – lang ist’s her – zur Office-Palette), Betriebswirtschaft, Kostenrechnung, Lehrmeisterkurs und Einführungen in die Entwicklungszusammenarbeit.
Im 1. Lehrjahr lege ich (gnadenlos) viel Wert auf die Grundbegriffe: Fachterminologie, Distributionssysteme, Verbände, Branchenorgane und Werbemittel der Branche. Im 2. Lehrjahr geht es vorwiegend um Neuerscheinungen, um das Echo der Literatur in den Medien und um entsprechende Internetrecherchen, um das Beobachten der Konkurrenz und um Einkauf und Lagerhaltung. Im Abschlussjahr liegen die Schwerpunkte bei PR, Informatik und betriebs- und volkswirtschaftlichen Zusammenhängen. Die Einführung eines neuen Themas muss immer das alte beinhalten, was bedeutet, dass gleich von Anfang an Branchenbegriffe verwendet und laufend Brücken zum vergangenen Stoff geschlagen werden. Der einheitliche fachliche Sprachgebrauch ist bei den Lehrlingen grundsätzlich sehr gut: Kompliment an die Lehrgeschäfte! Das Unterrichten ist mir eine Freude. Dazu zwei Original-Statements aus dem Klassenzimmer:
Anfang des 1. Lehrjahres hatten wir etwas zu kämpfen mit Madame Messerlis Unterrichtsstil, woran das lag, kann niemand mehr so genau zurückverfolgen… . Aber jetzt, Anfang des 2. Lehrjahrs und einem Jahr der Aneinander Gewöhnungs- und Kennenlernzeit kann ich nur noch sagen: Hut ab! Hochinteressante Lektionen, aufs aktuelle Geschehen bezogen plus Hintergrundinformationen und Rüstzeug fürs Handwerk: »So muess es sy!!«
Maria
Nicht schlecht, Frau Specht! Sie bringt den Stoff – mit viel Einsatz – echt gut rüber. (Falls es zu frech sein sollte, dürfen Sie es natürlich umformulieren).
Philipp
Phobien
Zehn Phobien, die Lehrpersonen sich nicht leisten können (in alphabetischer Reihenfolge):
Anthropophobie = Angst vor Menschen
Atelophobie = Angst vor Unvollkommenheit
Cainophobie = Angst vor Neuerungen
Chromatophobie = Angst vor Farben
Cymobphobie = Angst vor Wellen
Didaskaleinophoie = Angst vor dem Schulbesuch
Kakorrhiaphobie = Angst vor Fehlern
Keraunothnetophobie = Angst vor herabstürzenden Satelliten
Ophthalmophobie = Angst angestarrt zu werden
Xenoglossophobie = Angst vor Fremdsprachen
(Weitere Phobien in Schotts Sammelsurium.)
„enaktiv“
Im vergangenen Kurs habe ich ein neues Wort gelernt: „enaktiv“. Es ist nicht im DUDEN, weder im alten noch im neuen, und es gehört in eine Dreiergruppe von Repräsentationsformen. Sie wiederum sind Teil einer Art Gütesiegel für den Unterricht, die Jo Kramis aufgestellt hat (Jo Kramis: Gütekriterien für Unterricht und didaktische Prinzipien. In: Beiträge zur Lehrerbildung 8 (3) 1990). Jürg hat sie uns abgegeben und die Bayern haben sie ins Netz gestellt (Seite 4 – 6). Ich zitiere:
Wichtige Lerninhalte werden sowohl symbolisch (durch Texte, Symbole), wie auch ikonisch (visuell, bildhaft) und enaktiv (durch Schülerhandlungen) repräsentiert. Gegenteil: Der Unterricht vernachlässigt das Symbolische, das Visuelle oder die Schülerhandlungen
Alle Güte-Kriterien sind spannend. Ich möchte fast mit Unterrichten aufhören, wenn ich sehe, was ich alles unterlasse, so rein alltäglich. Aber aufs erste haften geblieben ist „enaktiv“. Auch wenn mir noch unklar ist, was ich mir unter „enaktiv = Schülerhandlung“ vorstellen kann. Vorträge?
Lehren kompakt
Das Buch von Ruth Meyer, das Jürg gestern empfohlen hat, ist bestellt.
Der hep Verlag arbeitet nur rudimentär mit dem Buchhandel zusammen, nur wenige seine Publikationen sind in unseren Katalogen zu finden, er beliefert unsere Zwischenlager nicht und die Rabattierung für Wiederverkäufer ist schlecht. Das ist nicht ungewöhnlich, die meisten Schulbuchverlage haben sich für den direkten Kontakt mit ihrem Zielpublikum entschieden. Wenn es funktioniert, kann es nicht schlecht sein (ja, ja, Adam Smith). Es bedeutet, dass es den Buchhandel hier nicht braucht. Das wird ein gutes Beispiel zum Thema: „Welcher Teil der Bücher verkauft sich über den Buchhandel verkauft?“. Das werde ich aufgreifen, denn das Thema wird mit der Konkurrenz durch Amazon immer aktueller.
Transparenz
Mein DIK-Weblog hat durchaus private Seiten. Ich veröffentliche hier nicht alles, was ich schreibe, ich kann mit einem Klick einen Eintrag als „privat“ markieren. Aber ich veröffentliche viel. Warum viel? Transparenz im Beruf ist mir wichtig, sie ist eine gute Grundlage. Ihre Güte zeigt sich in dem, was sie ermöglicht und in dem, was sie verhindert. Die Risiken sind im Vergleich dazu vernachlässigbar.
Mir als Lehrperson ermöglicht Transparenz vor allem:
– Rückmeldungen (von Lernenden, Lehrenden, Ausbildenden, Branchenkennenden)
– Austausch (mit denen)
– Supervision (von kompetenten Kolleginnen)
– Rechtfertigung (gegenüber Vorgesetzten, Steuerzahlern und allen anderen)
– Argumente (für Zeit, für Geld, für Urlaub, für besser eingerichtete Schulzimmer)
– Vertrauen (Lernende wissen, wie ich über sie rede und worüber ich nicht rede, z.B. Persönliches und Geschäftsgeheimnisse)
Sie verhindert:
– Unwahrheiten (Lernende merken, dass mein Schulzimmer im übertragenen Sinne offen ist)
– Korruption (ein hartes Wort und trotzdem nötig)
– Angst (jeder weiss, wie es läuft und kann sich vorbereiten)
– Ungleichbehandlung (Bevorzugung geht nicht bei Vergleichsmöglichkeiten)