Kategorie: Leben daneben
Ausserschulisches und Vermischtes
Aller guten Dinge
Nach einer Woche, in der so vieles dringend war, dass fast alles Wichtige unterging – meine verhassteste Arbeitssituation überhaupt – freue ich mich doch über aller guten Dinge sind:
Mein Beitrag zu 9/11
fällt dieses Jahr aus.
Ich lese die Maturaarbeit vom Kind. Morgen gibt’s den letzter Schliff, übermorgen wird produziert und am Freitag ist Abgabetermin. Es geht um China, um die Wohnsituation in Peking heute mit Rückblick auf die wirtschaftliche Entwicklung der letzten dreissig Jahre. Ich vergesse immer, dass Demokratisierung nicht nur für die Regierenden (oder Herrschenden) eine Herausforderung darstellt, sondern auch für die Bevölkerung, zumindest für die erste Generation. Wie soll man plötzlich Quartierentwicklung machen, wenn man bisher einfach mir nichts dir nichts hin und her gesiedelt werden konnte? Wer viele Jahre einfach verschoben worden ist, schafft nicht plötzlich Gemeinschaftsräume und Spielplätze und betreibt aktiv Nachbarschaftshilfe und kümmert sich um das ökologische Gleichgewicht.
Es ist eine lebendige, interessante Marturaarbeit, aber wie die meisten solchen Arbeiten hatte sie viele zangengeburtliche Momente. (Mit Ausnahme der Lehrer, die korrigieren müssen, sind wohl einfach alle froh, wenn der Abgabetermin durch ist.)
Mit Wucht
hat mich die Müdigkeit erwischt. Mein Abteilungsleiterinnen-Job ist drum nicht „immer hinter dem Computer“. Ich renne Treppen rauf und runter, mache Dienst hier und dort und moderiere all die kleinen Anlässe von Sitzungen bis Erfahrungsaustausch, die nach nichts aussehen und doch zu tun geben. Ich treffe mich mit Ausbildungswilligen in Buchhandlungen und Contact-Centern, mache ständig von irgendwem oder irgendetwas Fotos, welche ich von hie nach da lade, aber nie im richtigen Ausschnitt und der richtigen Auflösung dort habe, wo ich sie gerade brauche (ja, ich kenne Dropbox, hilft auch wirklich). Zudem erstelle ich viele Listen für irgendwelche Plattformen, deren Informaionsgehalt immer von einzelnen Leuten kommt, welchen ich normalerweise auch nachtraben muss.
Jetzt ist aber vieles aufgegleist: Ein Artikel über die neue Grundbildung Kundendialog (ein neues Foto der Ursprungsklasse haben wir diese Woche gemacht), der Pegasus 108, ein Alphabet mit den wichtigsten Stichworten zum Schuljahr. Die Kisten von der Berufsbildungsmesse sind noch nicht ausgepackt, aber das ist egal. Für mich gibt es ein „don’t worry be happy“-Wochenende, weil nun andere all das Zusammengetragene weiterverarbeiten müssen. Ich habe jetzt noch eine Lektion Unterricht, dann gehe ich ein paar Tage schlafen.
Eine Prise direkte Demokratie
für Zugewanderte, nicht Stimmberechtigte oder andere Interessierte, die uns darum beneiden:
Stadt Bern
Mit dem Stimmzettel zusammen bekommt der Bürger/die Bürgerin die sog. Abstimmungsbotschaft – hier die vom 23. September – mit Erklärungen und Postitionen von Gegnern und Befürwortern.
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Volles und Feines
Im Moment ist mein Programm übervoll und ausnahmsweise ist es leicht, die Schuld dafür auf andere (ja, sogar die Software, die nicht funktioniert!) zu schieben. Denn ein bisschen aufpassen muss man ja dieser Tage schon: Wer Stress hat, seine Freundschaften nicht pflegt, unsportlich ist, keine neuen Geschmäcker degustiert und darüber hinaus sonst noch etwas Kreatives macht oder sich mindestens einfach entspannt, ist selber schuld, denn er hat es in der Hand. Und weil das wohl meistens stimmt, geniesse ich diesen raren Moment der Unschuld.
Auch im Wochenrückblick war der Start dieser Truppe an unserer Schule mein Highlight der Woche. Das Rückfutter der Teilnehmerinnen und des Teilnehmers hat mich sehr gefreut.
