Unter meinen Dringend-noch-im-alten-Jahr-erledigen-Sachen ist auch mein Weiterbildungsnachweis. Ich habe keine Ahnung, wie das in anderen Ländern und Kantonen abläuft, aber in Bern müssen die Schulen dem Kanton beweisen, dass ihre Lehrerinnen und Lehrer ihren Weiterbildungsauftrag wahrnehmen. Das ist genau wie Zusammenarbeit und Prüfungsabnahme Pflicht und im Lehrauftrag inbegriffen.
Bei uns an der Schule ist es so, dass ich per Ende Kalenderjahr in ein Formular eintrage, wie viel Weiterbildung ich machen müsste, was ich wiederum aus meiner Anstellungsverfügung abschreiben kann, auf welche der Weiterbildungsverantworltiche offensichtlich keinen Zugriff hat. Dieser Deklaration folgen vier Tabellen, in welche ich einschreibe, was ich im letzten Jahr gemacht habe.
Irgend ein Verantwortlicher an der Schule kontrolliert dann von Ende Dezember bis Ende Januar (oder länger?) die Eingaben aller Lehrpersonen und addiert die Stunden. Dann rechnet er aus, ob die Schule die kantonalen Vorgaben erreicht und meldet stolz der Schulleitung, dass sie sie übertrifft. Natürlich gibt es faule Leute auch unter Lehrpersonen, aber bei den neuen Pflichten, die uns so anvertraut werden, kann man getrost davon ausgehen, dass die gemeine Schweizer Schule ihr Weiterbildungskontingent füllen kann ohne das Klischee der selbstverwirklichenden Bongo- und Raku-Kurse zu bedienen. Sowohl ich selber wie auch alle, mit denen ich Mitarbeitergespräche führe, haben ihre Weiterbildung um mindestens das Vierfache übertrieben.
(Und die, die noch etwas zu absolvieren haben, können sicher im Januar noch rasch einen der hundert Pisa-Kurse „von den Finnen lernen“ besuchen. Hätten unsere Migrantinnen und Migranten von Priština bis Jaffna in einer DHL-Box Platz, ich hätte sie längst den Finnen geschickt, damit die ihren nächsten PISA-Lesetest ein bisschen aufmischen können. Verzeihung. Ich werde langsam PISA-Ranking-Rassistin. Auch die superenglischsprechenden Norwegerinnen und die flüssiglesenden Koreaner halte ich nicht für vergleichbar… Doch, doch ich finde PISA trotzdem gut. Und das mit der Vergleichbarkeitshürde ist inzwischen auch der EDK aufgefallen, vgl. Pressemitteilung „Eine erste PISA-Bilanz für die Schweiz“. Ich schweife ab – wie so oft. Eine Kernkompetenz der Steiner-Schule, die ich nicht mehr loswerde.)