Blogreflexion 2012

Nach einer Weile Überlegen bin ich zur Erkenntnis gelangt, das Bloggen hinter anderen Dingen anzustellen. Es war mir die letzten acht Jahre Ort und Anlass für etwas Eigenes und deshalb wunderbar, ich stand ja sonst hauptsächlich im Dienste anderer. Nun, da sich meine Familie verselbständigt und meine Arbeitswelt noch elektronischer wird, ergeben sich andere Möglichkeiten, etwas für mich zu machen (=positiv) und eine neue Haltung meines Umfeldes, noch onliner zu sein (=negativ). Beides ergänzt sich dahingehend, dass ich meine immer noch knappe Freizeit klarer abgrenzen und anders gestalten will als mit mitternächtlichem Bloggen-Mailen-Bloggen-Xingen-Bloggen.
Das Nachdenken übers Bloggen hat mir aber auch klar gemacht, dass es (noch) nicht Zeit ist, ganz mit der Bloggerei aufzuhören. Ich schreibe seit jeher auf. Ein Weblog mit seiner Suchfunktion und dem ftp-Server ermöglicht mir sehr viel mehr als ein Archiv unleserlicher Notizbücher.
Hinten anstellen bedeutet in diesem Falle einfach, dass ich die Domains abgebe, die irgendwie mit Bloggen oder möglichen Blogprojekten zu tun haben (z.B. „bloggade.ch“ wäre also wieder frei). Und natürlich, dass ich mir nicht mehr vornehme, regelmässig zu schreiben, Jahrestage schriftlich zu begehen oder berufliche Anlässe zu vermerken. Ich habe keine Ahnung, ob das heisst, dass nja.ch ähnlich weiter läuft wie bisher oder ob das Blog langsam einschläft oder ob’s hier einfach kürzere Beiträge oder bloss Bilder gibt.
Mal schauen.

Buchmesse ist…

… Unverfälschte Reaktionen. Beispielsweise auf den Nobelpreis.
… Restroomsharing mit Messebesuchern und Jungendherbergegästen.
… Ein Überraschungsei mit einem Land drin.
… Debatte über E-Formate, keine Vereinheitlichung nirgends.
… Transnationaler Papiertransport.
… Einseitiges Zusammentreffen mit grossen Namen.
… Gewohnheit für alte Buchmenschen.
… Sinnfrage für mittelalterliche Buchmenschen.
… Motivation für junge Buchmenschen.
… Meeten, begegnen, winken, wiedererkennen oder nicht mehr.
… Sicher stellen, dass alle auf dem Foto sind.
… Ganz schön kitschig.
Buchwerbung am Callweystand 2012
… Glück mit Büchern.

Auf dem Sprung

Ich freu‘ mich. Ich habe nur wenige Termine und Aufgaben und ein sicher geselliges Dreiländer-Treffen der Buchhändlerschulen am Donnerstagabend. Das ist immer schön, wenn frische Azubis dafür sorgen, dass Ferien- die Krisenstimmung überholt.
Und Neuseeland? Ich weiss nur Klischees wie füllige Schafe, bunte Vögel, indigene Māori und gute Surfer. (Dunkel erinnere ich mich an ein paar gut gebaute Neuseeländer, die zu meiner Jugendzeit von ebensolchen Schweizerinnen geehelicht worden sind und mit ihrem Bier in der Hand in den Türrahmen der WG-Küchen angewachsen schienen. Oder waren das Iren? Waliser?)
Und der Nobelpreis? Jeder im deutschsprachigen Buchhandel möchte einen Preisträger, den er kennt, mag und der übersetzt ist. Murakami wär‘ schön.

Werbung auf dem Jahr 2010 für den neuen Murakami

Das war 2010 die Werbepostkarte von DuMont für den damals neuen Murakami "IQ84, Buch 1&2". Aus meiner chaotischen Sammlung von Buchwerbung.

Gefragt zu werden

finde ich eine gute Sache. Aber offenbar gelingt es mir nicht mehr, das zu vermitteln. Jedenfalls entschuldigen sich die meisten dafür, dass sie mich etwas fragen, und das ist blöd. Ich nehme an, dass es damit zu tun hat, dass ich mich recht konsequent zur Wehr gesetzt hatte. Allerdings nur in zwei Fällen:

  • Ich bin keine Suchmaschine. Ich erlaube mir inzwischen, die, die meine E-Mailadresse damit verwechseln darauf aufmerksam zu machen, indem ich URLs versende oder die Frage einen Moment ruhen lasse in der Annahme, dass doch noch eine Website konsultiert werde.
  • In meinen Unterrichtsstunden bin ich Lehrerin. Ich beantworte Fragen zu meinem Fach. Alles andere gehört in meinen Bürobereich.
  • Aber sonst? Ich antworte schnell und – gemäss zig Umfrageergebnissen – klar und verständlich. Ich antworte crossmedial: mündlich sowieso, auf SMS, auf Mails, auf Nachrichten via Social Networks (ausser Facebook), auf Fragen in Foren und Bemerkungen in Kommentaren, auf Zettel. Das fördert das Erreichen der Lehr- und Lernziele und gehört zu meinem Job, den ich sehr gern mache.
    Anfrage aus meinem Bürobriefkasten - einige Jahre alt

