Mich nicht wiederholen. Sparsamer sein

1. Mich nicht wiederholen
2. Nicht versuchen, amüsant zu sein
3. Weniger lächeln, weniger reden. Andererseits, und am wichtigsten: es ernst meinen, wenn ich lächle, und glauben, was ich sage + nur sagen, was ich wirklich glaube
4. Meine Knöpfe annähen (+ selbst zugeknöpfter sein)
5. Sachen, die nicht funktionieren, zu reparieren versuchen
6. Jeden Tag baden und alle zehn Tage die Haar waschen. Bei David* genauso.
7. Darüber nachdenken, warum ich im Kino an den Fingernägeln kaue
8. Mich nicht über andere Leute lustig machen, nicht gehässig sein, nicht das Aussehen anderer Leute kritisieren etc. (das ist alles vulgär und eitel)
9. Sparsamer sein (denn dadurch, dass ich so unbekümmert Geld ausgebe, bin ich darauf angewiesen, so viel zu verdienen)
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Zurück zu Weihnachten

Mir ist schleierhaft, wie Weihnachtsgeschenke ein Problem darstellen oder sogar gehasst werden können. Sie schaffen Umsätze und Arbeitsplätze. Ein Weihnachtsbaum ohne Geschenke darunter ist weniger schön als einer mit Päckli unter Tannengrün. Zudem ist Schenken eine edle Tätigkeit, denn Geben ist seliger. Wirtschaftliche, ästhetische und moralische Gründe sprechen also für das gute alte Weihnachtsgeschenk. Ebenso Praktische.
Mit dem, was ich zu Weihanchten bekommen habe, lebt es sich viel leichter in nass-grauer Zeit. Soeben habe ich das letzte Fläschchen der „Les Bains“ von meinem Schwager aufgebraucht und regelmässig entspanne ich im (in meinem Geburtsjahr kreierten) Cleopatra-Bad von einer lieben Freundin. Der trockenen Haut begegne ich erfolgreich mit der Avène Emulsion corporelle von meiner Schwester, die Zitronen-Handcrème fürs Büro habe ich nur dank weihnachtlicher Aufmerksamkeit einer Kollegin. Schlafen kann ich seit dem Christfest in neuer, blütenweisser Satinbettwäsche von meiner Mutter.
Und erst die Bücher! Jeden Morgen lese ich in Kurt Martis Notizen (ebenfalls von meiner Mutter). Jo Sacco zeichnet uns erschreckende Seiten von Palästina und Bosnien (Geschenk eines Freundes an den Mann), dafür amüsieren uns die Panini Bilder aus der Sammlung 1970 bis 2010 (von seinem Patenonkel an das Kind) immer wieder köstlich.
Wir essen Pasta di Semola di Grano Duro und würzen sie mit Trüffelöl oder geben Spaghettosa salsa al pomodri secchi dazu. Für kalte Tage haben wir Dörrbohen und Apfelringe, Chai und Tandoori im Vorrat. Wir waschen mit selbstgehäkelten Waschlappen ab und trocknen unsere Hände an bunt bemalten Handtüchern.
Also bitte: Nichts gegen Weihnachtsgeschenke.

Updates im Web und Leben

Bei mir liegen, stecken und kleben überall – auf Tischen, in Büchern, in meiner Hand- und Manteltasche – Zettel mit Notizen davon, was ich alles bloggen möchte. Ich habe bei den ganzen adminstrativen Herausforderungen langsam das Gefühl, meine kreative Seite verkümmere. Allerdings muss ja auch alles Administrative irgendwie so kreiert werden, dass man es kommunizieren kann. Ich habe beispielsweise zwei Subsites auf unserer Schulwebsite soweit fertig, dass sie einigermassen vorzeigbar sind, die mir einiges an Kreativität abverlangt haben, auch wenn man das wohl nicht sieht:

  • Die neue Weiterbildung Fachausweis Buchhandel („Meisterlehre“)
  • Es ist schwierig, diesen Schritt zur höheren Berufsbildung „alten Hasen“ schmackhaft zu machen. Aber ich freue mich sehr, dass reges Interesse bei den jungen Buchhändlerinnen und Buchhändlern besteht, ich schon entsprechende Beratungsgespräche führen konnte und sich einige sogar nach Details im Lehrplan fragten. Es braucht nun etwas Anlaufzeit, bis diese über die nötige Berufserfahrung verfügen.

