Indie-News

Die Indies in den USA machen mehr Umsatz. Die Buchhandlungen der (erst im Februar gegründeten) SLIBA verzeichnen dieses Jahr einen Zuwachs zwischen 10% und 15% – sie bloggen und veranstalten, was das Zeug hält. Das beweist, dass ein Zusammenschluss die passende Antwort auf den Ausverkauf von und bei Borders in St. Louis war. Es hätte auch jeder Indie für sich allein auf bessere Zeiten hoffen können. Aber die wären nie gekommen, weil einzelne Kleinbuchhandlungen im Marketing nie schlagkräftig genug sind, die können nur PR und PR braucht Zeit, die man in der Situation nicht hat. Die Kunden von schliessenden Buchhandlungen werden von anderen Grossen schneller und besser beworben.
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Standort(bestimmung) in Zürich

Der Tagesanzeiger, bzw. dessen Ausgehmagazin Züritipp, hat zwei gute Beiträge zum Thema Buchhandel veröffentlicht.
Zuerst: „Bedrohte Branche“. Leider gibt es viel zu wenig Artikel über dieses Faktum. Auch dieser hier bleibt dem Format entsprechend an der Oberfläche. Das ist meiner Meinung nach Berichterstattung, die den Konsumentinnen und Konsumenten dient – nicht die zehnjährige Leier von der Strutkurbereinigung (normales Buchhandelssterben) oder der Strukturerhaltung (antiquierte Buchpreisbindung) oder dem Strukturwandel (mehr! billigere! E-Books! Sonst! Piraterie!).
Wir brauchen Berichterstattung darüber, was a) der Buchhandel und speziell die Buchhandlung den Leserinnen und Lesern bedeutet und b) was sie ihnen Wert ist. Berichte darüber, die Zusammenhänge zwischen a) und b) aufzeigen. Man kennt solche im Bereich Markenartikel, die Textilbranche hat sie längst Einzug in die Lehrmittel gefunden, es werden Projektarbeiten gemacht und Filme gedreht. Ebenso Ernährungsfragen werden im Zusammenhang mit Regionalität von der ersten bis zur letzten Volksschulklasse anhand passender Medienerzeugnisse der letzten Jahre erläutert. Aber über Buchhandlungen und Urheberrecht gibt es fast nichts, was Konsumentinnen und Konsumenten die Vor- und Nachteile für sie selber aufzeigt.
Der zweite Beitrag gehört in die Rubrik Lifestyle. Gerade deshalb frage ich mich, warum so etwas wie „Zürichs schönste Buchläden“ nie in Bern gemacht wird?
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Tunwoche

Dieser Tage mache ich ganz unterschiedliche Dinge wie Budgetänderungen beantragen (sprich die Geschäftsleitung um Geld bitten), eigene Küche aufräumen, Mitgliederversammlungen meiner Vereine, Veranstaltungen in der Buchbranche und Unterricht an meinen Abteilungen besuchen, Kindergeburtstage feiern, Pflanzen einwintern, von unbekannten Azubis eingeschmissene Scheiben und am Handlauf festgeklebte Kaugummis rechtfertigen, neue Wohnung suchen und natürlich wie glücklicherweise immer: Neues lesen (Jugendjahre, Agent 6, brandneue Zeitung).
Schönes Wochenende!

Viel Dank

Ich habe viel zu danken.
Der Buchhandlung, die dem Kind in der letzten Woche seines Welschlandaufenthaltes einen guten Einblick und eine aufbauende Rückmeldung gegeben hat („bonne comunication, très bonne compréhension des instructions, execution des tâches parfaites. Ponctuel, poli, aimables, disponibles!“). Den SP-Wählerinnen und Wählern der Stadt Bern, die der Frauenliste ein schönes Ergebnis ermöglicht haben. Allen, die die Arbeit der Nationalrätin bestätigt haben, in deren Wahlteam ich bin. Allen, die mir helfen, die vielen Bilder und Erlebnisse der Frankfurter Buchmesse in Form zu bringen. Den Lernenden, die sich aus eigenem Antrieb gemeldet haben, um etwas über das mögliche Buchpreisbindungsgesetz zu erfahren, das wegen des Referendums bald zur Abstimmung kommt. Ihr Anliegen überraschte und rührte mich, und so habe ich heute morgen früh rasch ein kurzes Papier für Post-Preisbindungs-Azubis verfasst, wofür sie sich bedankten.

