Verhältnismässig viel

Nur zur Erinnerung, damit ich später nicht denke, ich hätte nichts gemacht, weil ich nichts gebloggt habe:

  • Mittwoch, 23.3.2011: Informationsveranstaltung für angehende Lehrfirmen, angehende Azubis, deren Eltern und Berufsberaterinnen zur neuen Lehre Fachfrau/Fachmann Kundendialog. Dauer der Veranstaltung: 16.30 bis 19.30. Dauer der Vorbereitungsarbeiten unbekannt (ist auch besser so).
  • Freitag, 25.2.2011: Besuch unserer Schule durch die Direktorin des mediacampus Frankfurt und inklusive Anschauungsunterricht meinerseits und deswegen schon ein wenig stressig.
  • Samstag, 26.3.2011 und Sonntag, 27.3.2011: Pädagogische Retraite unserer Schule unter dem Titel „Viel Stoff – wenig Zeit“. Inputreferat von Martin Lehner zum Thema didaktische Reduktion. Danach Reflexion, Transfer und konkrete Arbeit innerhalb unserer Fachschaft Buchhandel und abschliessender Austausch in gemischen Gruppen mit Lehrpersonen verschiedener Fächer. Vorbereitungsarbieten: Ca. 10 Stunden übers Jahr verteilt in der organisierenden Arbeitsgruppe.
  • Gute Nachrichten aus der Schule

    Am Montag hatten wir unsere jährliche Informationsveranstaltung für die Lehrfirmen, die dieses Mal hauptsächlich von den Lerenenden gestaltet wurde. Das Programm kam gut an, wir hatten fast doppelt so viele Anmeldungen wie üblich.
    Der Pegasus 103 – die letzte Nummer in diesem Schuljahr – ist fertig. Schwerpunktthema: Was Menschen tun (und lassen), die von Büchern leben.
    Morgen haben wir Besuch von der Präventionsstelle der Kantonspolizei Bern. Hintergrund ist meine Bitte um Hilfe im Umgang mit Raubüberfällen auf Läden, eine unserer Lernenden ist vor wenigen Wochen Opfer eines solchen Überfalls geworden. In kleineren Buchhandlungen sind Azubis ab und zu allein. Umso wichtiger ist es, dass sie wissen, wie sie sich in einer solchen Situation verhalten können, denn der offizielle Lehrplan befasst sich nur mit Diebstahl. Der Profi wird mit uns eine entsprechend Unterrichtseinheit planen – eine Dienstleistung, die ich so nicht erwartet hätte und sehr zu schätzen weiss.

    Katastrophenmeldungen

    Ich bin eine Anachronistin im Umgang mit Katastrophenmeldungen. Wenn schreckliche Situationen weit weg und für mich schwer einschätzbar sind, nehme ich Bücher zur Hand. (Ich habe beispielsweise noch nie einen Bericht über 9/11 gesehen, nicht einmal am Tage selber in der Tagesschau oder auf CNN.) Als am vergangenen Freitag die Bildschirme der PCs im Lehrerzimmer Tsunami-Wellen zeigten und laut überlegt wurde, die Nachrichten auf die Leinwände im ganzen Schulhaus zu holen, habe ich mich dagegen gewehrt. Es ging mir dabei nicht um Schonung der Schülerinnen und Schüler, sondern darum, der Temporärempörung und -panik, von der wir als multimediale Menschen fast zwangsläufig erfasst werden, nicht noch Vorschub zu leisten.
    Selbtsverständlich ist es mir ein persönliches Anliegen und verstehe ich es als meine fachliche Pflicht, den Lernenden Möglichkeiten zur Auseinandersetzung mit Katastrophen zu bieten. Zeitgeschehen und Empathie gehören zum Beruf und unsere Azubis sind dafür sehr offen. Um mich auf Fragen und Diskussionen in der kommenden Schulwoche vorzubereiten, habe ich heute morgen nur wenig News und dafür zwei Taschenbücher mit beeindruckenden Interviews gelesen. Dank der Bücher gelang es mir, meine intakte Welt immerhin im Kopf zu verlassen und mich in eine hineinzuversetzen, die gerade aus den Angeln gehoben wird.
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    Rückblick auf die Februar-Samstage