  • Die neue Grundbildung Fachfrau/-mann Kundendialog
  • Da bin ich per 1. Januar 2011 zur Abteilungsleiterin befördert worden. Ich weiss aber nicht, ob das der richtige Ausdruck für eine Abteilungsleitung mehr ist?
    Aber so geht das immer in meinem Leben als Berufsfrau ohne Hochschulabschluss: Ein Schritt vorwärts, zwei zur Seite. Und das ist gut so.

    Junges Frauenstimmrecht

    Sophie Kuhn im MM 6, 7 2011

    Sophia Kuhn (19), lernende Buchhändlerin: „Abstimmen zu können bedeutet viel. Aber wir müssen für die Lohngleichheit weiterkämpfen oder dafür, dass wir Kind und Karriere besser vereinen können.“
    Genau! Wie schön, wenn einem die eigene Schülerin so in der Presse begegnet. Wir haben pfiffige Lernende, 85% von ihnen sind Frauen. Die meisten werden in ihrer Lehrzeit mündig und stimmen dann zum ersten Mal ab.
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    Zettelkasten fürs Wahljahr (2)

    Wir brauchen die Solidarität der Aufgeklärten. Unsere Antwort auf den Islam kann nicht die Rückbesinnung auf den christlichen Glauben sein (…). Unsere Antwort finden wir bei den grossen Aufklärern Lessing und Mendelssohn, bei Wilhelm von Humboldt und Rahel Varnhagen. Wir brauchen die Solidarität und Freundschaft aller, die für ein freiheitliches, säkulares Europa streiten, unabhängig von ihrer Herkunft und ihrem Glauben. Unser Beistand gild denen, die um eine Freiheit kämpfen müsse, die zu den Selbstverständlichkeiten unseres Lebens gehört und die wir zu verteidigen haben.

    Monika Maron in ihrem Essay „Das Licht des Wissens“ im SPIEGEL 4/2011 vom 24. Januar 2011.

    unblogged

    Ich blogge etwa zur Hälfte aus dem Handgelenk, ohne meine Beiträge überhaupt durchzulesen. Die anderen Hälfte schreibe und bebildere ich sorgfältig. Posts, die so entstehen, bearbeite ich in mehreren Schritten, weil mein Leben halt so (gewählt) ist, dass ich an keiner Sache länger bleiben kann. Ich verfüge deshalb über ein Archiv mit Beiträgen in verschiedenen Stadien, und heute morgen habe ich sie wieder einmal durchgesehen. Die stichwortartigen Texte verstand ich selten und nur bei wenigen Bildern ist mir die ursprüngliche Idee wieder eingefallen. Hier fünf unveröffentlichte Aufhänger aus fünf Blogjahren als Rätsel (mit Lösung hinter dem Klick):
    Welches Buch?
    Chinesische Übersetzung eines bekannten Jugendbuches
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    Agenda in Farbe

