Werbung in der Buchbranche (3)

Seite aus der Vorschau 4th Estate August 96 bis Februar 97
Das ist ein Ausschnitt aus einer Verlagsvorschau von 4th Estate im Sommer 1996. Der Verlag war damals zwölf Jahre alt, arm an Mitteln, reich an Ideen und Freunden. Seine Bücher und Hefte waren schlicht und originell und für mich leicht zu an die aufgeschlossene Kundschaft zu bringen, wenn auch in kleiner Menge. Die 4th-Estate-Gründerin Vicotory Barnsley verkaufte im Jahr 2000 an HarperCollins, wo sie sich anstellen liess und meines Wissens immer noch arbeitet. Obige Typo war 1996 die Werbung für:
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Notes to myself

Im Lift in der Schule stecken geblieben. Baustaub schade dem Getriebe, er muss gereinigt werden. Beantragt, dass Lift bis nach der Reinigung geschlossen bleibt. Unerträgliche Vorstellung, dass die neuen Azubis in ihrer neuen Schule als erstes eingesperrt würden.
Vor zweit Tagen das Schulhaus beziehen können, bis auf vier Kisten alles ausgepackt und wieder eingeräumt. Nachher-Fotos und Kamera vergessen. Gestern Weiterbildung in Sachen Führungsverständnis inkl. Test mit 147 Fragen. Gemäss Resultat (Transaktionsanalyse) geringer Anteil Kindheits-Ichs (humorlos, unspontan). Heute Schulkonferenz: Viele gute Gespräche, wenig Bewegung. Viel gelacht.
Grosse Freude an den Reinigungsfrauen im Schulhaus. Haben ohne Anweisung Anweisung gegeben, wie mein Büro einzurichten sei; perfekt. Erstmals realisiert, wie sehr sie meine Bilder von Jörg Müller schätzen. Hatte „Vorsicht! Originale!“ drauf geschrieben und ein schlechtes Gewissen gehabt, weil sie ja immer Sorge tragen zu meinen Sachen.

Buchbestand am 22. Juli 2010

Ich wollte für einmal nicht Lesende fotografieren, sondern den Bücherbe- und -zustand zum Zeitpunkt x in unserem Mini-Mobil-Home aufnehmen. Das war nur während einer Siesta möglich, sonst kam es eigentlich höchstens in der fortgeschrittenen zweiten Hälfte der Nacht vor, dass keiner von uns las. Wir lasen natürlich auch die Abgesänge auf das Buch (nicht das Lesen, wohlgemerkt! Zeitungen trennen das gern und illustieren dann doch mit einer jungen Buchleserin).
Ferienlektüre am 22. Juli 2010, Mobil Home 74B Ferienlektüre am 22. Juli 2010, Mobil Home 74B
Ferienlektüre am 22. Juli 2010, Mobil Home 74B Ferienlektüre am 22. Juli 2010, Mobil Home 74B
Ferienlektüre am 22. Juli 2010, Mobil Home 74B Ferienlektüre am 22. Juli 2010, Mobil Home 74B
Ferienlektüre am 22. Juli 2010, Mobil Home 74B Ferienlektüre am 22. Juli 2010, Mobil Home 74B

retour (et en retard)

Déjeuner
Nach einem schönen, verlesenen, verschwommenen Sommermonat bin ich zurück im Regen der Schweiz. Die Einhemische unter Touristen zu sein fällt mir gerade etwas schwer. Ich hatte mich an die Rolle der wortkargen Ausländerin in Südfrankreich gut gewöhnt.
Seit drei Tagen wasche ich, lese die Post, verarbeite meine Mails und versuche zu strukturieren, was ich auf dem Memorystick an Unterrichtsvorbereitug aus den Ferien mitgebracht habe. Offline hat seinen Preis und lohnt sich für mich sehr. Denn der Unterschied liegt im Plus – ich fühle mich auch im Hintertreffen, wenn ich online bleibe. Unser Schulhaus ist noch immer eine grosse, kaum zugängliche Baustelle und ich widme mich deshalb zuerst dem, was ich gelesen habe. Ich gebe hier wenig Inhalt, sondern hauptsächlich eine Leseempfehlung.
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Abschluss 2010