    Im Moment arbeite ich sechs Tage in der Woche, wobei der Samstag jeweils ein bisschen weniger streng ist. Dabei kommt mir häufig meine Arbiet in der Buchhandlung in den Sinn, da gab es immer wieder solche Phasen. Dafür waren die Kunden samstags gelöster und beim Adminstrativen konnte man vieles abtragen, weil an dem Tag wenig Neues dazukam.
    Damit ich später noch weiss, weshalb ich gerade kaum zum Lesen und Schreiben zum Vergüngen komme, will ich hier rasch notieren, was ich an den Samstagen im vergangenen Monat gemacht habe:
    26. Februrar 2011: Morgens bis mittags Tests zweier Klassen korrigiert. Nachmittags eine knappe Stunde Unterricht vorbereitet. Danach habe ich für eine Buchhändlerin, die im Juni in ebendiesen Klassen referieren wird, eine Zusammenfassung vom Wissenstand, den die Lernenden bis dann in Sache Marketing-Mix haben werden, geschrieben. Dann eine gefühlte Ewigkeit den Ist-Zusand der praktischen Prüfung für Buchhändlerinnen und Buchhändler abzubilden versucht. Dies für eine Arbeitsgruppe, die diese Prüfung für das Jahr 2013 neu entwickelt. Mangels Kraft und Nerven habe ich daraufhin ein bloss mickriges Argumentarium zu etwas, was ich hier nicht nicht ausführlicher erläutern kann, zusammengestiefelt und bin erst beim Einnachten nach Hause gekommen, wo zum Glück schon gekocht war.
    19. Februar 2011: Das war auch ein langer Samstag voller vernachlässigter Hausarbeit. Aber das Kind ist kein Kind mehr und konnte den Wochenendeinkauf alleine stemmen (Mann war Weiterbildung). Am Morgen habe ich mich dem Fundraising von Neuerscheinungen, Büchergutscheinen und Cash für die Prüfungsbuchhandlung und die Prüfungsfeier 2011 gewidmet. Am Nachmittag habe ich neun Bewerbungen von interessierten Referenten für die neue Lehre für die Fachleute Kundendialog gelesen und weiterverarbeitet.
    12. Februar 2011: Da hatte ich morgens Zeit für Hausarbeit. Am Nachmittag habe ich ein Mailing mit Einladung für die erste Klasse, die die Weiterbildung zur Buchhändlerin mit Fachausweis besuchen will, gemacht. Danach habe ich drei Protokolle geschrieben, wovon zwei lang aber dafür einfach und eines kurz aber dafür heikel zu formulieren war.
    5. Februar 2011: Am Tag zuvor war das Semester zu Ende gegangen und ich habe den ganzen Samstag ensprechende Arbeiten erledigt. Notenlisten gemahnt, Anmeldungen zu Nachholtests geprüft, unleserliche Absenzenkontrollen interpretiert, im allerletzten Moment nachgereichte Absenzenhefte entschuldigt und bereits die Informationen an Kollegium und Fachschaft Buchhandel für das neue Semester verfasst. (Wir haben zwischen dem Winter- und Sommersemester nur eine Woche Unterbruch.)

    Junges Frauenstimmrecht

    Sophie Kuhn im MM 6, 7 2011

    Sophia Kuhn (19), lernende Buchhändlerin: „Abstimmen zu können bedeutet viel. Aber wir müssen für die Lohngleichheit weiterkämpfen oder dafür, dass wir Kind und Karriere besser vereinen können.“
    Genau! Wie schön, wenn einem die eigene Schülerin so in der Presse begegnet. Wir haben pfiffige Lernende, 85% von ihnen sind Frauen. Die meisten werden in ihrer Lehrzeit mündig und stimmen dann zum ersten Mal ab.
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    Zum Semesterende: Sortimentstiefe

    Im dritten Lehrjahr halten die Azubis bei uns Fachreferate über Buchhandlungen, die sich auf ein Thema spezialisiert haben. Wir unterscheiden

  • die Fachbuchhandlung/wissenschaftliche Buchhandlung
  • die Spezialbuchhandlung
  • die Tendenzbuchhandlung
  • vom sog. allgemeinen Sortiment. Alle drei Arten Buchhandlungen brauchen gut geschultes Personal, das auch aussergewöhnliche Recherchiermöglichkeiten kennt und es versteht, ein tiefes Sortiment und seine Fachkundschaft gut zu betreuen. Sortimentstiefe bedeutet, viel Verschiedenes zum gleichen Thema am Lager zu haben und anspruchsvolle Kundenwünsche zu erfüllen. Fachbuchhandlungen und wissenschaftlichen Buchhandlungen verkaufen Bücher und Medien in den Bereichen, die an Universitäten oder Fachhochschule gelehrt werden. Spezialbuchhandlungen haben besonders viel zu einem eher populären Bereich wie z.B. Reisen, Comics, Esoterik oder Kinderbücher. Tendenzbuchhandlungen haben auch einen Schwerpunkt, aber wenn man diesen wegdenkt, bleibt immer noch ein kleines, meist allgemeines Sortiment übrig. Das Ziel der Fachreferate ist, dass die angehenden Buchhändlerinnen Sortimentstiefe am Beispiel erklären lernen und sich selber ein wenig in ein Fach- oder Sachgebiet einarbeiten. In ihrer Wahl sind sie frei. Sie müssen nur darauf achten, einen Laden auszuwählen, mit dessen Präsentation sie die Aufgabenstellung erfüllen können.
    Im letzten halben Jahr habe ich Referate gehört über:
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    Stehpulttransfer

