Eigentlich eine schöne Geschichte, die wortschnittchen heute gepostet hat. Mit Hermann Hesse und dem Chilom ist die goastische Stimmung treffend beschrieben. Und dass der letzte Hippie pünklich ist kann schon sein.
Aber ich bin noch ganz im Buch von Sophie Dannenberg, Das bleiche Herz der Revolution. Eine Story, die nichts tut als Salz in die Wunden streuen und Oberflächlichkeit und Verlogenheit der Achtundsechziger anprangern. Die Sophie Dannenberg hat Jahrgang 1971 und lässt kein gutes Haar an der Generation.
Nun, Hippies und Achtundsechziger sind vielleicht nicht per se das Gleiche. Und Hippie oder Achtundsechziger-Bashing ist üblicherweise nicht mein Ding.
Aber wortschnittchen hat Recht, in Goa, das waren sie. Und wenn nicht, wars ihr inneres Exil.
Dieser Eintrag ist ein reines Fragment. Die Erklärung ist rein persönlicher Natur.
Autor: Tanja
Workshop-Tag
Gestern war beispielhaft „anders als man denkt“. Ein bis ins Detail geplanter Workshop zum Thema „Perspektiven nach der Lehre“ sollte mein Nachmittag sein.
Plan: Dem Kind Essen machen, entspannt das Gespräch über Schule und Hausaufgaben führen, abmachen, was erleidgt werden muss, bis der Teilzeithausmann heimkommt. Dann mit dem Material von Filzstiften über vorbereitete Cluster bis zu Magneten (ja, ich habe nach 10 Jahren immer noch keinen Schrank) los traben und eine Referentin von der Gewerkschaft und Kollegin WEBA (mit deren Material) treffen und – noch immer entspannt – etwas plaudern. Dann gemeinsam Zimmerbestuhlung ändern und Material bereitstellen. Dann die erste Lektion des Workshops möglichst plangemäss durchführen und in der Pause der Referentin einen Espresso holen. Dann eine Viertelstunde in eine andere Klasse gehen, die ich auch unterrichten sollte, aber beschäftigen muss, weil ich ja in den Workshop involviert bin. Denen ruhig das Programm und die Ziele der Lektion erklären und das Material abgeben. Dann wieder zurück in den Perspektiven-Workshop, den die anderen beiden voll im Griff haben. Dann Verabschiedung und Verdankung Referetin, Aktivierung der Lernenden bei Clustergruppenarbeit, schliesslich lockere Feedbackrunde und Kaffe mit WEBA.
Realität: Dem Kind Essen hinstellen. Los sprinten, bei der bemitleidenswerten WEBA mit fiebrigen Äuglein das Material abholen und hurtig weiter die Referentin abfangen. Der Referentin erklären, dass sie mit der Klasse allein sein wird, während ich die andere Klasse instruiere. Die Lernenden schon in der Pause mit der Umstellung der Zimmerbestuhlung beauftragen, der Referentin ein Eptinger in die Hand drücken, das Material selber ankleben und -magneten, zwischendurch alle begrüssen und die Referentin vorstellen. Erste Lektion durchführen und konstatieren, dass wir genau halb so weit sind, wie es der Zeitplan vorsieht. Hurtig in die andere Klasse, dann wieder zurück und wieder hin und wieder zurück und in Absprache mit den Beteiligten Streichen eines ganzen Programmteils. Referentin verdanken und verabschieden, zweiten Teil allein durchführen, WEBAs Material nebenbei noch einemal sichten und gut erklären. Feedbackrunde moderieren, Lernende für eine Woche verabschieden und mich freuen über den Erfolg des Nachmittags. WEBAs SMS beantworten, dass alles gut.
Eine Runde allein reflektieren (hiermit), und Programm korrigieren oder genauer: der Realität anpassen.
Fremde Übungslektion zum 1.
Kurz vor meiner Offline-Phase war ich in DBs Übungslektion. An der GIBBUL in Burgdorf bei den Köchen, am gleichen Ort, an dem ich ihn bereits bei einer Stellvertretung besucht hatte. Sich öffentlich (und das Netz ist öffentlich) über anderer Leute Kinder oder Praktika zu äussern, wäre auf jeden Fall falsch. Deshalb nur so viel und der Chronologie in diesem Lernbereich halber: Mir hat es gefallen, die Lektion war aufwändig und gut vorbereitet. Aber ich hätte nicht tauschen wollen. Es waren 45 Minuten zum Thema „Energiebedarf“ vor Lernenden des ersten Lehrjahres, von denen DB erst einmal kurz den Rücken gesehen hatte. Eine Zuordnung von Namen oder Ausbildungsbetrieben war schlicht unmöglich. Selbst wenn man den Lehrplan, den Semesterplan und den Lektionenplan des Fachlehers auswendig gelernt hat, weiss man nie und nimmer, welches Vorwissen diese Leute haben (Kohlenhydrate, KiloJoul, Fette…), und dieses Defizit würde mich völlig schaffen. Denn die Lernenden trauen sich nicht, es zu sagen, wenn sie etwas schon wissen und kichern höchstens ein bisschen herum deswegen. In der kurzen Zeit kann man sie auch nicht permanent fragen, ob sie etwas schon wissen und eine einheitliche Antwort würde man ohnehin nie bekommen.