Schulschluss gibt eine Menge Arbeit, manchmal so viel, dass ich morgens nicht daran glaube, bis am Abend auch nur das Nötigste getan zu haben. Sommeranfang ist für die meisten Lehrpersonen eine Zeit des Abhakens und des Verabschiedens.
Unsere Abschlussfeiern haben immer einen ähnlichen Ablauf und finden am gleichen Ort statt. Dennoch sind sie pro Jahrgang unterschiedlich. Dieses Jahr hielten ein frischer Buchhändler der einen Klasse und zwei frische Buchhändlerinnen der anderen Klasse je eine sehr passende Rede. Es las Ruth Schweikert – unter anderem einen ganz neuen, berührenden Text über die Herkunft und Heimat eines Kindes, welches sie selber gewesen ist.
Fast an jeder Abschlussfeier bekomme ich Rückmeldungen, die mich verblüffen. Dieses Jahr war es die Anerkennung der Autorin: „Danke für Ihr Engagement für den Beruf, der unser Überleben sehr befördert.“ Es kommt selten vor, dass Autorinnen diesen Zusammenhang herstellen, normalerweise ist der Buchhändler der erste, der in der digitalen Revolution beerdigt und der letzte, der verdankt wird.
Eine mir unbekannte Mutter (in Berufsfachschulen kennt man nicht die Eltern, sondern die Ausbilderinnen) erzählte, wie wichtig meine Hilfe und mein Zuspruch für den Erfolg der Tochter gewesen und wie dankbar die Eltern mir stets gewesen seien. Hätte mich jemand gefragt, wem ich in diesem Jahrgang besonders behilflich gewesen war, diese Tochter wäre mir zuletzt eingefallen.
Eine Azubi, mit der ich während der Lehre ein paar Mal ein ernstes Wort sprechen musste, weil sie wegen eines sportlichen Hobbys viel fehlte, erinnerte mich beim Abschied an etwas, was ich ihr im 1. Lehrjahr gesagt hatte: Für die vielen Absenzen müsse sie dann auch eine Medaille heimbringen. Nun war sie in ihrer Sportart wirklich Schweizer Meisterin geworden!
Es wird uns Lehrerinnen und Lehrer doch besser zugehört, als wir denken.

Orson und Orwell

Sind die häufigste Verwechslung, die mir – nicht nur in der Buchhandlung – begegnet ist. Deswegen sieht man in meinem George-Orwell-Header im Hintergrund den jungen Orson Welles. Es entsprach meiner Laune, als ich vor fünf Jahren diesen Header entworfen habe (umgesetzt hat’s dann artbeat). (Damals dachte ich, der einzig Lebende unter diesen meinen „Vorbildern“ mache es wohl auch nicht mehr lange, doch da hab‘ ich mich zum Glück getäuscht. )
Soeben beende ich das weissnichtwievielte Notizbuch meines Lebens. Beim Zurückblättern finde ich auf einer der ersten Doppelseiten einen Satz in Versalien: „ANIMAL FARM“ IST VON GEORGE ORWELL UND NICHT VON ORSON WELLS (EHRE WEM EHRE GEBÜHRET)
Ich erinnere mich wieder: Zum 175. Jubiläum der Universität Bern gab es Vorlesungen für Laien. Ich war mit dem Kind – auf dessen Wunsch – in einer von Walter Kälin. Auch er hat die beiden verwechselt und mehr als ein Orwell’sches Zitat Orson Welles zugeschrieben. Dass alle gleich sind oder zumindest sein müssten, könnte Orson Welles durchaus gesagt haben. Dass manche gleicher sind, das liess nur Orwell seine Schweine – als letztes, einzig verbleibendes Gebot – an die Scheunenwand schreiben.

A propos Lehrermangel

Die NZZ am Sonntag titelt heute „Hektische Aktionen gegen den Lehrermangel“ und schreibt im Innern des Blattes über die Gegenoffensive der Kantone.
Der Kommentar „Ein bisschen Tempo bitte!“ (NZZ am Sonntag, 27.6.2010, S. 17) ist eine ganz nette Abwechslung zum sonst üblichen Ton in der Presse i.S. Lehrer:

Man schluckt leer, wenn man die Zahl aus der Zürcher Bildungsdirektion hört. Treffen die Prognosen des Bundes zu, benötigt der Kanton in den nächsten Jahren 1000 zusätzliche Lehrer, den Ersatz der natürlichen Abgänge nicht berücksichtigt. (…) Gleiches gilt für andere Kantone. (…) Wieso hat das so lange gedauert, bis jemand reagiert? Die Prognosen sind schon lange bekannt, und die Personalsituation in den Schulen ist seit Jahren derart angespannt, dass jede weitere Verschärfung nicht mehr abgefedert werden kann. Geht es um kühne Reformen, reicht der Blick der Bildungsverantwortlichen jeweils weit in die Zukunft. (…) Höchste Zeit, dass sich der Planungseifer auf den wichtigsten Faktor der Schule – die Lehrer – überträgt.