Stellvertretung in Deutsch: Aufsatz

Heute hatte ich wieder einmal Stellvertretung in einer sehr netten Klasse einer ebensolchen Kollegin. Es ging um einen Aufsatz à mind. 200 Wörter, in dem die Ich-Form und das Präteritum geübt werden sollten. Die Lernenden bekamen mögliche Anfänge und hatten die Aufgabe, die Geschichte fertig zu schreiben, Sie kennen das sicher und haben es selbst auch schon gemacht.
Da es für die Azubis wirklich eine Herausforderung war, eine volle Stunde dranzubleiben, habe ich während ihrer Aufsatz-Zeit selber auch geschrieben, sogar auf das gleiche Linienpapier wie sie. Weil ich die Schulbuchbeispiele nicht immer so ganz Migranten-freundlich finde, habe ich mir Aufsatzanfänge auszudenken versucht, aus denen sowohl Zugewanderte wie Eingeborene ohne Vor- und Nachteile eine Geschichte machen könnten. Ich blogge die einmal, damit ich sie wiederfinde.
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Buchmesse: Rückblick 2011

Meine Buchmesse war schön: Ästhetisch, sozial und offen. Das sind für mich messbare Messequalitäten. Punkto Ästhetik spielt Frankfurt ohnehin in der ersten Liga. Man sieht schlechteren Messen an, was für eine enorme Leistung es braucht, um aus dem Auftritt vieler einen brauchbaren Gesamteindruck zu machen. Dazu gehören auch Beschriftungen, Wegweiser, Standnummern, der Umgang mit leeren Ständen und Neuausstellern, die Website, die Online-Orientierung während die Messe läuft. Das alles hat die Frankfurter-Buchmesse-Leitung besser im Griff als alle anderen, die ich kenne (und ich liebe Messen – sie sind für mich die Quintessenz des Marktes). Vitaler Bestandteil des diesjährigen gelungenen Auftrittes war der Ehrengast Island. Die hatten eine Strategie, die verdammt viel wegliess und gerade deswegen in sich absolut schlüssig war. Alle Autoren präsentieren? Oder nur die Berühmten, Übersetzen, die Exoten, die Genehmen? Andere Künstler auch? Und den Tourismus ankurbeln? Fragen, die sich jedes Gastland stellt und die Island perfekt beantwortet hat: Island verpflichtete sich in seiner Ausstellung dem Bücherlesen und Vorlesen und der Landschaft, die Isländerinnen und Isländer dazu animiert. Islands Bücher wurden in der in die Ausstellung integrierte Freihandbibliothek präsentiert: Thematisch, aber in allen Übersetzungen. Ich nehme an, Presse und TV haben so positiv wie alle auf Island reagiert und ich brauche hier nichts Genaueres zu beschreiben? Wenn doch, mache ich das gern auf Wunsch.
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und jetzt Messe!

Programm, Klassenlisten, Visitenkarten, Business- und Reiseklamotten, Ladegeräte, Notebook, Bücher und Literaturbeilagen zum Lesen auf der Hinreise pipapo – schon fast alles parat. Und wenn die Welt noch in Ordnung ist auf den Zug nach Frankfurt. Dieses Jahr reisen vier Begleitpersonen mit fast 80 Lernenden, was einmal mehr unser grosses Vertrauen in den Nachwuchs beweist, der des Nachts statt Clubs Lesungen besuchen wird, wobei man – ich gestehe es – zu Messezeiten beides nicht immer zweifelsfrei unterscheiden kann.
By the way: Orell Füssli made my day! Die Buchhandlung bewarb im heutigen Kundenmailing die Steve-Jobs-Biographie…
Jobs-Biographie-Mailing
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Wintereinbruch

ist, wenn ich ständig friere, ständig schneuze, Inhaliersud über die Tastatur leere, längst vergessene Kleider ausmotte, dem Kind nichts mehr passt, angefangene Blogbeiträge hängen bleiben, ich mich über Neuerscheinungen aufrege, mit den Kolleginnen um Umsätze bange, dabei alle viel zu wenig innovativ finde, dem Stellenabbau zuschaue, der im November huschhusch wieder wird aufgebaut werden müssen, die Frankfurter Buchmesse vorbereite und noch weniger als sonst je das Erledigte sehe sondern immer nur das, was noch zu tun wäre. Gerne würde ich meinen Vorfahren die Schuld dafür geben(„Verdingkinder!“ „Protestanten!“ „Hartes Brot ist nicht hart!“), aber mit Übervierzig ist das allzu billig. Ich hab wohl einfach mein Schreibkontingent ausgeschöpft. Am Montag habe ich mit einem Strategiepapier angefangen – zwölf Seiten musste ich abgeben – und am Samstag mit meinem Wahlmailing aufgehört, heute fällt mir nichts mehr ein. Also nicht, dass Sie glauben, ich schriebe nicht gern, das meiste ist mir sogar ein Anliegen und Wahlempfehlungen sowieso. Aber aus beruflicher Sicht finde ich es schon merkwürdig, dass Schreiben in keinem einzigen meiner Pflichtenhefte und all die Jahre kein einziges Mal in den Zielvereinbarungen vorkommt.