    Kaufverhalten in den USA: Book Buyers

    Neulich haben mir US-Reisende beschrieben, wie lange sie in einer amerikanischen Stadt gebraucht hätten, um eine Buchhandlung zu finden. Das ist sicher so, 2010 wurden gerade noch 5% der Bücher bei unabhängigen Buchhandlungen gekauft, der Rest läuft über Ketten (die auch nicht überall und ab und zu auch pleite sind), Warenhäuser (die eine miese Auswahl haben) und online.
    Aber es gibt auch andere Nachrichten: Die Generationen nach „meiner“ Generation X, die man statistisch einfachheitshalber Y (23-33) und Z (unter 23) nennt, kaufen noch immer Bücher. Die Generation Y hat 2011 sogar die Baby-Boomer (44-64) als Haupt-Buchkunden abgelöst: Obwohl sie nicht einmal 20% der Bevölkerung ausmacht, erwirbt sie einen Viertel aller Bücher und macht fast einen Drittel des Gesamtumsatzes. Im Gegensatz zu den Baby-Boomern, die eine Menge Belletristik und Sachbücher aus persönlichem Interesse erwerben, sind viele Käufe der Generation Y beruflich motiviert.
    Interessant ist auch, dass die jüngste Generation, die Generation Z, über 10% der Bücher kauft und zwar vorwiegend im sationären Buchhandel, mehr als jede andere Altersgruppe. Vielleicht weil sie noch näher an der Kindheit sind, in der sie mit Eltern oder Lehrern in die Buchhandlung gingen? Vielleicht weil sie noch ein paar Gadgets weniger haben? Keine Ahnung. Aber trotzdem schön. (Und sollte es eine bleibende Tendenz sein, wird Amazon ins stationäre Buchgeschäft einsteigen.)

    Konsumverhalten: Stand der Statistik

    Wenn Sie ein durschnittlicher Konsument, eine durchschnittliche Konsumentin in Deutschland sind, haben Sie im laufenden Jahr 6.1% mehr für Sport und Outdoor ausgegeben, 5.7% mehr für Schmuck und Uhren, 5.2% mehr für Spielwaren und 6.7% mehr für Elektronik von Haushaltgeräten bis Unterhaltung. Gespart haben Sie gegenüber dem Vorjahr bei den Blumen, dem Heimwerksbedarf, der Bekleidung (-2.8%), der Kosmetik (-4.1 %) und bei den Büchern (-4.7%). (Quelle: Konjunkturumfrage HDE.)
    Falls Sie aus der Schweiz sind, sieht es ähnlich aus, wenn auch nicht die gleichen Postitionen ermittelt werden und natürlich eine Menge schweizer Konsumenten einen Teil ihres Umsatzes in Deutschland machen (online und offline). Massiv zugelegt haben wir Durchschnittskonsumentinnen bei „Persönliche Ausstattung“ und bei der „Unterhaltungs- und Büroelektronik“, wobei in dieser Statistik vom Juli mit +14% noch nicht einmal das neue iPhone dabei ist. Treibstoff brauchten wir auch mehr als im Vorjahr, dafür sparten wir an Kultur und Büchern.

    Grüsse aus dem Fotonirvana

    Für die Famlienchronik: Ich halte fest, dass meine externe Harddisk nicht mehr zu retten ist und damit auch die Familienfotos und einige andere berufliche oder halb-berufliche Dokumentationen.
    Mit dem Datenretter meines Vertrauens bin ich zufrieden, an ihm liegt es nicht, seinen Rat habe ich gern bezahlt. Ich will mir nicht vorwerfen, ich hätte es nicht versucht. Aber eine Diagnose ist Diagnose ist eine Diagnose:
    Wir haben die Diagnose Ihrer Festplatte jetzt abgeschlossen und bedauern, dass wir bei Ihrem aktuellen Fall keine Datenrettung anbieten können.
    Wir haben alle uns zur Verfügung stehenden betriebsinternen Möglichkeiten ausgeschöpft. Aufgrund der schweren physikalischen Beschädigung der Oberfläche (Headcrash) ist ein Auslesen leider nicht möglich.
    Die Festplatte wurde in unserem Reinraum geöffnet, um das Problem genauer zu untersuchen. Dort stellte sich heraus, dass der Schreib-/Lesekopf auf die Oberfläche der Festplatte aufgesetzt haben muss. Dadurch wurde die Magnetschicht der Festplatte, auf der sich die Daten befinden, so stark beschädigt, dass die ursprünglichen Informationen nicht wiederhergestellt werden können.