An der BAM
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Alles bestens, jedenfalls hier.
Wir haben das Schuljahr bestens angefangen! In meinen beiden Abteilungen gab es je zwei neue Klassen zu begrüssen, was als rundum erfreulicher Akt in die Chronik eingehen darf. Sicher ist es nicht an der Berufsfachschule zu beurteilen, ob passende Lernende rekrutiert worden sind, aber freuen dürfen wir uns trotzdem darüber.
Als unverbesserliche Reformbefürworterin bin ich natürlich überzeugt, dass das eine Folge ist. Wenn im schulischen Teil der Ausbildung Themen ähnlicher angegangen werden wie im Lehrbetrieb, dann verliert zwar die Schule das typisch Schulische, Theoretische. Und die Lehrpersonen haben zu Beginn mehr Aufwand, weil sie induktiv arbeiten müssen und Vorbereitetes oft nicht mehrmals in gleicher Form brauchen können, berufiche Praxis ändert schneller als schulische Theorie. Dafür decken sich die Anforderungen an die Azubis zwischen Schule und Betrieb besser, der Respekt für die gegenseitige Arbeit steigt, was der Zusammenarbeit und dem Erhalt guter Lehrstellen dient.
Das klingt alles nach Gemeinplatz. Aber es wird mit jedem OECD Vergleich offensichtlicher, wie sehr die Berufsbildung das Risiko der Erwerbslosigkeit mindert. Wer studierfähig ist, kann in jedem europäischen Land an einer guten Uni studieren. Wer das nicht ist, hat jedoch in vielen Ländern wenig Möglichkeiten. Und in wirtschaftlichen Krisen gibt es dort dann für beide keine Arbeit.
Retour à la maision
Retour à la maison. Es warten viele neue Azubis, eine neue Schulverwaltungssoftware, ein neues CRM. In meinem Bereich gibt es zwei neue Klassen mit angehenden Buchhändlerinnen und Buchhändlern, zwei mit angehenden Fachleuten Kundendialog und eine Klasse in der Weiterbildung, die den neuen eidgenössischen Fachausweis für Buchhändlerinnen und Buchhändler anpeilt.
Aber zuerst zum Rückblick: Südfrankreich war sehr schön, es gibt kaum einen passenderen Ferienort für eine Leserin. Internet wo immer Sie sind ist nicht so üblich. Und die Franzosen lesen viel mehr Gedrucktes als wir in der Schweiz. Was mir am meisten auffiel ist, dass
Frankreich ist ja grundsätzlich und von Staates wegen immer sehr um Leseförderung und den Erhalt der stationären, regionalen Buchhandlung bemüht. Ich weiss nicht, ob das längerfristig wirkungs- und sinnvoll ist. Symphatische ist es trotzdem, wenn die erst letzten April angehobene Mehrwehrtssteuer für Bücher per 1. Januar 2013 schon wieder gesenkt wird (von 7% auf 5.5%).
Ich habe in den Ferien viel gelesen, wenn auch nicht alles, was ich mitgenommen hatte. Dank der mitreisenden Büchercommunity konnte ich es mir leisten, punkto Literatur launisch zu sein. Trotzdem nachfolgend den Kommentar zur Chronik des angekündigten Lesens.
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Continua messe
Continua messe senescit ager. Ständige Ernte erschöpft den Acker. Manchmal findet man die Lebenshilfe nicht in der Esoterikabteilung, sondern bei Ovid.
Auch wenn mir mein Berufsleben sehr gefällt, brauche ich Ferien vom Output, Multitasking, von der Performance. Ich fahre wie so oft nach Südfrankreich, wo ich inzwischen übrigens luxuriös lebe. In drei Jahrzehnten habe ich es vom Gibelzelt mit Gaskocher zum Mobil Home mit Gasherd gebracht. Nicht nur ich, auch die Zeiten haben sich geändert. Wäre wildes Campieren noch erlaubt, wäre die Camargue bei unseren heutigen Ansprüchen kaum so ursprünglich zu erhalten.
Bücherliste meiner Offline-Zeit 2012: „Continua messe“ weiterlesen
Rückblickend
… waren die letzten 10 Tagen gute. Aber die Zweiflerin weiss das nicht im Voraus und deshalb waren sie auch von einer ganzen Reihe Sorgen geprägt.