    Ich schaue auf eine bunte Woche zurück. Sonntagabends, wenn ich die neue plane, gucke ich meistens auch die vergangene Woche nochmal an – und die sah aus wie ein Patchworkdecke. Ich benutze im Outlook die Farbpalette, das hilft mir, die verschiedenen Kostenstellen im Griff zu behalten, für die ich dann auch wieder budgetieren muss.
    Im Moment stecke ich arbeitsmässig in einer ereignisreichen und dynamischen Phase, wobei das ein wenig schöngeredet ist. Eigentlich ist es eher hektisch bis chaotisch, weil so viel Neues läuft. Aber ich mag ja Neues.
    Letzte Woche hatten die Azubis noch schulfrei, nur die Sekretariate waren besetzt. Montags habe ich zwei Schaukästen geplant, das Material dafür zusammengestellt und sogar jemanden gefunden, der die Ausstellung fertig gestaltet hat, weil es mir vor dem nächsten Termin nicht mehr reichte. Ich hasse es, wenn ein neues Jahr anfängt und am Schuleingang immer noch das Alte ausgestellt ist.
    Ich habe mich danach zwei Stunden mit einem neuen Beruf befasst, von dem ich sicher noch berichten werde. Es wartet in der Sache noch viel Arbeit auf unsere Schule, denn wir werden im August 2011 die ersten und einzigen sein, die dazu Berufsschulunterricht anbieten.
    Am Nachmittag und bis in den Abend habe ich drei Budgets für 2012 zu machen versucht: Das für die Abteilung Buchhandel, das für die Abteilung Kundendialog und das für den Lehrgang Buchhändler/in mit Fachausweis (Meisterlehre). Diese Tätigkeit war weniger eine betriebswirtschaftliche denn eine hellseherische. Und so kritallkugelklar war ich immerhin gewesen, am Dienstag eine Fragestunde bei unserem Chefbuchhalter abzumachen.
    Und wer noch nicht über diesem Schulaufsatz „was ich letzte Woche gemacht habe“ eingeschlafen ist, lese … „Agenda in Farbe“ weiterlesen

    Beständig ist das leicht Verletzliche

    Die Laubwolke
    Beständig ist das leicht Verletzliche.
    Lange hing die grüne Wolke über der Erde,
    wohin ging sie?
    Im neuen Frühling schwebt sie wieder an
    und erfüllt ihren Ort
    zwischen Grund und Höhe.
    Vom Winde gesteuert,
    vom Regen gedrängt,
    vom Licht gehoben,
    kehrt sie immer zurück
    und bleibt so viele Jahre.
    Jedesmal in den herbstlichen Lichtern
    klagt’s aus ihr: ich sinke, warum ich?
    Und lauter mit dem Sinn von Dichtern:
    Es stürzt mich, ja, warum nicht mich?
    Wird es dann Winter –
    im Himmel kriecht gekrümmtes Gestäbe,
    den einmal gewachsenen Abstand nicht ändernd,
    eins des andern vielleicht nicht gewahr,
    doch beisammen in gleicher Spreizung.
    Zwischen Grund und Höhe,
    von der Säge des Gärtners unzerrissen,
    von der Axt des Fällers nicht getroffen,
    bleibt das Gesetz: Beständig ist das leicht Verletzliche.
    Oskar Loerke (1884 – 1941)
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    Zettelkasten fürs Wahljahr (1)

    (…) Einstweilen sitzt der Politik- und Informationskonsument im heimatlichen Sessel, begutachtet mit dem wählerischen Trotz eines verwöhnten Kindes die Angebote der Parteien und reagiert mit beleidigter Politikverdrossenheit, wenn seine persönliche Bedürfnispalette nicht abgedeckt wird. Ursprünglich war Demokratie als ein Verfahren gedacht, das es den Bürgern ermöglicht, sich in Interessengemeinschaften zu organisieren, um ihren Anliegen Ausdruck zu verleihen. Erwartet wurde, dass ein Mensch, der unzufrieden ist und sich für oder gegen etwas einsetzen will, das Ruder in die Hand nimmt. Dass er einer Partei beitritt, seinen Abgeordneten aufsucht, an einer Gewerkschaftssitzung teilnimmt, zur Demonstration geht, eine Bürgerinitiative gründer oder wenigstens einen wütenden Leserbrief schreibt. Menschen, die das tun, gibt es glücklicherweise immer noch. Viele andere aber erwarten von der Politik, dass sie „abgeholt“ und „mitgenommen“ werden. (…)

    Juli Zeh in einem Vortrag im Wintersemester 2011/2011 im Rahmen der 24. Tübinger Poetik-Dozentur unter dem Titel „Aufgedrängte Bereicherung“. Heute in gekürzter Fassung in Der Bund.
    Das ist der erste Beitrag zu meinem bloggischen Zettelkasten, den ich für das kommende Wahljahr anlege. Wir wählen 2011 in der Schweiz unsere Vertreterinnen und Vertreter ins Parlament.