    Ich nehme die Datensicherung keineswegs auf die leichte Schulter, im Gegenteil. Ich arbeite ja seit einem Vierteljahrhundert relativ fliegend und habe noch kaum je etwas verloren. Aber so, wie die einen Leute es nicht schaffen, Fotos zu sortieren oder Fotoalben zu machen, so schaffte ich zwar die Ordnung samt Unterordner, aber keine Sicherung mehr auf DVD.
    Natürlich hat man von dem einen Event eine CD gebrannt und das andere auf einen Memorystick gebannt oder auf Dropbox geladen, aber das Gros der Fotos aus den letzten fünf Jahren ist leider weg. Ich glaube, ich habe die Harddisk im Rahmen unseres Umzuges und der Auflösung meines privaten Büros (mindesetens) einmal (um)fallen lassen, während sie gelaufen ist. Deshalb ist mein Tipp an die Leserschaft kein anderer, als vor physischen Umzügen alle Daten zu sichern, selbst das Bildmaterial, auch wenn’s dauert und so ungefähr das Allerletzte ist, wozu man sich motivieren kann.
    Viele der Momentaufnahmen sind in unseren Köpfen sicher aufgehoben, den Abgebildeten geht es gut, die Welt dreht sich weiter und ich bin auch überhaupt nicht in Stimmung zu jammern.
    Unter anderem deshalb: Zu den Bildern gehörte auch die fotografische Dokumentation der ersten Praktsichen Prüfung in den Buchhandlungen vom vergangenen Juni. Ich habe mir viel Asche bereit gestellt und die Betroffenen gebeugten Hauptes darüber informiert, weshalb ich den versprochen bebilderten Bericht nicht liefern könne und mich entschuldigt. Und was sagen die Lieben? „Oh nein, du Arme! Wir trommeln alle zusammen und stellen das einfach noch einmal nach!“ Nicht, dass ich das nun nötig finde. Aber wer mit solchen Leuten zusammenarbeitet hat einfach keinen Grund zu klagen.
    Drum Schluss jetzt. Guten Wochenanfang allerseits!

    Schulstoff aus dem Fundbüro

    Das war eine ruhige Woche, in der ich vieles beenden konnte, was ich teilweise seit Monaten unter Händen hatte. Zum Beispiel Lehrpläne… Keine grosse Sache wie es scheint. Vergangenen März haben wir sie erstmals den Ausbildnerinnen und Ausbildnern in den Contact Centern gezeigt. Doch erst heute sind wir soweit, dass wir sie wirklich veröffentlichen können, weil erst jetzt der Inhalt korrekt und das Layout einigermassen ansehnlich ist. Das ist ja immer so mit Websites, dass es eine halbe Ewigkeit dauert, bis Qualität und Informationsgehalt stimmen – wer hier mitliest, kennt das ja selber.
    Bis Montag mache ich nichts für den Job, da lerne ich für mich. Überhaupt will ich das wieder mehr machen. Ich war die letzten Jahre vorwiegend mit Aufbau beschäftigt. Dabei habe ich natürlich sehr viel Neues gelernt, vor Kurzem hat mich sogar jemand gefragt, in welchem Contact Center ich meine Erfahrung hätte? Doch vieles ist auch auf der Strecke geblieben, mein Englisch verharrt im Dornröschenschlaf und im Französisch, das ich öfter bräuchte, fallen mir partout nie die passenden Wörter ein. Und meine Geografiekenntnisse der Schweiz sind einfach zu peinlich. Ich weiss weniger als ein Äthiopier, der hier einen Deutschkurs besucht. Welches ist der grösste in der Schweiz liegende See? Wie gross ist die Schweiz flächenmässig? Neulich hat sich jemand erkundigt, was am Bodensee sehenswert sei und ich musste nachschauen, ob St. Gallen – das ich sehenswert fände – überhaupt in dieser Gegend liegt.
    Eben, es ist höchste Zeit, wieder einmal selber dazuzulernen, Französischvokabeln, Geografiequiz, Grammatikübgungen. So richtig typischer Schulstoff. Ich habe mir nun ein paar Lehrmittel und Übungen aus unserem Schul-Fundbüro geholt, dort lagern die Unterrichtsmaterialien und -erzeugnisse in rauen Mengen. Anstatt eigenen Unterricht oder irgend etwas Verwalterisches vor- oder nachzubereiten, schaue ich die nächsten Tage, wie weit ich komme, wenn ich mir unser Kerngeschäft selber angedeihen lasse.

    Keine Lust auf

    Tageszeitung heute. Die mir wichtigste Entscheidung meines Abstimmungswochenendes velief verkehrt und auch das Gesamtbild vermag nicht zu erfreuen.
    Zum Glück habe ich Sitzung in Zürich, ein Kantonswechsel für den Arbeitstag ist sicher gut. Allein schon deswegen, weil es sich um einen Kanton handelt, der noch etwas mehr Geld hat. Ich weiss, dass die Sitzungszimmer der Behörden mit Mineralwasser und die Volksschulzimmer mit Computern ausgestattet sind, aber nicht, ob die dafür unzumutbare Autosteuern zahlen.