Ich finde, DB hat die Situation ruhig gemanagt, die Lernenden haben sich davon anstecken lassen und sich wunderbar verhalten.
Von 10 auf 13
Stellen wechselt die ISBN per 1. Januar 2007. Und Normierung ist (m)ein Unterrichtsthema übermorgen, diese wichtige Information muss da mit rein. Didaktisch reduziert, versteht sich. Und weil das NZZ-Folio vom Februar, das ich heute Abend aus dem abwesenheitsbedingten Postberg gezogen haben, sich damit befasst, habe ich euphorische Lehrperson natürlich sofort meine Planung auf den Kopf gestellt.
Für alle Buchhändlerinnen und Buchhändler wichtig: Das PDF der Guidelines von der Deutschen ISBN-Agentur, vor allem die FAQs am Schluss. Und die ISO-Site wär‘ auch zum Immer-Wieder-Mal-Vorbeischauen da.
[Diese Vorbereitung erinnert mich die ganze Zeit an ein besonders freundliches E-Mail eines Ausbildungsversantwortlichen, das ich heute zum Glück gut erholt geöffnet habe. Er bittet mit Vehemenz darum, die Unterrichtsthemen und Exkursionen einzuschränken. Themen reduzieren auf (seinen ganz persönlichen) Buchhandel und Exkursionen auf ein Minimum. Diametral halt.]
Lesen und lismen

So, liebe Leserinnen und Leser, ich bin offline, ich brauche einmal eine Woche Zeit zum Lesen. Das ist immerhin ein wesentlicher Teil meines Berufs. Socken stricken ist nicht geplant, aber solche anziehen ganz bestimmt.
[Quelle Bild: Tag der offenen Tür in den Rudolf-Steiner-Schulen Melchenbühl und Ittigen, Faltprospekt.]
Meine Übungslektion zum 2.
Inzwischen habe ich das der Übungslektion folgende Gespräch überdacht und auch Notizen der Kolleginnen und Kollegen erhalten. Notizen WEBA, Notizen DB, Notizen Lehrbegleitung.
Worum ging es? Wäre zu langwierig und langweilig zum Erklären. Es war einfach eine Lektion in einer Serie von sechs, die die vertraglichen Grundlagen der Buchpreisbindung in der Schweiz zum Inhalt hatten. Mein Lektionenplan war also nur ein für Aussenstehende ziemlich unverständlicher Part. Aber ich fand, die Lektion sollte möglichst normal und repräsentativ sein. Ist sie auch geworden.
Ich habe darum gebeten, darauf zu achten, ob ich öfter und besser die Namen der Lernenden brauche, wenn ich sie etwas frage. Daneben habe ich um den Gesamteindruck gebeten. Aber ich wollte gerne, dass möglichst alle Punkte des Protokolls berücksichtigt wurden.
Weil das Ganze nicht optimal leserlich ist, hier die Ergebnisse in Kurzfassung:
Ziele aus der letzten begleiteten Lektion verwirklicht? Ja, gut, immer Namen genannt. Doch ich achte weiterhin darauf.
Besonders gut: Einstieg (mit einer „Weihnachtsfrage“), Lernklima, Praxisbezug, Methodenmix, Fachkompetenz, Leitung, Choreografie, Gestik, Körpersprache allgemein. Sachkompetenz der Lernenden im ersten Lehrjahr („trockene“ Materie, viele Berufsleute könnten es nicht besser) . Gesamteindruck: „äusserst positiv.“
Verbesserungsvorschläge: Besser abholen bei Übergängen (vom Turnen in meine Lektion, von der Einstiegsfrage zum Gesamtthema). Bei Einzelarbeiten mehr durch Pultreihen gehen. Einzelne Lernende, die vielleicht etwas passiv sind, im Blick behalten und etwas fragen. Besser bedenken von wo aus man welche Arbeitsblätter wie gut sieht.
Reflexion: Für mich war die Übungslektion in Ordnung. Die Einstiegsfrage zum Thema „was tun gegen mit Besserwisser-Kunden?“ hatte etwas wenig Resonanz. Obwohl die Frage selbst gewählt war von der Klasse, hatte sich wohl niemand etwas dazu überlegt. Ich hatte das ja auch nicht verlangt und es war nicht weiter schlimm, ich konnte schon die eine oder andere Antwort holen und musste nicht alles selber sagen. Bei dem Vorstellen der Arbeitsblätter habe ich mein eigenes übersprungen, was ohne Zuhörende wohl nicht passiert wäre. Mich korrigieren zu müssen hat mich zwar geärgert aber war äusserlich kein Problem. Ich war zeitlich und fachlich im Plan, die Lernenden waren wie immer, etwas müde (10. Lektion des Tages), etwas überdreht, aber wohlwollend. Es war die letzte Lektion vor einem Test zum Thema und ich hatte am Ende dieses Zyklus das Gefühl, dass ich das, was ich vermitteln wollte, auch habe vermitteln können. Gleichzeitig habe ich mich gefreut, das neue Semester für ein paar Lektionen ohne Beobachtung (durch mich selber und durch andere) angehen zu können. Das „Hinter-mich-bringen“ war motivierend.
