Junges Frauenstimmrecht

Sophie Kuhn im MM 6, 7 2011

Sophia Kuhn (19), lernende Buchhändlerin: „Abstimmen zu können bedeutet viel. Aber wir müssen für die Lohngleichheit weiterkämpfen oder dafür, dass wir Kind und Karriere besser vereinen können.“
Genau! Wie schön, wenn einem die eigene Schülerin so in der Presse begegnet. Wir haben pfiffige Lernende, 85% von ihnen sind Frauen. Die meisten werden in ihrer Lehrzeit mündig und stimmen dann zum ersten Mal ab.
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Zum Semesterende: Sortimentstiefe

Im dritten Lehrjahr halten die Azubis bei uns Fachreferate über Buchhandlungen, die sich auf ein Thema spezialisiert haben. Wir unterscheiden

  • die Fachbuchhandlung/wissenschaftliche Buchhandlung
  • die Spezialbuchhandlung
  • die Tendenzbuchhandlung
  • vom sog. allgemeinen Sortiment. Alle drei Arten Buchhandlungen brauchen gut geschultes Personal, das auch aussergewöhnliche Recherchiermöglichkeiten kennt und es versteht, ein tiefes Sortiment und seine Fachkundschaft gut zu betreuen. Sortimentstiefe bedeutet, viel Verschiedenes zum gleichen Thema am Lager zu haben und anspruchsvolle Kundenwünsche zu erfüllen. Fachbuchhandlungen und wissenschaftlichen Buchhandlungen verkaufen Bücher und Medien in den Bereichen, die an Universitäten oder Fachhochschule gelehrt werden. Spezialbuchhandlungen haben besonders viel zu einem eher populären Bereich wie z.B. Reisen, Comics, Esoterik oder Kinderbücher. Tendenzbuchhandlungen haben auch einen Schwerpunkt, aber wenn man diesen wegdenkt, bleibt immer noch ein kleines, meist allgemeines Sortiment übrig. Das Ziel der Fachreferate ist, dass die angehenden Buchhändlerinnen Sortimentstiefe am Beispiel erklären lernen und sich selber ein wenig in ein Fach- oder Sachgebiet einarbeiten. In ihrer Wahl sind sie frei. Sie müssen nur darauf achten, einen Laden auszuwählen, mit dessen Präsentation sie die Aufgabenstellung erfüllen können.
    Im letzten halben Jahr habe ich Referate gehört über:
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    Stehpulttransfer

    Das war ein gutes Wochenende, zum einen, weil mir Multitasking nicht schwerfiel. Ich wusch parallel zur Wäsche feine Gläser ab, ich füllte den Toilettenbedarf auf und trug Ausgeschaubtes ins Brockenhaus, ich machte Einladungen und beantwortete online und offline Post, ich kooridinierte die Februar-Termine der Sippschaft und erledigte lange liegen gebliebene Updates zweier Websites. Zum anderen korrigierte ich viel – der Zeugnisschluss steht kurz bevor. Aber nicht wie sonst zwischen unerledigtem Haushaltskram und offenen Familienfragen, sondern in der Schule. Ich nahm mein Korrekturpult unter den Arm und ins Büro (über das ich als Abteilungsleiterin verfüge) und war wesentlich schneller – weil die Schule geschlossen war und multitasken gar nicht ging. Wie konnte ich nur so blöd sein, das nicht längst so zu machen?

    Stehpulttransfer

    Zettelkasten fürs Wahljahr (2)

    Wir brauchen die Solidarität der Aufgeklärten. Unsere Antwort auf den Islam kann nicht die Rückbesinnung auf den christlichen Glauben sein (…). Unsere Antwort finden wir bei den grossen Aufklärern Lessing und Mendelssohn, bei Wilhelm von Humboldt und Rahel Varnhagen. Wir brauchen die Solidarität und Freundschaft aller, die für ein freiheitliches, säkulares Europa streiten, unabhängig von ihrer Herkunft und ihrem Glauben. Unser Beistand gild denen, die um eine Freiheit kämpfen müsse, die zu den Selbstverständlichkeiten unseres Lebens gehört und die wir zu verteidigen haben.

    Monika Maron in ihrem Essay „Das Licht des Wissens“ im SPIEGEL 4/2011 vom 24. Januar 2011.