    Das war ein gutes Wochenende, zum einen, weil mir Multitasking nicht schwerfiel. Ich wusch parallel zur Wäsche feine Gläser ab, ich füllte den Toilettenbedarf auf und trug Ausgeschaubtes ins Brockenhaus, ich machte Einladungen und beantwortete online und offline Post, ich kooridinierte die Februar-Termine der Sippschaft und erledigte lange liegen gebliebene Updates zweier Websites. Zum anderen korrigierte ich viel – der Zeugnisschluss steht kurz bevor. Aber nicht wie sonst zwischen unerledigtem Haushaltskram und offenen Familienfragen, sondern in der Schule. Ich nahm mein Korrekturpult unter den Arm und ins Büro (über das ich als Abteilungsleiterin verfüge) und war wesentlich schneller – weil die Schule geschlossen war und multitasken gar nicht ging. Wie konnte ich nur so blöd sein, das nicht längst so zu machen?

    Stehpulttransfer

    Workshops, workshops 2

    Ich wollte noch etwas über den Sinn von Workshops schreiben (der Unsinn ergibt sich ja von allein). Worksohps sind sinnvoll, wenn es um neue Projekte geht. Dann, wenn mehrere gleichzeitig eine neue Rolle erfüllen müssen, was in unserem Schulbetrieb häufig der Fall ist. Im Gegensatz zu anderen Schulen haben wir es jährlich mit neuen Lektionentafeln zu tun, weil Berufsbilder geändert oder ganz neue Berufe entwickelt werden. Eine Lektionentafel soweit aufzudröseln, dass der Stundenplaner etwas damit anfangen kann, bedarf meiner Erfahrung nach ungefähr hundert Mannstunden. Davon muss die Hälfte in Workshops geleistet werden, damit die Branchenvertreter (also die „Erfinder“ eines Berufes) und die Vertreter der Berufsfachschule sich abstimmen und sich deren Entscheidungen nicht gegenseitig behindern.
    Ich mache ein Beispiel: Die Lektionentafel des neuen Berufes Fachfrau/Fachmann Kundendialog soll in der Berufsfachschule getreu der Verordnung, auf die sich Branche und entsprechendes Bundesamt geeinigt haben, umgesetzt werden. Auf der ersten Zeile dieser Lektionentafel ist zu sehen, dass die Schule zwanzig Lektionen pro Jahr Zeit bekommt, eine Handlungskompetenz mit der Bezeichnung „Arbeitsorganisation und Zusammenarbeit ausgestalten“ zu vermitteln. Was tun? 20 Lektionen bedeuten eine halbe Wochenlektion, ganz genau 22.5 Minuten. Das geht weder für Lernende, noch für Lehrer noch für die Raumzuteiler auf. Wir Schulvertreterinnen überlegen also, ob wir diese Kompetenz in einem einzigen Fach im ersten Lehrjahr zusammenziehen könnten, was aber Branchenvertreterinnen ablehnen, denn sie hatten schliesslich Grund, den Erwerb von „Arbeitsorganisation und Zusammenarbeit“ auf die ganze Lehre zu verteilen. Also diskutieren wir einen Blockkurs. Zwei Blocktage à 10 Lektionen sind lang und für die zwanzig Lektiönchen einen dritten Blocktag einzuschieben scheint ein grosses Opfer an Zeit und Geld. Trotzdem fällen wir den provisorischen Entscheid, die AO und ZA (eher Not als Dünkel führt zu Abkürzungen) in einem Block unterzubringen. Ich beginne also mit einer Exceltabelle, in der regelmässige Schullektionen von Block-Schullektionen getrennt werden, ohne dass die Gesamtlektionenzahl überschritten werden kann. Da es logistisch nicht möglich ist, bereits angestellte und in anderen Berufen unterrichtende Lehrpersonen für Blocktage zu reservieren, entsteht neuer Personalbedarf. Wo suchen, bis wann anstellen, was sind die Kriterien? Zu viel, zu schnell, zu weit abgeschweift. Die Moderation verschiebt das Thema auf den nächsten Workshop.
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    Pegasus 102: Schulbesuch

    Im soeben produzierten Pegasus 102 geht es um Besuche in der Schule und auch darum zu zeigen, wie unkompliziert das ablaufen kann, wenn es eine Gewohnheit ist. Ich habe auch etwas Persönliches über meine Unterrichtsbesuche bei den Kolleginnen und Kollegen geschrieben (ab S. 8). Auf dem Papier sind solche Recht und Pflicht der Abteilungsleiterin, aber in Tat und Wahrheit mache ich es einfach gern und kreige auch selber gern Visite. Und manchmal nehmen mich die Klassen und ihre Lehrer mit ins Theater oder auf eine Schulreise.

    Schulreise mit der A1B