Schlussfolgerung: Die Verbesserungsvorschläge der Runde nehme ich bis auf einen gerne an. Ich habe bereits damit begonnen, trotz der knappen Zeit ausführlicher zu erzählen, was wir machen werden, während ich vorher wirklich fast nur auf Rituale (Einsteigsfrage) und Vorbereitung (Arbeitsblätter sind bereits aufgehängt) gesetzt habe. Ich achte auch besser darauf, nur auf Dinge zu zeigen, die wirklich alle sehen und durch die Pultreihen gehe ich dereinst vielleicht auch öfter. Was ich nicht umsetzen werde, ist das Aufrufen der etwas „scheueren“ Leute. Ich denke, die Beobachtenden haben zu wenig bedacht, dass ich die Lernenden erst ein Semester und immer nur in dieser einen Abendlektion sehe (habe ich auch so gesagt im anschliessenden Gespräch). Es kommt mir nicht richtig vor, sie zu diesem Zeitpunkt zu piksen. Aber im zweiten Lehrjahr mache ich das sicher mehr. Ich bin schon eine Weile am Vorbereiten und Denken, weil ich dann mehr Mündliches machen will und das auch benoten werde.
Schulzeitung
Meine Lernenden machen die nächste Nummer unserer Schulzeitung „Pegasus“ und brauchen mich überhaupt nicht dazu. (Heul.) Vielleicht ist es das der Grund, weshalb Lehrpersonen nicht immer mit dem gleichen Elan „präppen“. Denn wenn Gruppenarbeiten wirklich optimal vorbereitet, die Ziele klar, Motivation und Ehrgeiz geweckt sind und die Hilfmittel bereit stehen, dann ist die Lehrperson überflüssig.
Und dass jetzt Pause wär‘, wird einfach ignoriert. Das ist die Schule, die ich möchte.
Neues Berufsbild (umsetzen)
Nun hat uns das neue Berufsbildungsgesetz erreicht. Die Buchhändlerinnen und Buchhändler müssen ihr Berufsbild überdenken. Alle Reglemente der Lehrberufe werden von einer Bildungsverordnung abgelöst, die anders aufgebaut sein wird. Ähnlich wie wir das von der Reform der kaufmännischen Grundbildung kennen (die allerdings auch noch einmal reformiert werden wird), sind neu Handlungssituationen am Arbeitsplatz massgebend.
Reduced to the max:
Klingt einfach. Wird uns ein paar Jahre beschäftigen. Aber ich freue mich darauf.
US Pressefreiheit
Die Mehrheit der US-Schülerinnen und Schüler scheint sich – immer gemäss Umfrage – nicht besonders über die staatliche Zensur aufzuregen. Nur 51% der Lernenden glauben, dass die Zeitungen frei und ohne Erlaubnis der Regierung publizieren können müssen. Droht der erste Verfassungszusatz mit der neuen Generation vor die Hunde zu gehen? Mit dem alltäglichen Schwur darauf, dem Fahnen hissen und dem Absingen der Nationalhymne scheint es jedenfalls nicht gemacht. Indes beruhigend ist die Schlagzeile: „Schuld haben nicht nur Schulen und Lehrer“. Danke, danke, danke!
Altgriechische Prägung

Altgriechisch ist nichts was ich kann und hat mich doch beeinflusst. Es gehörte zum meiner Schulzeit in der Rudolf-Steiner-Schule einfach zum Pflichtprogramm der 5. Klasse, kein Mensch hat es in Frage gestellt.
Freut euch Schüler! Freu dich Lehrer!
Das war, was wir am Anfang der Stunden gesagt haben (wie das in Altgriechisch ging, weiss ich leider nicht mehr, aber es schienen stehende Ausdrücke zu sein). Für mich war es ein hoch motivierendes Fach, in dem ich alles tun konnte, was ich mochte. Buchstaben malen, rezitieren, auswendig lernen. Es war meine Motivation für Metrik und die gehört zu meinem Alltag einfach dazu, wie für andere Leute Tonarten. Denn wie könnte ich leben, ohne den Hexameter in Berndeutsch zu erkennen und zu lieben? Wie könnte ich die Witze in Asterix verstehen? Zum Beispiel den Alexandriner aus Asterix und Keopatra , Seite 7, 4. Panel.
– Gibst Du Altgriechisch im Fächerkanon bayerischer Gymnasium langfristig eine Chance?
Ich fürchte nein. Wenn von Bildung immer mehr ein direkt wahrnehmbarer praktischer Nutzen erwartet wird, steht ein Fach, das im Endeffekt Grundlagen des lebenslangen Lernens vermittelt, auf verlorenem Posten.
Elend, aber wohl wahr. Kaltmamsell hats gesagt und mich aufs Thema gebracht. Dank nach VorspEISeplatte.