    Workshops, workshops 2

    Ich wollte noch etwas über den Sinn von Workshops schreiben (der Unsinn ergibt sich ja von allein). Worksohps sind sinnvoll, wenn es um neue Projekte geht. Dann, wenn mehrere gleichzeitig eine neue Rolle erfüllen müssen, was in unserem Schulbetrieb häufig der Fall ist. Im Gegensatz zu anderen Schulen haben wir es jährlich mit neuen Lektionentafeln zu tun, weil Berufsbilder geändert oder ganz neue Berufe entwickelt werden. Eine Lektionentafel soweit aufzudröseln, dass der Stundenplaner etwas damit anfangen kann, bedarf meiner Erfahrung nach ungefähr hundert Mannstunden. Davon muss die Hälfte in Workshops geleistet werden, damit die Branchenvertreter (also die „Erfinder“ eines Berufes) und die Vertreter der Berufsfachschule sich abstimmen und sich deren Entscheidungen nicht gegenseitig behindern.
    Ich mache ein Beispiel: Die Lektionentafel des neuen Berufes Fachfrau/Fachmann Kundendialog soll in der Berufsfachschule getreu der Verordnung, auf die sich Branche und entsprechendes Bundesamt geeinigt haben, umgesetzt werden. Auf der ersten Zeile dieser Lektionentafel ist zu sehen, dass die Schule zwanzig Lektionen pro Jahr Zeit bekommt, eine Handlungskompetenz mit der Bezeichnung „Arbeitsorganisation und Zusammenarbeit ausgestalten“ zu vermitteln. Was tun? 20 Lektionen bedeuten eine halbe Wochenlektion, ganz genau 22.5 Minuten. Das geht weder für Lernende, noch für Lehrer noch für die Raumzuteiler auf. Wir Schulvertreterinnen überlegen also, ob wir diese Kompetenz in einem einzigen Fach im ersten Lehrjahr zusammenziehen könnten, was aber Branchenvertreterinnen ablehnen, denn sie hatten schliesslich Grund, den Erwerb von „Arbeitsorganisation und Zusammenarbeit“ auf die ganze Lehre zu verteilen. Also diskutieren wir einen Blockkurs. Zwei Blocktage à 10 Lektionen sind lang und für die zwanzig Lektiönchen einen dritten Blocktag einzuschieben scheint ein grosses Opfer an Zeit und Geld. Trotzdem fällen wir den provisorischen Entscheid, die AO und ZA (eher Not als Dünkel führt zu Abkürzungen) in einem Block unterzubringen. Ich beginne also mit einer Exceltabelle, in der regelmässige Schullektionen von Block-Schullektionen getrennt werden, ohne dass die Gesamtlektionenzahl überschritten werden kann. Da es logistisch nicht möglich ist, bereits angestellte und in anderen Berufen unterrichtende Lehrpersonen für Blocktage zu reservieren, entsteht neuer Personalbedarf. Wo suchen, bis wann anstellen, was sind die Kriterien? Zu viel, zu schnell, zu weit abgeschweift. Die Moderation verschiebt das Thema auf den nächsten Workshop.
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    Pegasus 102: Schulbesuch

    Im soeben produzierten Pegasus 102 geht es um Besuche in der Schule und auch darum zu zeigen, wie unkompliziert das ablaufen kann, wenn es eine Gewohnheit ist. Ich habe auch etwas Persönliches über meine Unterrichtsbesuche bei den Kolleginnen und Kollegen geschrieben (ab S. 8). Auf dem Papier sind solche Recht und Pflicht der Abteilungsleiterin, aber in Tat und Wahrheit mache ich es einfach gern und kreige auch selber gern Visite. Und manchmal nehmen mich die Klassen und ihre Lehrer mit ins Theater oder auf eine Schulreise.

    Schulreise mit der A1B

    unblogged

    Ich blogge etwa zur Hälfte aus dem Handgelenk, ohne meine Beiträge überhaupt durchzulesen. Die anderen Hälfte schreibe und bebildere ich sorgfältig. Posts, die so entstehen, bearbeite ich in mehreren Schritten, weil mein Leben halt so (gewählt) ist, dass ich an keiner Sache länger bleiben kann. Ich verfüge deshalb über ein Archiv mit Beiträgen in verschiedenen Stadien, und heute morgen habe ich sie wieder einmal durchgesehen. Die stichwortartigen Texte verstand ich selten und nur bei wenigen Bildern ist mir die ursprüngliche Idee wieder eingefallen. Hier fünf unveröffentlichte Aufhänger aus fünf Blogjahren als Rätsel (mit Lösung hinter dem Klick):
    Welches Buch?
    Chinesische Übersetzung eines bekannten Jugendbuches
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    Nachrichten aus der Abteilung von 2006

    Seite aus dem Fotoalbum zum 1. Lebensjahr
    Weil ich ein Bild brauchte, habe ich willkürlich sechs Pegasus-Ausgaben von 2006 aus dem (unvollständigen) Archiv geholt. Und wie immer, wenn ich alte Zeitschriften oder Zeitungen lese, stellt sich bei mir grosses Erstaunen ein: Darüber, wie anders das Leben dereinst gewesen ist und darüber, wie gleich die Probleme geblieben sind. Im Mai 2006 bemerkte mein (stilistisch wie konzeptionell unterschiedlich gearteter Vorgänger) im Artikel „Wo bleibt denn der nächste Pegasus?“:

    Als unser offizielles Organ kann der Pegasus nicht „so nebenbei“ verfasst werden. Deshalb müssen angesichts der bemerkenswert angewachsenen so genannten Peripheriearbeiten oder, salopp ausgedrückt, des Papierkrams, zwangsläufig Prioritäten gesetzt werden.

    Im August 2006, nach den Abschlussprüfungen, schrieb er:

    Nach dem Motto: Milde erreicht mehr als Heftigkeit haben wir von jeder und jedem gefordert, was sie/er zu leisten im Stande ist. Auch haben wir stets ein offenes Ohr gehabt für die tendenziell leider start zunehmenden psychischen Probleme, privaten Sorgen und Nöte und versucht zu trösten, zu beraten, zu leiten. Auf diese Weise wandelte sich Fremdsein, Skepsis, hier und da Lausiskeit, in gegenseitige Anerkennung, Achtung, Vertrauen und Freundschaft.

    Im September titelte er „Chaos“ zur Rechtschreibereform. Im Oktober verfasste er einen hellsichtigen Artikel zur gerade eben knapp nicht aufgehobenen Buchpreisbindung. Auf die guten Wünsche zum Jahreswechsel folgte im Januar 2007 „Das Lehrstück“:

    Ein kürzlich genommener Augenschein in Londons Buchhandlungen offenbarte wenig Erquickliches. Seit die feste Preisbindung, das Net Book Price Agreement, 1997 abgeschafft wurde, verkaufen sich in Grossbritannien zwar Bücher mehr denn je. Aber welcher Art sind diese Bücher?

    Das waren Sorgen.