Freitag, 29. Juni 2012: Abteilungskonferenz Kundendialog, Weiterbildung im Kontaktcenter des TCS. Sehr aufschlussreich, ganz besonders das Mithören bei den Telefongesprächen: Menschen mit Autopannen, Mutationsmeldungen und Versicherungsanliegen – mal genervt, mal gesprächig, mal gestresst. Und immer empfangen von einem ruhigen, effizienten, freundlichen Agenten, dem keiner anmerkte, dass es sein hunderster Anruf war. Es war heiss an dem Tag, ab 30 Grad gibt es offenbar mehr Motorschäden und braucht mehr Personal im Callcenter. N.B.: Die neue Ausbildung zur Fachfrau und zum Fachmann Kundendialog kriegt im September den Enterprize, was mich nach all den Steinen im Weg verblüfft, aber natürlich auch freut und ehrt.
Samstag, 30. Juni 2012: Nacharbeiten, da am Vortag ausser Hause.
Sonntag, 1. Juli 2012: Dito. Und Packen mit Kind für Sport-Projektwoche mit Zelt in Tenero. (Mir schleierhaft, aufgrund wessen das Tessin als Sonnenstube gilt. Deshalb alles unternommen, um kompaktes Gepäck, Nylon-Garderobe und Flipflops anzudrehen).
Montag, 2. Juli 2012: Unterrichten, Sitzungen, unterrichten, Büroarbieten für die Abtelung Buchhandel. Urkunden erstellen, die Notenausweise ordnen, Absprache mit den engagierten Klassenlehrpersonen über den Ablauf der Feier, letzte giftigen E-Mails zu Prüfung, den Prüfungsterminen, Terminen zur Eröffnung der Prüfungsresultate beantworten und abends definitiv entscheiden, was anziehen.
Dienstag, 3. Juli 2012: Büroarbeiten, Kurzschluss mit Operatrice und mit der Floristin, letzte Kontrolle der eingegangenen Spenden. Dann Sportklamotten anziehen und mit Kolleginnen und Kollegen und Kisten mit allem, was zur Diplomfeier gehört ab zum Feierort. Dort einrichten, dann umziehen, Autor begrüssen (Arno Camenisch war nicht nur ein ausgezeichneter Vorleser, sondern auch ein ausgesprochen angenehmer, unkomplizierter Gast), Buchhändler empfangen, reden, applaudieren, gratulieren, beschenkt werden, sich freuen und danken, denn: In der Buchbranche und im Kollegium fliesst so viel Herzblut in diese Ausbildung. Dank ist das Mindeste und allzuoft das Einzige, was ich zurückgeben kann.
Mittwoch, 4. Juli 2012: Meldung über die besten Resultate der neuen Buchhändlerinnen und Buchhändler an die Fachpresse, Fotos natürlich auch. Pics und Legende für Website erstellen (Upload ist bald). Nachmittags dann Zusammenarbeit mit unserer KV-Praktikantin, Vorbereitung für ihre Prüfung kommende Woche. (Thema: Dienstleistungen, Beschreibung des Kundennutzens, Zielpublikum. War müde, aber habe selbst eine Menge gelernt dabei, z.B. welche Dienstleitungen wir uns schenken könnten und welche wir herumerzählen sollten.) Abends Erholung trotz Hochwasseralarm: Geburtstagsessen mit meiner Mutter im Restaurant.
Donnerstag, 5. Juli 2012: Büro, Telefonnotizen abarbeiten, Post abtragen, letzte Informationen und Kopien für meine Freitags-Klassen.
Freitag, 6. Juli 2012: Unterricht, Abschied meiner Klassen im zweiten Lehrjahr, mein Fach gibt’s nicht mehr im dritten Lehrjahr. Es war so schön! Die haben dran gedacht, was ja nicht selbstverständlich ist (ausser am Ende der Ausbildung). Von einer Klasse habe ich eine (selbst gemalte!) Karte bekommen und ein Kinderbuch über die Bedeutung und Bedeutsamkeit der Wörter. Was für eine Überraschung! Danach ein tolles Referat gerade wieder zum Thema Bilderbuch von Mladen Jandrlic – meiner Meinung nach einer der Besten auf dem Gebiet.
Samstag, 7. Juli 2012: Here we are, das Schuljahr ist Geschichte. Heute viel gewaschen (Hinterlassenschaft des tessiner Monsuns) und viel ausgeruht. Nur noch wenige Tage – dann beginnen meine analogen Ferien.